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Der Antisemitismus der »Jüdischen Stimme für den Frieden«

Demonstration der »Jewish Voice for Peace« in Atlanta
Demonstration der »Jewish Voice for Peace« in Atlanta (© Imago Images / ZUMA Wire)

Die linksradikale amerikanische Gruppe macht Israel nicht nur für den israelisch-arabischen Konflikt verantwortlich, sondern auch für die Probleme der Vereinigten Staaten. 

Hannah Margolis

Am 3. November wurde auf dem offiziellen Twitter-Accounts des Aktionsflügels der linkradikalen Organisation »Jewish Voice for Peace« (»Jüdische Stimme für den Frieden«, JVP) behauptet, die gemeinsamen Werte der Vereinigten Staaten und Israels seien »super rassistisch«. Fünf Tage später retweetete die »Jewish Voice for Peace Action« (JVPA) die Behauptung, dass »Zionisten« – eine kaum verhüllte Dogwhistle für ›Juden‹ – »mit Freuden überall die Demokratie niederbrennen«.

Am 13. Dezember twitterte die JVP: »Pro-Israel in Amerika zu sein bedeutet auch, sich an den konservativen Bemühungen zu beteiligen, die weiße Vorherrschaft aufrechtzuerhalten, Schwangerschaft- bzw. Abtreibungs- und LGBTQ+-Rechte zurückzudrängen und die Demokratie zu schwächen.«

Diese Aussagen sind Teil einer langen Geschichte antisemitischer Stereotypen, mit denen behauptet wird, Juden seien die Quelle des Unglücks der Welt und verkörpern das, was eine bestimmte Gesellschaft als das ultimative Böse wahrnimmt. Lassen Sie sich nicht von ihrem Namen täuschen, die »Jewish Voice for Peace« setzt sich nicht für irgendeine Art von Frieden ein. Ihre Ziele sind simpel: Delegitimierung des Staates Israel und Förderung des Antisemitismus. 

Schlimmer noch, die Organisation hat eine große Fangemeinde in den sozialen Medien und unterhält Ortsgruppen auf den Campus von Universitäten in ganz Amerika. In Pittsburgh, wo ich an der University of Pittsburgh studiere, warb die JVP im Oktober vergangenen Jahres für eine offen verleumderische Petition, in der eine »ehrliche Berichterstattung über israelische Angriffe auf Palästinenser in der New York Times« gefordert wurde. Die fragliche Petition forderte, die New York Times sollte Israels Verteidigungsmaßnahmen als Reaktion auf den palästinensischen Terror der Terrorgruppe »Höhle der Löwen« verteufeln.

Lügen und Verschwörungstheorien

Im Jahr 2021 propagierte die JVP einem mehrfach widerlegte Verschwörungstheorie namens »Deadly Exchange« (»Tödlicher Austausch«), die fälschlicherweise behauptet, Israel bilde amerikanische Polizeibeamte darin aus, Gewalt gegen Schwarze anzuwenden. 

In der dazugehörigen Petition wurde ohne Angabe von Beweisen behauptet, »die US-Polizei wendet die Taktik der Besatzungsarmee [Israel] gegen die Menschen in diesem Land an«. Im Endeffekt machte die Petition Israel für Polizeibrutalität in den USA und amerikanischen Rassismus verantwortlich. Dies ist ein klassisches Beispiel dafür, wie die JVP antisemitische Stereotype nutzt, indem sie Juden für die sozialen Probleme Amerikas verantwortlich macht.

Dies schadet nicht nur Israel und den Juden, sondern auch den Vereinigten Staaten. Es war die Anti-Defamation League (ADL) die vorschlug, israelische und amerikanische Strafverfolgungsbehörden zusammenzubringen, weil Israel seit seiner Gründung mit der ständigen Bedrohung durch den Terror zu kämpfen hat und nach den Anschlägen vom 11. September 2001 klar wurde, dass die USA von Israels jahrzehntelanger Erfahrung in der Terrorismusbekämpfung profitieren könnten. 

Der Widerstand der JVP gegen den »keinerlei taktische oder militärische Ausbildung« beinhaltenden Austausch zwischen amerikanischen und israelischen Polizisten ist taub für die berechtigten Sorgen über Terror in den USA. Dies gilt umso mehr nach dem tödlichen Angriff mit Schusswaffen auf die Tree of Life Synagoge im Oktober 2018.

Lügen über Juden und Israel zu verbreiten und Hass gegen sie zu schüren, bleibt nicht ohne Folgen. Ein 2022 von der AMCHA-Initiative veröffentlichter Bericht dokumentiert 254 Angriffe auf Juden und jüdische Einrichtungen allein im Schuljahr 2021/2022, doppelt so viele wie ein Jahr zuvor. Der Bericht hält fest, dass sich »die Versuche, den Zionismus vom Judentum und von progressiven Anliegen abzuspalten, fast verdreifacht haben«.

Angriff auf Israel 

Die JVP versucht auch, die Legitimität Israels und die jüdische Verbindung zum Land zu negieren, indem sie den Zionismus als »siedlerkoloniale Bewegung« definiert. Für die JVP gelten indigene Rechte und Selbstbestimmung für alle, außer für Juden.

Israel ist und war immer das Heimatland der Juden, und die Juden haben ihre Verbindung zu diesem Land über Jahrhunderte hinweg aufrechterhalten. Sie haben in Richtung Jerusalem gebetet. Das Amidah-Gebet enthält eine ganze Strophe, die der Rückkehr nach Israel gewidmet ist: »Mögen unsere Augen Deine Rückkehr nach Zion in Barmherzigkeit erblicken. Gesegnet seist du, Herr, der seine göttliche Gegenwart in Zion wiederherstellt.« An Rosch Haschana, Jom Kippur und Pessach ist es üblich, »Nächstes Jahr in Jerusalem« zu sagen.

Auch aus diesem Grund [nicht nur aus Flucht vor Diskriminierung und Verfolgung] kehrten Juden, als sie die Gelegenheit dazu hatten, in einer Reihe Einwanderungsbewegungen (Aliyot) in das Land zurück. Trotz der arabischen Gewalt gegen die Juden und aller Widrigkeiten zum Trotz bauten die Neueinwanderer [Olims] einen Proto-Staat auf und akzeptierten schließlich den Teilungsplan von 1947, der die Schaffung eines jüdischen Staates neben einem arabischen Staat vorsah. 

Die arabischen Führer lehnten den Plan ab und begannen einen Krieg gegen das neugeborene Israel, und verhinderten so die Gründung des arabischen Staates zu. Diese ablehnende Haltung hat sich nicht geändert. Seit 1947 wurden noch alle unterbreiteten Zwei-Staaten-Lösungen von den palästinensischen und arabischen Führern abgelehnt.

Für die JVP spielt das alles keine Rolle. Für sie ist Israel allein für den anhaltenden arabisch-israelischen Konflikt verantwortlich. Und das ist ihnen nicht genug. Israel muss auch an allen Problemen der Vereinigten Staaten schuld sein. Die Lügen, mit denen die JVP ihr Publikum im College-Alter in den USA anspricht, schaden der Wahrnehmung Israels und bringen die Übel der Welt – wie Rassismus, Kolonialismus und andere Formen der Gewalt und Unterdrückung – direkt mit Israel und dem israelisch-palästinensischen Konflikt in Verbindung. 

Abgesehen von ihrem unverhohlenen Antisemitismus besteht der vielleicht ungeheuerlichste Aspekt der JVP jedoch darin, ein solches Verhalten an den Tag zu legen, während sie sich hinter der Ausrede versteckt, eine jüdische Organisation zu sein, die ein »Judentum jenseits des Zionismus« anstrebe.

Hannah Margolis ist CAMERA-Stipendiatin und Studentin an der Universität von Pittsburgh. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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