Der Iran stellte Vorabfinanzierungen für einen Krieg zwischen der Hamas und Israel im Jahr 2023 bereit, und die Hamas plante gemeinsame Infiltrationsaktionen mit der Hisbollah.
Wie ein neuer Bericht des Meir Amit Intelligence and Terrorism Information Center, der auf Dokumenten basiert, welche die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) im letzten Jahr im Gazastreifen entdeckt hat, belegt, war der Iran ein wesentlicher Bestandteil der Vorbereitungen der Hamas für ihren Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober 2023. Das Meir Amit Center ist eine Nichtregierungsorganisation, die eng mit dem israelischen Geheimdienst zusammenarbeitet und Terrorismusberichte veröffentlicht, die oft auf Primärquellen basieren und von aktuellen und ehemaligen Offizieren israelischer Geheimdienste verfasst werden.
Obwohl der Iran bestreitet, im Vorfeld vom Angriff am 7. Oktober gewusst zu haben, deuten die im Bericht zitierten Unterlagen auf eine Beteiligung Teherans an den Vorbereitungen der Hamas hin. »Von IDF-Truppen bei der Bodenoperation im Gazastreifen beschlagnahmte Hamas-Dokumente geben einen seltenen Einblick in das Ausmaß die Involvierung des Irans in die Hamas.« Dies sei Teil »des Aufbaus seiner ›Achse des Widerstands‹ gegen Israel« gewesen, heißt es in dem Bericht, der hinzufügt, die Papiere gäben Aufschluss »über den strategischen Prozess des Irans, sich in den Geschehnissen in der Hamas im Speziellen und im Gazastreifen im Allgemeinen zu etablieren und Einfluss zu gewinnen«.
Waffenschmuggel und Kooperation
Am 18. Dezember 2022 informierte Marwan Issa, der im März dieses Jahres getötete, stellvertretende Kommandeur der Qassam-Brigaden, den mittlerweile ebenfalls getöteten Hamas-Führer Yahya Sinwar in einem Brief, der Iran hätte sich bereit erklärt, für ein Jahr lang ein Sonderbudget von sieben Millionen Dollar pro Monat zur Vorbereitung auf einen Krieg mit Israel bereitzustellen. Issa vertrat die Ansicht, dass die Hamas einen Vorschuss von drei oder vier Monaten verlangen sollte, damit sich die Gruppe schneller vorbereiten könne.
In dem Brief heißt es, dass die beiden Seiten Möglichkeiten erörterten, über vertrauenswürdige Schmugglernetzwerke Waffen aus dem Jemen an die Hamas zu liefern, wozu auch die Nutzung eines iranischen U-Boots zählte.
Im Mai 2022 richtete der frühere Hamas-Führer und jetzige Politbüro-Funktionär Khaled Mashal ein Schreiben an Issa über ein gemeinsames Projekt des Irans und der Hamas zur Vorbereitung einer Infiltration Israels. Die Hamas würde Stützpunkte im Libanon errichten, beginnend mit 2.000 Terroristen, die unter dem Kommando der Hisbollah-Eliteeinheit Radwan agieren sollten. »Es gibt zwei Hauptmissionen«, heißt es in dem Brief. »Kommt es zu einem gemeinsamen Gefecht und die Radwan-Truppe will angreifen, wird die Hamas an vorderster Front stehen. Gibt es ähnliche Umstände wie [im elftägigen Israel-Hamas-Krieg im Mai 2021], wird es unabhängige Infiltrationsaktionen geben, d. h. Al-Qassam-Gruppen [Hamas] werden infiltrieren.«
Mashal bezog sich dabei auf Auseinandersetzungen zwischen der Hamas, der Hisbollah und der Revolutionsgarde (IRGC) über die Befehlskette bei der koordinierten Zusammenarbeit der Gruppen. Die Hamas, schrieb er, wolle zwar eine »gute Atmosphäre« bewahren und keine Konflikte mit den anderen Gruppen entfachen, »es ist aber unser Recht, gegenüber der Hisbollah ein hohes Maß an Geheimhaltung zu wahren«.
Technische Ausbildung
Der Iran hat in den Jahren vor dem Angriff vom 7. Oktober 2023 auch Hamas-Terroristen im Umgang mit Drohnen ausgebildet. Einem weiteren Dokument zufolge wurden die Terroristen 2019 über die Türkei in den Iran geschmuggelt, um dort eine Ausbildung zu erhalten. »Diese Mission wurde mit geheimen Anweisungen des Korps der Islamischen Revolutionsgarde [IRGC] durchgeführt, um die Fähigkeiten der Elitemitglieder der Al-Qassam-Brigaden im Gazastreifen zu entwickeln«, heißt es in einem Dokument. »Der Kurs war Teil einer geheimen Koordination zwischen der Hamas und dem IRGC für den Einsatz bei speziellen Terrormissionen gegen die israelische Armee.«
Mehrere Papiere deuteten darauf hin, dass der Iran spezifische Anweisungen hatte, wie das an die Hamas geschickte Geld. verwendet werden sollte. Bezüglich eines von Issa 2021 geschriebenen Briefs, in dem er sich über auf dem Transportweg verschwundenes Geld beschwerte, heißt in der Bewertung des Meir Amit Center, die Hamas-Führung habe »wahrscheinlich einen Teil des iranischen Geldes in ihre eigenen Taschen gesteckt oder für ihre eigenen Zwecke behalten«.
Der Iran nutzte seinen finanziellen Einfluss, um auf die Entscheidungen der Hamas einzuwirken. Der ebenfalls in diesem Jahr in Teheran getötete politische Führer der Hamas, Ismail Haniyeh, informierte 2022 Sinwar, dass die Islamische Republik ihre Finanzierung der Hamas wieder aufnehmen werde, nachdem Letztere sich bereit erklärt hatte, die Beziehungen zum Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad wiederherzustellen. Zuvor hatte die Hamas syrische Rebellen gegen Assad unterstützt, was ihre Beziehung zum Iran schwer belastete.
»Schiitisierung« Gazas
Der Iran unterstützte auch mehrere kleinere Terrorgruppen im Gazasteifen, die unter dem Kommando des Palästinensischen Islamischen Dschihads operierten. Die Islamische Republik war aber ebenfalls bereit, mit säkularen palästinensischen Terroristen wie der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) zusammenzuarbeiten, die 2023 Vertreter zu einem Treffen mit dem iranischen Botschafter in Syrien entsandte, um die Zusammenarbeit beim »Widerstand der palästinensischen Nation im Westjordanland« und die »Stärkung der Widerstandsachse« zu besprechen.
Darüber hinaus versuchte das schiitische Regime in Teheran, die mehrheitlich aus sunnitischen Muslimen bestehende Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu beeinflussen und einen Prozess in Gang zu setzen, den der Bericht als »Schiitisierung« bezeichnet. Zu den vom Iran gesponserten Aktivitäten gehörten Feiern zum »Quds-Tag«, einem vom Teheraner Mullah-Regime erfundenen Feiertag zur Vernichtung Israels.
Das Regime veranstaltete auch Wettbewerbe für »Medienprojekte zur Stärkung der Stabilität« der iranischen Stellvertreter und zahlte monatlich etwa 120.000 Dollar, um Radiosender der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihads zu unterstützen. Des Weiteren sponserte es nach Terroristen benannte Stipendien und versorgte Schüler mit kostenlosem Unterrichtsmaterial sowie Informationen über die Quds-Truppe des IRGC und andere Elemente der Teheraner »Achse des Widerstands« gegen Israel.