Rabbi Abraham Cooper über Antisemitismus an amerikanischen Universitäten, Donald Trumps Nahost-Politik und falsche Kritik an Israel.
Im Mena-Watch-Talk war erneut Rabbi Abraham Cooper zu Gast, stellvertretender Direktor und Direktor für globale soziale Aktionen des Simon-Wiesenthal-Centers in Los Angeles. Hier ein Überblick über die wichtigsten Passagen des Gesprächs:
1. Antisemitismus an US-Eliteuniversitäten
Rabbi Cooper beschreibt den besorgniserregenden Anstieg von Antisemitismus an renommierten amerikanischen Universitäten wie Harvard, Columbia, MIT oder UCLA, nennt konkrete Beispiele jüdischer Studenten, die sich von den Hochschulen im Stich gelassen fühlen, und verweist auf systematische Ausgrenzung, Drohungen sowie das Versagen institutioneller Schutzmechanismen: »Der grundlegende rechtliche, soziale und pädagogische Vertrag, der für Juden an diesen Eliteuniversitäten galt, wurde gebrochen.«
Vorsichtig zustimmend sieht er die Entscheidung des amerikanischen Präsidenten Donald Trump, Universitäten wie Harvard und Columbia als Reaktion auf die antisemitischen Umtriebe Bundesmittel zu streichen. Präsident Joe Biden hätte zwar die richtigen Worte gefunden, aber keine Taten folgen lassen. Trump habe einen anderen Weg gewählt, auch wenn dieser teils »chaotisch« sei und »einige dieser Schritte korrigiert werden müssen«.
2. Der 7. Oktober 2023 als Wendepunkt
Rabbi Cooper bezeichnet den Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 als »den schlimmsten Tag für das jüdische Volk seit dem Ende des Nazi-Regimes«. Das Massaker habe weltweit Entsetzen ausgelöst – doch nur für kurze Zeit. Bereits einen Tag später sei die Debatte gekippt und habe nicht nur pro-palästinensische Positionen vertreten, sondern die Hamas-Propaganda als »palästinensische Wahrheit« verbreitet.
»Akzeptiert und legitimiert man eine terroristische Organisation in solch einer Weise, geht es nicht nur mehr um theoretische Debatten, sondern um die tatsächliche Ermordung von Menschen.«
3. Medien, Politik, digitale Desinformation
Cooper kritisiert die politische und mediale Kultur in den USA nicht nur, darüber hinaus polarisiere sie, sei verantwortungslos und selektiv. Sein besonderes Missbehagen gilt den sozialen Medien, die gefährliche Narrative und Desinformationen verbreiten. Große Plattformen wie Twitter und Facebook priorisierten laut Cooper Klicks und Profite über moralische Verantwortung, weswegen er von Unternehmen, Politik und Eltern mehr Einsatz fordert, um junge Menschen gegen ideologische Manipulation zu wappnen und ihnen beständige, allgemein gültige Werte zu vermitteln. Auch klassische Medien hätten versagt, indem sie sich oft als Sprachrohre bestimmter Ideologien präsentierten anstatt objektiv zu berichten.
4. Trumps Nahostpolitik
Rabbi Cooper beschreibt das politische Agieren des US-Präsidenten als unberechenbar »wie ein Rodeo auf einem wilden Pferd«. Während seiner ersten Amtszeit habe Trump mit den Abraham-Abkommen viel geleistet und ein Umdenken in Gang gesetzt, erinnert sich Cooper. »Wir alle sind mit der folgenden Idee aufgewachsen: Es wird keinen Frieden und keinen Fortschritt für den Rest des Nahen Ostens geben, bis die Palästinenserfrage gelöst ist. Es stellte sich heraus, dass dieser Einzeiler einfach nicht stimmt, weder für die arabischen noch für andere muslimische Länder.« Die USA seien für die Region nach wie vor von größter Bedeutung: »Im Nahen Osten wollen alle wissen, was Präsident Trump zu X, Y oder Z sagt.«
Entscheidend für Israel hingegen sei die Demonstration seiner Stärke, und zwar nicht nur militärisch, sondern auch moralisch: »Wenn Israel schwach erscheint, ist das ein Rezept für eine Katastrophe.«
Rabbi Cooper berichtet auch von einem Gespräch mit dem neuen syrischen Außenminister, der ihn und einen befreundeten Pastor nach Damaskus eingeladen habe. Doch nicht zuletzt wegn der terroristischen Vergangenheit der neuen Führung bleibe er skeptisch, denn: »Wir Juden glauben an Wunder, aber wir wurden gelehrt, uns nicht darauf zu verlassen.«
5. Heinz Fischers Vorwürfe gegen Israel
Deutliche Worte findet Rabbi Cooper auch bezüglich der jüngsten Aussagen des österreichischen Ex-Präsidenten Heinz Fischer, die er für »falsch« hält. Fischer würde zentrale Fakten ignorieren, so zum Beispiel, »dass die Hamas, wann immer sie diesen Krieg beenden will, einfach nur ihre Waffen niederlegen muss. (…) Das Blut dieser Unschuldigen [im Gazastreifen] klebt an den Händen der Hamas, nicht an jenen der Israelis.«
Cooper betont, Israel hätte sich trotz massiver Angriffe »zurückhaltend« verhalten, auch wenn nun große Teile des Gazastreifens zerstört seien, und übt harsche Kritik an Personen wie Heinz Fischer, die »aus der Distanz« urteilten und dabei ein völlig verzerrtes Bild zeichneten: »Das ist eine verdammte Chuzpe von sogenannten Staatsmännern […], denn diejenigen, die durch seine [H. Fischers, Anm. d. Red.] Aussagen gestärkt werden, sind die Hamas und ihre Anhänger.«
Besuchen Sie für weitere Vorträge und Mena-Talks auch unseren YouTube-Kanal.