„Auschwitz on the beach“: Eine Analogie, die keine sein soll

Von Mena Watch

„Auschwitz on the beach“: Eine Analogie, die keine sein sollDiese Woche wies Mena Watch in einem Artikel auf die skandalöse Performance „Auschwitz on the beach“ hin, die nächste Woche auf der Documenta in Kassel aufgeführt werden soll. Auch andere Organisationen zeigen sich empört. Die „Informationsstelle Antisemitismus Kassel“ erklärte in einer Stellungnahme:  „Die documenta 14 lädt zu einer Performance ein, die bereits mit ihrer Ankündigung die nationalsozialistische Judenvernichtung relativiert.“

Inzwischen wurde das Thema auch von verschiedenen Medien aufgegriffen. So berichtete etwa die Hessenschau am 17. August unter dem Titel „Performance ‚Auschwitz am Strand‘ sorgt für Kritik“:

„Ganz wohl scheint den d14-Verantwortlichen aber offenbar nicht zu sein. Einen Bezug auf Israel haben sie aus dem Ankündigungstext herausgenommen, der aber in Berardis Ursprungstext noch vorhanden ist. ‚… und bezahlen ihre Gauleiter in der Türkei, Libyen, Ägypten und Israel dafür, die Drecksarbeit entlang der Küsten des Mittelmeeres zu erledigen …‘, heißt es hier noch.“

Auch der Deutschlandfunk griff die Kritik auf und die Hessisch-Niedersächsische Allgemeine (HNA) widmete der Angelegenheit sogar einen Schwerpunkt und ließ Kuratoren der Documenta und die Künstler zu Wort kommen, die, wie nicht anders zu erwarten war, ihre Auschwitzverharmlosungen verteidigen:

„‚Eine der Funktionen der öffentlichen Programme einer Ausstellung wie der documenta 14 ist es genau, kritische Debatten, die sonst nicht geführt werden, zu fördern‘, erklärt Preciado. Man gebe dabei den kritischen Denkern, die zu den öffentlichen Programmen eingeladen würden, ‚so viel künstlerische Freiheit, wie wir sie den Künstlern der Ausstellung gegeben haben.‘

‚Ich denke nicht, dass Franco Berardi eine direkte Analogie zwischen den Konzentrationslagern und Lagern für Geflüchtete herstellt‘, sagt der Kurator. ‚Er nutzt das unberührbare Wort Auschwitz, um unser Gewissen zu wecken.‘ Berardi nutze die Sprache, besonders diesen Namen, so wie ein Maler Farbe oder ein visueller Künstler ein Portrait nutzen würde, ‚als historisches Dokument, eingefügt in ein Stück Poesie.‘“

Wieso es jedoch keine Analogie sein soll, wenn es in der Ankündigung explzit heißt, dass das Telos der europäischen Flüchtlingspollitik und ihrer „Gauleiter“ eine „Ausrottung“ sei, bei der „Salzwasser mittlerweile das Zyklon B ersetzt hat“ – das muss wohl Paul Preciados Geheimnis bleiben.

UPDATE: Auch die Jüdische Gemeinde Kassel hat mittlerweile eine Stellungnahme veröffentlicht, in der sie kritisiert, dass die Documenta-Perfomance „die Verbrechen der Shoah relativiert“, indem sie „die Begriffe ‚Auschwitz‘ und ‚Zyklon B‘ im Rahmen einer künstlerischen und politischen Veranstaltung“ instrumentalisiert.

Siehe auch die Presseerklärung der Israelitischen Kultusgemeinde München: „Verantwortungslose Relativierung des Holocaust – darf nicht stattfinden

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