Vor dem Gaza-Krieg: Das Leben unter der Hamas-Unterdrückung

Machen nicht nur Israelis, sondern auch Gazanern das Leben zur Hölle: Mitglied der Qassam-Brigaden der Hamas
Machen nicht nur Israelis, sondern auch Gazanern das Leben zur Hölle: Mitglied der Qassam-Brigaden der Hamas (Quelle: JNS)

Die Bewohner des Gazastreifens mussten lernen, was es heißt, sich dem islamistischen Regime der Terrororganisation Hamas zu widersetzen.

Catherine Perez-Shakdam

In der klaustrophobischen Enklave des Gazastreifens wurde das Leben der zwei Millionen Einwohner unter der erstickenden Herrschaft der Hamas zu einer langanhaltenden Tortur. Seit ihrer Machtübernahme im Jahr 2007 übt die Terrororganisation ihren despotischen Einfluss auf das Gebiet aus und setzt ein Arsenal an Zwang und unerbittlicher Indoktrination ein, um abweichende Meinungen zu unterdrücken und den Geist der ihr Unterworfenen zu formen.

Die Straßen von Gaza hallten von den stummen Schreien der Unterdrückung wider. Die Luft war erfüllt von unausgesprochener Angst, da jede Ecke, jede Gasse und jedes Haus unter den wachsamen Augen der Hamas-Agenten standen. Es handelte sich nicht nur um ein politisches Regime, sondern um eine allgegenwärtige Macht, die jeden Aspekt der Existenz durchdrang und eine einst lebendige Gemeinschaft in einen Käfig der Unterwerfung verwandelte.

Gewalt und Unterdrückung

Kleine Kinder wurden in das Netz der Hamas verstrickt; die Schulen waren Propagandafabriken, in denen der Lehrplan nicht auf Bildung, sondern auf Indoktrination ausgerichtet ist. Die Schulbücher sind voller Hass, verherrlichen das »Märtyrertum« und schüren den Hass gegen Israel und die »jüdisch-christliche Welt«. Auch auf den Spielplätzen wurde die Saat des Radikalismus gelegt, wo Kindern demgemäß instruiert wurden, um sie zu Schachfiguren im tödlichen Spiel des Dschihads umzuformen.

Diese Indoktrination war nicht auf das Klassenzimmer beschränkt. Sie sickerte durch die Medien, religiöse Lehren und Gemeindeaktivitäten in die gesamte Gesellschaft ein. Fernseh- und Radiosendungen verbreiteten das ewig gleiche Dogma und schufen so eine unausweichliche Echokammer, welche die Erzählungen des Regimes verstärkte. Moscheen wurden als Plattformen für politische Agitation genutzt. Gemeindeveranstaltungen dienten als Bühne für die Verankerung des islamistischen Narrativs.

Die wirtschaftliche Lage war ebenso düster. Angesichts steigender Arbeitslosigkeit und grassierender Armut kontrollierte die Hamas den Zugang zu Arbeitsplätzen und Ressourcen, um ihre Macht zu festigen. Die Loyalität zum Regime wurde mit Arbeitsplätzen und Beihilfen belohnt, während abweichende Meinungen mit wirtschaftlicher Ächtung bestraft wurden.

Gewalt und Unterdrückung waren die beiden Säulen, auf denen die Kontrolle der Hamas ruhte. Das Regime duldete keine Opposition. Mit politischen Rivalen wurden nicht diskutiert, sie wurden eliminiert. Andersdenkenden Stimmen wurde nicht mit Argumenten begegnet, sondern mit Kugeln. Willkürliche Verhaftungen, Folter und außergerichtliche Tötungen waren keine Ausnahmen, sondern die Regel.

Die erschütternden Geschichten derjenigen, die es wagten, ihre Stimme zu erheben und dafür den höchsten Preis zahlten, dienten dem Rest der Bevölkerung als grimmige Erinnerung an den Preis des Widerstands.

Gegen Frauen und Homosexuelle

Frauen trugen einen unverhältnismäßig hohen Anteil an der Last der islamistischen Hamas-Herrschaft. Unter dem Deckmantel religiöser und kultureller Normen wurden sie strengen Einschränkungen und Diskriminierungen unterworfen; gezwungen, sich an strenge Kleidervorschriften zu halten, in traditionelle Rollen gezwängt und ihr Leben durch die patriarchalischen Dekrete des Regimes eingeschränkt. Die Folgen von Widersetzlichkeit waren öffentliche Schande, körperliche Züchtigung oder Schlimmeres.

Doch die Manipulation durch das Regime ging noch weiter. So wurden die Frauen systematisch traumatisiert und einer Gehirnwäsche unterzogen, damit sie ihre Unterwerfung akzeptierten und zu unfreiwilligen Vollstreckerinnen ihrer eigenen Unterdrückung wurden. Diese verinnerlichte Frauenfeindlichkeit setzte einen Kreislauf von Missbrauch und Kontrolle fort.

Der Einsatz von Traumata als Kontrollinstrument war ein Markenzeichen der Hamas-Herrschaft. Die ständige Gewaltanwendung schaffte ein Klima der Angst und Hilflosigkeit und förderte das Gefühl der Abhängigkeit vom Regime in Bezug auf Schutz und Stabilität. Die systematische Zufügung von Traumata sorgte dafür, dass die Bevölkerung psychologisch unterdrückt blieb und kaum bereit war, Widerstand zu leisten oder Veränderungen anzustreben.

Eine besonders heimtückische Form der Repression unter der Hamas-Herrschaft war die allgegenwärtige sexuelle Gewalt, die zur grausamen Norm wurde. Der eiserne Griff des Regimes ließ die sexuelle Gewalt ungehindert gedeihen und wurde zu einem weiteren Instrument der Unterdrückung. Dazu zählen auch die weit verbreiteten Kinderheiraten, wobei Mädchen im Alter von zwölf Jahren in Ehen mit älteren Männern gezwungen werden. Die jungen Bräute, oft von ihren Familien als Last empfunden, werden an Männer übergeben, die sie als Eigentum betrachten. Diese Mädchen verlieren nicht nur ihre Kindheit, sondern werden in ein Leben der häuslichen Knechtschaft und sexuellen Ausbeutung gedrängt.

Die Vergewaltigung in der Ehe, die für viele Frauen im Gazastreifen eine schreckliche Realität ist, ist ein weiterer Ausdruck der allgegenwärtigen sexuellen Gewalt. Nach der Auslegung des islamischen Rechts durch die Hamas gibt es das Konzept der Vergewaltigung in der Ehe nicht. Eine Frau wird als Eigentum ihres Mannes betrachtet, ihre Zustimmung ist irrelevant. Dieser rechtliche und kulturelle Rahmen lässt Frauen ohne Schutz oder Rechtsmittel zurück; ihre Hilferufe werden von einer Gesellschaft zum Schweigen gebracht, die ihr Leiden als akzeptabel, ja, sogar als erwartet ansieht.

Die LGBTQ-Gemeinschaft befindet sich in einer unvorstellbaren Notlage. Für die Hamas gilt Homosexualität nicht nur als Tabu, sondern als Verbrechen. Die Mitglieder der LGBTQ-Gemeinschaft leben in ständiger Angst vor Entdeckung, Verfolgung und Gewalt. Sie sind gezwungen, sich zu verstecken und ein Doppelleben zu führen, um den brutalen Folgen einer Entdeckung zu entgehen.

Kampf als religiöse Pflicht

Folter, Ehrenmorde und Zwangskonvertierungen waren an der Tagesordnung, da die Hamas versuchte, das auszurotten, was sie als abweichendes Verhalten ansah. Das Regime wollte den Gazastreifen von allen säubern, die seinen Idealen nicht entsprachen.

Indem die Hamas ihren Kampf als religiöse Pflicht darstellt, umhüllt sie ihre politischen Ambitionen mit einem Anstrich von Frömmigkeit, sodass es für Außenstehende schwierig ist, die wahre Natur ihrer Agenda zu erkennen. Diese Manipulation geht über den Gazastreifen hinaus und erreicht die Herzen und Köpfe von Muslimen auf der ganzen Welt, wodurch ein globales Netzwerk der Unterstützung und Sympathie für die Sache der Terrororganisation geschaffen wird.

Die erschütternden Erfahrungen von Manar al-Sharif unter der Herrschaft der Hamas im Gazastreifen verdeutlichen die bedrückende Situation, in der sich viele Palästinenser befinden. Al-Sharif, die ursprünglich aus Damaskus stammt, wurde von der Hamas mehrfach wegen »subversiven« Aktivitäten wie zum Beispiel der Organisation von virtuellen Veranstaltungen mit Israelis verhaftet. In einem Fall wurde al-Sharif gewaltsam und mit verbundenen Augen aus ihrer Wohnung geholt und in Einzelhaft gesteckt, ohne dass ihr die Möglichkeit eingeräumt worden wäre, einen Anwalt oder ihre Familie zu kontaktieren. Ihr »Verbrechen« bestand darin, ein virtuelles Treffen zur Förderung des Dialogs zwischen Gazanern und Israelis zu organisieren.

Rolle der Islamischen Republik

Um die katastrophale Lage im Gazastreifen unter der Hamas zu verstehen, muss man den Einfluss der Islamischen Republik Iran anerkennen. Die Mullahs von Teheran verbreiten eine giftige Ideologie und schüren das Chaos im gesamten Nahen Osten.

Das theokratische Regime versucht seit Langem, seinen Einfluss in der gesamten Region auszudehnen, indem es terroristische Stellvertreter einsetzt, um zu destabilisieren und Kontrolle auszuüben. Die Hamas ist ein solcher Stellvertreter, der von Teheran massiv finanziert und bewaffnet wird. Diese Unterstützung ist nicht das Ergebnis einer gemeinsamen Vision »palästinensischer Befreiung«, sondern eine kalkulierte Strategie, um die iranische Macht und den iranischen Einfluss auszuweiten. Durch die Unterstützung der Hamas sorgt der Iran für einen andauernden Konflikt und Instabilität an den Grenzen Israels und lenkt so von seinen eigenen regionalen Ambitionen ab.

Die Unterstützung des Irans für die Hamas ist vielschichtig und umfasst finanzielle Hilfe, militärische Ausbildung und die Bereitstellung moderner Waffen. Durch diese Unterstützung ist die Hamas in der Lage, ihren Würgegriff im Gazastreifen aufrechtzuerhalten, ihre drakonische Herrschaft durchzusetzen und ihre völkermörderische Agenda gegen Israel zu verfolgen.

Von ihren Kanzeln aus verbreiten die iranischen Mullahs eine giftige Mischung aus Radikalismus und Hass. Dieses ideologische Gift sickerte nach Gaza, wo es von der Hamas aufgenommen und verbreitet wurde. Das Ergebnis ist eine Bevölkerung, die indoktriniert ist, die Welt durch die Linse des ständigen Konflikts und der Feindschaft zu sehen. Der Einfluss des Irans beschränkt sich nicht nur auf materielle Unterstützung, sondern erstreckt sich auch auf die Ideologie, die das brutale Regime der Hamas beflügelt hat. Die Verherrlichung von Gewalt, die Unterdrückung abweichender Meinungen und die systematische Verletzung der Menschenrechte in Gaza spiegeln die Unterdrückungstaktiken des iranischen Regimes wider.

Die Ambitionen des Irans sind aber nicht nur auf den Gazastreifen beschränkt. Der Einfluss des Regimes erstreckt sich auf den gesamten Nahen Osten, vom Libanon bis zum Jemen, von Syrien bis zum Irak. An jedem dieser Schauplätze setzt der Iran Stellvertreter ein, um Instabilität zu schüren und seine Reichweite zu vergrößern. Die Vision der Mullahs ist ein schiitischer Halbmond, der sich vom Persischen Golf bis zum Mittelmeer erstreckt und von der ideologischen und politischen Hegemonie Teherans beherrscht wird.

Diese Strategie der regionalen Destabilisierung dient mehreren Zwecken: Sie lenkt von den innenpolitischen Herausforderungen wie der wirtschaftlichen Not und der politischen Uneinigkeit ab, indem sie das Bild eines externen Konflikts vermittelt. Sie untergräbt auch rivalisierende Mächte, sowohl regional als auch weltweit, indem sie ständige Krisen schafft, die ihre Aufmerksamkeit und Ressourcen beanspruchen.

Im Gazastreifen als auch anderswo sind die Menschen nur die Bauern in diesem großen Schachspiel, ihr Leid ist ein Nebenprodukt des rücksichtslosen iranischen Strebens nach Vorherrschaft. Um die Tragödie von Gaza wirklich zu verstehen, muss man den bösartigen Einfluss Teherans erkennen. Irans Unterstützung für die Hamas ist kein Akt der Solidarität mit der palästinensischen Sache, sondern eine zynische Manipulation zur Förderung seiner Ambitionen.

Furcht und Indoktrination

Die Unterstützung der Hamas ist eine Geschichte, die ein differenzierteres Verständnis erfordert. Hinter der scheinbar weit verbreiteten Treue zur Terrorgruppe verbirgt sich oft eine viel dunklere und komplexere Realität. Viele Palästinenser, die sich dem unerbittlichen Blick der Hamas ausgesetzt sehen, fühlen sich aus purer Not und aus Furcht vor brutalen Repressalien gezwungen, ihre Unterstützung zu bekunden.

In einem Umfeld, in dem abweichende Meinungen nicht nur unerwünscht sind, sondern gewaltsam unterdrückt werden, kann die Unterstützung der Hamas oft eine Überlebensstrategie sein. Wer die Gruppe öffentlich anprangert, muss mit schwerwiegenden Konsequenzen rechnen, darunter Gefängnis, Folter oder Tod. Daher ist die Unterstützung für die Hamas manchmal eher Ausdruck von Zwang als von echter ideologischer Ausrichtung.

Catherine Perez-Shakdam ist französische Journalistin, politische Analystin und Kommentatorin. Die ehemalige Beraterin des UN-Sicherheitsrats für den Jemen und Expertin für islamischen Terrorismus, Radikalisierung und Antisemitismus ist eine der wenigen westlichen Wissenschaftlerinnen, denen eine Audienz beim Obersten Führer des Irans, Ayatollah Ali Khamenei, gewährt wurde. (Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir reden Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!