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Ägyptens Inflation erreicht höchsten Stand seit fünf Jahren 

In Ägypten steigt die Inflation auf den höchsten Stand seit fünf Jahren
In Ägypten steigt die Inflation auf den höchsten Stand seit fünf Jahren (© Imago Images / Xinhua)

Die Dezember-Inflationsrate übersteigt zwanzig Prozent und setzt die angeschlagene Regierung unter Druck.

Die jährliche Inflationsrate in Ägypten ist im Dezember stark angestiegen und hat den höchsten Stand seit fünf Jahren erreicht. Dies erhöht den Druck auf die Regierung weiter, die um erfolgreiche Wege zur Bewältigung der sich verschärfenden Wirtschaftskrise ringt. Wie das staatliche Statistikamt Capmas vergangene Woche mitteilte, stieg die jährliche Verbraucherinflationsrate für Stadtbewohner im Dezember auf 21,3 Prozent gegenüber 18,7 Prozent im Vormonat.

Der jüngste Anstieg der Inflationsrate folgte auf die dritte Abwertung des ägyptischen Pfunds innerhalb von zehn Monaten, nachdem die Währung bereits im März und im Oktober abgewertet worden waren. Aktuell wird das Pfund im Verhältnis 27:1 zum Dollar gehandelt, verglichen mit einem Kurs von 16:1 im Februar vergangenen Jahres, wobei Analysten davon ausgehen, dass die Inflation noch weiter zunehmen wird, bevor das ägyptische Pfund wieder ein »funktionierendes Gleichgewicht« erreichen wird.

Die steigende Inflation und die Talfahrt des angeschlagenen Pfunds sind die Hauptmerkmale der ägyptischen Wirtschaftskrise, die von der Regierung ausschließlich auf Russlands Krieg in der Ukraine zurückgeführt wird. Kritiker meinen jedoch, sie sei teilweise das Ergebnis eines Ungleichgewichts bei den Ausgabenprioritäten, im Zuge derer Milliarden von Dollar in Mega-Infrastrukturprojekte geflossen sind. Darüber hinaus machen sie die anhaltenden Bemühungen der Behörden verantwortlich, den Wert des Pfunds gegenüber dem Dollar zu stützen und dabei seinen realistischen Wert außer Acht zu lassen.

Anhaltende Talfahrt

In der Zwischenzeit hat eine Devisenkrise die von importierten Materialien abhängige lokale Industrie getroffen und zu Engpässen bei Konsumgütern geführt. In einem vergangene Woche veröffentlichten Schreiben erklärte Farouk Soussa von Goldman Sachs International, das Pfund sei auch nach drei Abwertungen weiterhin überbewertet, was durch die anhaltende Existenz des Schwarzmarkts belegt werde. In Ermangelung signifikanter Kapitalzuflüsse und angesichts der begrenzten Kapazität der ägyptischen Zentralbank, dem Markt Devisenliquidität zuzuführen, »impliziert dies unserer Meinung nach eine weitere Schwäche des Pfunds und/oder eine Erhöhung der lokalen (Zins-)Sätze in den kommenden Tagen«, schrieb er.

Auch Naeem Brokerage Egypt stellte in einem Bericht fest, die Inflation werde angesichts der anhaltenden Talfahrt des ägyptischen Pfunds und einer erwarteten neuerlichen Runde von Preiserhöhungen weiter ansteigen. »Lebensmittel und alkoholfreie Getränke stiegen um 4,6 Prozent im Vergleich zum Dezember (zusätzlich zu den 4,5 Prozent im November), wovon vor allem Brot und Getreide, Milchprodukte, Gemüse und Fleisch betroffen waren«, hielt das Institut fest.

Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat versucht, die 104 Millionen Einwohner des Landes angesichts der Wirtschaftslage zu beruhigen und forderte sie auf, sich keine Sorgen zu machen bzw. sich zu ängstigen. Die Bevölkerung solle Gerüchten keine Beachtung schenken, sondern nur auf ihn und seine Regierung hören. »Diese Krise ist nicht von uns verursacht worden. Dieser Krieg [zwischen Russland und der Ukraine] ist nicht von uns verursacht worden, aber Ägypten zahlt den Preis dafür«, sagte er Anfang vergangener Woche in einem Fernsehkommentar.

Die Regierung kündigte auch ein Paket von Sparmaßnahmen an, das vor allem auf die Kürzung von Devisenausgaben und die Verringerung nicht notwendiger Ausgaben in den Ministerien abzielt.

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