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Alle Jahre wieder: Zahl der Flüchtlinge steigt ins Unermessliche

Das Flüchtlingslager Kabarto 2 im Nordirak
Das Flüchtlingslager Kabarto 2 im Nordirak (© Imago Images / photothek)

Auch wenn dieses Jahr zu Recht viel von Moria die Rede war, darf man zugleich nicht vergessen, dass es zu den kleinen Flüchtlingslagern auf dieser Welt gehört.

Auch das ist eine Nachricht, die am Ende eines Jahres noch kommen muss, und die seit Jahren gleich lautet: „Zahl der Flüchtlinge weltweit so hoch wie noch nie„. Inzwischen, meldet die UNO seien es weltweit 80 Millionen, also in etwa genauso viele Menschen wie in der Bundesrepublik Deutschland leben.

Bis 2013, als weltweit 33,3 Millionen gezählt wurden, sprach die UN von den meisten Flüchtlingen seit dem Zweiten Weltkrieg. Seit 2014 hat man den Zweiten Weltkrieg gestrichen. Das war vor sechs Jahren. Was allerdings soll die Meldung, wenn die Zahl der Flüchtlinge seitdem immer so hoch war wie nie zuvor, es nur jedes Jahr immer mehr werden? Wie oft in den kommenden Jahren will man diese Schlagzeile noch verwenden? Ja, auch mit 150 Millionen werden es so viel sein wie noch nie zuvor.

Aus der Meldung spricht schlicht die Hilflosigkeit, die einen angesichts solcher Zahlen überkommt. Sie soll aufrütteln und tut es nicht, denn der Superlativ, der längst erreicht ist lässt sich eben nicht mehr überbieten. Die Katastrophe ist also nicht mehr nur, dass es so weitergeht, um einen Aphorismus von Walter Benjamin zu bemühen, sie ist, dass das Immer-Weitergehen zugleich ein Immer-Schlimmer-Werden ist, ohne dass einem noch die Worte einfallen, um es wenigstens angemessen zu beschreiben.

Nicht mehr vorstellbar

So nimmt die dauernde Verwendung der immer gleichen Superlative dem Schrecken irgendwann auch noch den Schrecken, und es stellt sich Gewöhnung ein: Wenn schon vor einer halben Dekade mehr Menschen als je zuvor auf der Flucht waren und es immer noch sind, dann kann es ja so schlimm nicht sein.

Oder aber man kapituliert vor der schieren Masse. Wer kann sich schon vorstellen, was zehn Millionen Flüchtlinge eigentlich sind und bedeuten? Ebenso übersteigen 80 Millionen jedes menschliche Fassungsvermögen.

Alle reden dieser Tage von Moria auf Lesbos, dort waren in den schlimmsten Zeiten im April 21.000 Menschen gezwungen zu leben – und es schien eine unglaubliche Masse. Dabei war dieses Camp im Vergleich zu anderen auf dieser Welt winzig klein und eher der Rede nur wert, weil die skandalösen Verhältnisse dort sich auf europäischem Boden ereignen.

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