Nach der erfolgreichen Vertreibung des syrischen Präsidenten fordert die Terrororganisation Hamas alle Rebellengruppen zur weiteren Unterstützung des »palästinensischen Kampfes« auf.
Die Hamas gratulierte am Montag den syrischen Rebellentruppen zum Sturz von Präsident Bashar al-Assad, mit dem am Vortag die fünf Jahrzehnte währende Herrschaft seiner Familie endete. In einer auf Telegram veröffentlichten Erklärung betonte die sunnitische Terrororganisation ihr »Engagement für die Einheit Syriens, die Integrität seiner Gebiete und die Achtung des Willens, der Unabhängigkeit und der politischen Entscheidungen des syrischen Volks«.
Weiters betonte die Hamas, »wie wichtig es ist, dass Syrien seine historische und zentrale Rolle bei der Unterstützung des palästinensischen Volkes und seines Widerstands zur Erreichung der Ziele seiner gerechten Sache fortsetzt und gleichzeitig die Führungsrolle Syriens an der arabischen und islamischen Front sowie auf regionaler und internationaler Ebene festigt«, heißt es in der Stellungnahme, die mit einer Verurteilung Israels schloss und erklärte, die Hamas »lehne jegliche zionistischen Ambitionen oder Pläne ab, die auf das brüderliche Syrien, sein Land und sein Volk abzielen«.
PLO-Erklärung
Währenddessen erklärte der Chef der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) Mahmud Abbas, dass seine in Ramallah ansässige Organisation »an der Seite des syrischen Volkes steht«. Abbas bekräftigte laut der PA-Agentur Wafa »die Notwendigkeit, die Einheit, Souveränität und territoriale Integrität« der Arabischen Republik Syrien zu respektieren. Der PA-Chef forderte alle Beteiligten auf, »die Interessen des syrischen Volks in einer Weise zu priorisieren, welche die Wiederherstellung der wichtigen Rolle Syriens in der Region und der Welt garantiert, was den Interessen des palästinensischen Volks und seiner gerechten Sache in Bezug auf Freiheit und Unabhängigkeit dient«.
In einer separaten Erklärung drückte Abbas’ Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) am Montag ihre Unterstützung für »das syrische Volk und seine Entscheidungen bei der Gestaltung der Zukunft Syriens auf der Grundlage seines Rechts auf Selbstbestimmung« aus. Laut dem Wafa-Bericht diskutierte die PLO während eines Treffens in Damaskus am Montag »die Frage der Stärkung der Beziehungen zwischen dem palästinensischen und dem syrischen Volk, wobei sie die Nichteinmischung in innere Angelegenheiten und ihre Neutralität in Bezug auf dieses Ereignis betonte und die Notwendigkeit, die Sicherheit, Stabilität und territoriale Integrität Syriens zu wahren«.
PIJ-Hoffnung
Die vom Iran unterstützte Terrorgruppe Palästinensischer Islamischer Dschihad (PIJ), die in Syrien unter dem Schutz des Assad-Regimes operieren konnte, bezeichnete die Entwicklungen im Land als »eine inner-syrische Angelegenheit«. Die Bewegung hoffe, »dass Syrien weiterhin ein wahrer Unterstützer und Verbündeter des palästinensischen Volks und seiner gerechten Sache sein wird, wie es immer der Fall war«, sagte der PIJ-Chef Ziyad al-Nakhalah laut dem libanesischen Satelliten-Nachrichtensender Al Mayadeen, der mit der vom Iran unterstützten Hisbollah verbunden ist.
Hamas und PIJ »wollen sicherstellen, dass sie weiterhin iranische Unterstützung erhalten, aber auch von Damaskus versorgt werden. Die Hamas hatte das Assad-Regime während des Bürgerkriegs kritisiert, aber Yahya Sinwar war es gelungen, die Terrorgruppe wieder in die Gunst des syrischen Regimes zu bringen. Jetzt, da Sinwar tot ist, will die Hamas neue Beziehungen zu den syrischen Gruppen in Damaskus aufbauen«, schreibt Seth J. Frantzman in einer Analyse für die Jerusalem Post.
Assad floh am Sonntag aus Damaskus, als Rebellengruppen die Hauptstadt stürmten und die fünf Jahrzehnte währende Herrschaft seiner Familie beendeten. »Der Tyrann Baschar al-Assad wurde gestürzt«, verkündete ein Sprecher der Rebellen in einer Erklärung, die am Sonntagmorgen im staatlichen Fernsehen ausgestrahlt wurde.
Die Miliz Hayat Tahrir al-Sham, die führend am Sturz Assads beteiligt war, hat historische Verbindungen zu al-Qaida, sagte sich aber 2017 offiziell von ihr los. Auf ihren Anführer Abu Muhammad al-Julani wurde wegen einer Reihe von Terroranschlägen und Entführungen von der US-Regierung ein Kopfgeld in Höhe von zehn Millionen Dollar ausgesetzt. Al-Julani versucht sich in jüngster Vergangenheit beton moderat zu geben, wobei Gegenstand von Diskussionen ist, ob diese Wandlung ernst zu nehmen oder bloßer ein PR-Gag ist.