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Zurückhaltung der Hisbollah nach US-Angriffen auf Iran

Hisbollah-Anhänger nach dem Freitagsgebet in Beirut rufen nach Unterstützung für den Iran
Hisbollah-Anhänger nach dem Freitagsgebet in Beirut rufen nach Unterstützung für den Iran (Quelle: JNS)

Die libanesische Terrororganisation Hisbollah, die als Stellvertreter Teherans fungiert, hat angekündigt, sich – zumindest vorerst – weiter aus dem Konflikt zwischen dem Iran und Israel herauszuhalten.

Die als Stellvertreter Teherans im Libanon fungierende Terrororganisation Hisbollah will sich nach den US-Luftangriffen auf iranische Nuklearanlagen am frühen Sonntagmorgen vorerst aus dem Krieg zwischen Teheran und Israel heraushalten. »Der Iran ist ein starkes Land, das sich verteidigen kann; die Logik gebietet, dass es sich Amerika und Israel entgegenstellen kann«, erklärte ein Hisbollah-Sprecher gegenüber dem US-Magazin Newsweek. »Die Hisbollah hält an allen seit dem Waffenstillstand vereinbarten Punkten fest.« Der Sprecher wies jedoch darauf hin, dass die Frage nicht endgültig geklärt sei und ließ damit die Möglichkeit einer späteren Beteiligung der Hisbollah offen, während er wiederholt betonte, dass »der Iran zweifellos über eigene militärische Fähigkeiten verfügt«.

Ein Hisbollah-Vertreter hatte bereits zum Start der auf die Nuklear- und Raketenfähigkeiten des iranischen Regimes abzielenden israelischen Operation Rising Lion am 13. Juni erklärt, seine Gruppierung werde sich aus dem Konflikt heraushalten.

Am 26. November 2024 unterzeichneten Israel und der Libanon ein Waffenstillstandsabkommen, das die mehr als ein Jahr andauernden, grenzüberschreitenden Zusammenstöße zwischen Israel und der Hisbollah beenden sollte. Die Terrororganisation hatte nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023 begonnen, Israel zur Unterstützung der Hamas anzugreifen, woraufhin Israel im Herbst 2024 eine mehrwöchige Bodenoffensive startete, um die Hisbollah zurückzudrängen.

Seit dem Waffenstillstand hat Israel wiederholt Operationen durchgeführt, um die Hisbollah daran zu hindern, unter Verletzung des Waffenstillstandsabkommens ihre militärischen Fähigkeiten im Libanon wieder aufzubauen. So griff auch in der Nacht zum Freitag ein Schiff der israelischen Marine Infrastruktureinrichtungen der Hisbollah-Eliteeinheit Radwan an und zielte dabei auf einen Standort in der Nähe von Naqoura im Südwesten des Landes. Der Standort wurde für Terroranschläge gegen israelische Zivilisten genutzt und stellte einen klaren Verstoß gegen die Vereinbarungen zwischen Israel und dem Libanon dar, so die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF).

Am Freitag zuvor hatten die IDF den Kommandeur der Hisbollah im Litani-Sektor im Gebiet Chabriha nördlich von Tyros getötet. Die israelische Luftwaffe flog auch weitere Angriffe auf Stellungen der Hisbollah im Südlibanon, wobei Raketen- und Raketenwerfer sowie Waffenlager ins Visier genommen wurden. »Trotz der Angriffe des israelischen Feindes«, erklärte der Hisbollah-Sprecher gegenüber Newsweek, »hält die Partei an der [Waffenstillstands-]Vereinbarung fest«.

Schlechte Entscheidung

Israels Verteidigungsminister Israel Katz warnte per Twitter die Hisbollah am Freitagmorgen davor, sich dem Krieg anzuschließen: »Der Generalsekretär der Hisbollah [Naim Qassem] hat nichts aus den Fehlern seiner Vorgänger gelernt und droht auf Anweisung des iranischen Diktators, gegen Israel vorzugehen. Ich rate dem libanesischen Stellvertreter [des Irans], vorsichtig zu sein und zu verstehen, dass Israel die Geduld mit Terroristen, die es bedrohen, verloren hat. Wenn es Terrorismus gibt, wird es keine Hisbollah geben.«

Am Donnerstag hatte Qassem die Unterstützung seiner Gruppe für Teheran nach den schweren Schlägen durch das israelische Militär erklärt. Die libanesische islamistische Gruppe sei »nicht neutral und daher bekunden wir unsere Position an der Seite des Irans, seiner Führung und seines Volks, und wir werden so handeln, wie wir es für richtig halten, um dieser brutalen israelisch-amerikanischen Aggression entgegenzutreten«, schrieb Qassem auf Telegram.

»Das tyrannische Amerika und das kriminelle Israel werden das iranische Volk und die Islamische Revolutionsgarde nicht unterwerfen können«, fuhr Qassem laut der Nachrichtenagentur AFP fort. Die Hisbollah habe die Pflicht, »an der Seite des Irans zu stehen und ihm jede Form von Unterstützung zukommen zu lassen, die dazu beiträgt, dieser Tyrannei und Unterdrückung ein Ende zu setzen«.

Ebenfalls am Donnerstag war der US-Sonderbeauftragte für Syrien Tom Barrack in Beirut zu Besuch, wo er mit dem Hisbollah-Verbündeten und Parlamentspräsidenten Nabih Berri zusammentraf und ihn in klaren Worten warnte, sich in den israelisch-iranischen Krieg einzumischen: »Ich kann im Namen von Präsident Trump sagen, dass dies eine sehr, sehr, sehr schlechte Entscheidung wäre.«

Das US-Außenministerium ordnete am Sonntag aufgrund der regionalen Sicherheitslage die Evakuierung von nicht dringend benötigten Regierungsmitarbeitern und deren Familienangehörigen aus dem Libanon an, teilte die amerikanische Botschaft in Beirut mit. Auch wurden US-Staatsbürger aufgefordert, »weiterhin Vorsicht walten zu lassen und die Nachrichten zu verfolgen, um über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden zu bleiben«.

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