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Es gab keine israelische Vertreibungspolitik gegen die Palästinenser

„Ich kenne das Narrativ der Palästinenser – es ist ein Narrativ von Vertreibung und Diskriminierung, von historischem Unglück und von ihnen durch keinerlei eigenes Verschulden widerfahrender, nimmerendender Ungerechtigkeit.

In diesem Narrativ hat die eine Partei immer recht und die anderen, darunter an erster Stelle die Zionisten, sind stets die Bösen. Dieses Narrativ wird von der palästinensischen Führung und arabischen Kommentatoren, Historikern und Wissenschaftlern und ihren Anhängern – wie Walid Khalidi, Rashid Khalidi, Edward Said und Ilan Pappe – seit Jahrzehnten verbreitet. Deren Bücher füllen im Westen die Regale der Bibliotheken und Buchläden. In Israel sind ihre Schriften meist nicht zu erhalten, da die meisten nicht ins Hebräische übersetzt worden sind.

Diese Lücke wird nun durch eine hebräische Publikation des Van Leer-Instituts und des Hakibbutz Hameuchad-Verlags mit dem Titel ‚Nakba und Fortbestand’ gefüllt. (Der Begriff Nakba bedeutet ‚Katastrophe’ und wird von Palästinensern zur Bezeichnung des Kriegs von 1948 verwandt.) Leider ist dies nicht das Buch, auf das ich gehofft hatte. (…)

Ich kenne [den Autor Adel] Manna nur oberflächlich, nahm aber an, dass er die Geschichte Palästinas und des Staats Israel kenne. Ich hatte gehofft, das es ihm gelingen würde, das palästinensische Narrativ zu umgehen und anhand der Dokumente und der Tatsachen die Geschichte auf eine Weise darzustellen, die intellektuell aufgeschlossen ist und beiden Parteien gerecht wird. Leider wurde ich enttäuscht. (…)

Mit Blick auf den Krieg von 1947–1949 bietet Manna eine einfache Darstellung: Die Juden vertrieben die Araber aus ihren Orten und fuhren damit auch in den Nachkriegsjahren fort. Was stattfand, war nicht ein Konflikt zwischen zwei nationalen Bewegungen, die beide legitime Ansprüche hatten. Genaugenommen war es nicht wirklich ein Krieg. Es gab lediglich Vertreibungen und sonst nichts. (…)

Sein zentrales Argument und letztlich das Thema des Buchs besteht darin, dass das palästinensische Flüchtlingsproblem durch die konsequente Umsetzung eines absichtsvoll erstellten und von Anfang an vorhandenen zionistischen Masterplans herbeigeführt wurde. (…)

Würde Manna die Dokumente in den Archiven der Haganah, der Israelischen Vewrteidigungskräfte und des israelischen Staats (oder die erweiterte Auflage meines Buchs über das Flüchtlingsproblem, ‚The Birth of the Palestinian Refugee Problem Revisited’, von 2003) lesen, würde er entdecken, dass es keinen Plan gab, ‚die Palästinenser’ zu vertreiben, und dass die Haganah vor 1948 keine Araber vertrieb (mit Ausnahme der Bewohner Caesareas, doch diese Vertreibung hatte nichts mit dem Konflikt mit den Arabern zu tun).

Auch würde er herausfinden, dass die Haganah und die Führung der Jewish Agency (die den Jischuw regierte) beschlossen, den Teilungsplan zu akzeptieren (wenn auch, zugegebenermaßen, ungerne), einschließlich der damit verbundenen großen arabischen Minderheit in dem im Entstehen begriffenen jüdischen Staat. (…)

So kam es, dass am Ende des Kriegs 125.000 Araber in Israel lebten. Ende 1949 waren es 160.000. Sie lebten vorwiegend im Norden. Dafür bietet Manna nicht wirklich eine Erklärung. (…) Er erklärt nicht, warum der umfassende Vertreibungsplan, wenn es ihn denn gab, nicht umgesetzt wurde, warum die Armee und die Polizei die verbliebenen Araber nicht systematisch aus sämtlichen Dörfern und Städten vertrieben und so viele Araber in Haifa, Acre und Jaffa beließen, von denen viele Muslime waren. (…) Für all dies gibt es nur eine Erklärung: Die Tatsache, dass es keinen Vertreibungsplan gab.“

(Benny Morris: „Israel Had No ‚Expulsion Policy‘ Against the Palestinians in 1948“)

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