Während das Gesundheitspersonal über zu wenige Testmöglichkeiten klagt, machen Regierungsvertreter die Bevölkerung verantwortlich.
Ruth Michaelson, The Guardian
Ägyptische Ärzte stehen angesichts des Corona-Ausbruchs zunehmend in Konflikt mit ihrer eigenen Regierung. Sie plädieren für härtere Schutzmaßnahmen und einen vollständigen Lockdown, während die Behörden die Menschen dazu drängen, zu lernen, mit Covid-19 zu „koexistieren“. In der Regierungspropaganda werden die Beschäftigten des Gesundheitswesens als „weiße Armee“ bezeichnet, eine Anspielung auf ihre weißen Kittel. Doch einige von ihnen sagten gegenüber dem Guardian, es fehle ihnen an Schutzausrüstung und sie hätten Mühe, lebenswichtige Tests für sich und ihre Patienten zu bekommen. (…)
Anfang Mai teilte ein Beamter des Gesundheitsministeriums vor einem Parlamentsausschuss mit, dass die Quarantäne-Krankenhäuser voll belegt seien, und Ärzte beschwerten sich über soziale Medien darüber, dass sie Infizierte abweisen müssten. Ägypten hat 14.229 offizielle Fälle von Covid-19 und 680 registrierte Todesfälle. Am 20. Mai wurden etwa 745 neue Fälle registriert, die bisher höchsten Ein-Tages-Gesamtzahlen. Etwa 13 Prozent der Infizierten sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation Mediziner. (…)
Das Egyptian Medical Syndicate – ein Vertretungsorgan für Beschäftigte im Gesundheitswesen, das teilweise staatlich kontrolliert wird – hat die Regierung wiederholt zu einem Kurswechsel aufgefordert und mehr PCR-Tests gefordert. (…) Mehrere ägyptische Politiker haben trotz der laschen Restriktionen Bürger für die Verbreitung des Virus verantwortlich gemacht, darunter auch der Leiter der Einheit für Krisenmanagement des Regierung, der das „mangelnde Engagement einiger Bürger“ beklagte.
It’s a disaster: Egypt’s doctors plead for more PPE and testing