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Die Klagen der Fischer von Gaza

Mohammed ist nur einer von vielen Fischern im Gazastreifen, die über die Belastungen durch die Hamas klagen. (Quelle: Mohammed Altlooli)
Mohammed ist nur einer von vielen Fischern im Gazastreifen, die über die Belastungen durch die Hamas klagen. (Quelle: Mohammed Altlooli)

Gazas Fischer geben die Schuld an ihrer tristen Lage nicht Israel, sondern der Hamas, die ihnen das Wenige raubt, das sie noch zum Leben haben.

Mohammed Altlooli

Mohammed Matar ist siebenundzwanzig Jahre alt. Geboren und aufgewachsen ist er im Al-Shati-Flüchtlingslager im nördlichen Gazastreifen. Seit dem Jahr 2005 arbeitet er in den Gewässern vor der Küste als Fischer und versucht auf diesem Weg, seine Familie über Wasser zu halten. Wohlhabend war die große Mehrheit der Bevölkerung Gazas noch nie, aber seit die islamistische Hamas 2007 die Macht im Küstenstreifen übernommen hat, hat sich die Lage der Menschen noch einmal massiv verschlechtert. Dafür sind nicht zuletzt die Steuern verantwortlich, die auf unbedingt benötigte importierte Güter eingehoben werden.

Als Fischer ist Mohammed in die Fußstapfen seines Vaters getreten, der mehr als dreißig Jahre lang als Fischer zur See gefahren ist. Eine andere Möglichkeit zum Bestreiten seines Lebensunterhalts hat Mohammed nicht gesehen – die Arbeitslosigkeit ist hoch, und irgendwo muss das Geld ja herkommen, mit dem er für die Kosten seines Hauses aufkommen und seiner Familie ein menschenwürdiges Leben finanzieren kann.

Mit seiner Arbeit kommt Mohammed aber kaum über die Runden – und wie viele andere Fischer im Gazastreifen auch, macht er die Hamas für seine schlechte Lage verantwortlich, weil diese die Fischer mit hohen Steuern belastet. Die Hamas gibt der israelischen Blockade die Schuld und argumentiert, dass sie die Steuereinnahmen brauche, um die öffentlichen Dienste zu finanzieren, die sie als herrschende Macht im Gazastreifen organisiere.

Ein Argument, das Mohammed und seine Kollegen nicht gelten lassen. Wenn schon die Last durch die angebliche Blockade so schwer wiege, warum lasse die Hamas sie dann nicht wenigstens mit dem Wenigen auskommen, das sie mit dem Fischfang verdienen können?

»Ich bin Fischer in dritter Generation«, sagt Mohammed. Es sei eine schwere Arbeit, aber die vielen Stunden auf See seien nun einmal das Einzige, wovon er und seine Familie leben könnten – wenn da nicht die »Schikanen der Regierung durch die Steuern« wären, die ihm und seinen Kollegen auferlegt werden und die ihnen auch noch den geringen Verdienst aus der mühsamen Plackerei rauben, den sie zum Leben brauchen. »Wenn sie keine anderen Arbeitsplätze zur Verfügung stellen können, sollen sie uns wenigstens von unserer Arbeit leben lassen.«

Mohammed ist mit seinen Klagen über die Hamas nicht allein. Viele denken wie er, aber öffentlich Kritik zu äußern, ist gefährlich. Davon kann Rahim Bakr ein Lied singen. Auch er stammt aus dem Al-Shati-Flüchtlingslager, auch er ist Fischer. Dass er sich lautstark über die niederdrückenden Belastungen durch die Hamas beschwerte, brachte ihm sogleich einige Zeit in einer Zelle und Verhöre durch den Sicherheitsdienst der Hamas ein. Erst vor kurzem wurde er wieder freigelassen, aber er weiß, dass er wegen seines »verdächtigen« Verhaltens unter Beobachtung steht.

Momentan, so erzählt Mohammed, kann er nicht hinaus aufs Meer fahren. Sein kleines Boot, die Hasakah, ist kaputt gegangen, doch trotz all seiner Bemühungen ist es ihm nicht gelungen, es selbst zu reparieren. Er braucht dringend Unterstützung, die es ihm ermöglichen würde, seine Arbeit wieder aufzunehmen. Woher diese kommen soll, weiß Mohammed nicht. Nur eines weiß er: Von der Hamas wird sie nicht kommen.

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