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Jerusalem-Tag: Befürchtete Eskalation bleibt aus

Der Jerusalemer Flaggenmarsch am Rande der Altstadt
Der Jerusalemer Flaggenmarsch am Rande der Altstadt (© Imago Images / ZUMA Wire)

Die von vielen befürchteten Auseinandersetzungen während des Jerusalemer Flaggenmarsches am Sonntag fanden zwar statt, hielten sich aber im Rahmen.

Nach einer Woche verbaler Drohungen seitens der Hamas und heftiger Auseinandersetzungen zwischen israelischen Politikern, die sich hauptsächlich um die gewählte Route des Marsches drehten, stand ganz Jerusalem unter Hochspannung, bevor am Sonntag ca. 70.000 Menschen durch die Jerusalemer Altstadt zogen.

Wie jedes Jahr feierten sie den Jerusalem-Tag, der an die Eroberung Ostjerusalems durch israelische Truppen im Sechstagekrieg von 1967 erinnert und an dem mit israelischen Fahnen singend und tanzend durch die Hauptstadt marschiert wird.

Zahlreiche Zusammenstöße

Ein Aufgebot von rund 3.000 Polizeibeamten, Grenzpolizisten und anderen Kräften begleitete unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen die Feiernden, die durch das Damaskustor in die Altstadt Einzug hielten.

Schon vor Beginn des Marsches kam es beim Damaskustor zu Attacken mit Steinen und Flaschen auf israelische Sicherheitskräfte und zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Juden und Arabern. Es wurden israelische Flaggen gehisst und antiarabische Slogans wie »Tod den Arabern« und »Muhammad ist tot« gerufen, wie zahlreiche Videos festhielten. Auch wurde eine palästinensische Fahne von jüdischen Jugendlichen verbrannt. Zeitgleich wurden von Dächern Steine auf die Vorbeiziehenden geworfen.

Unter den gewalttätigen Teilnehmern befanden sich auch radikale Anhänger der Fangruppe des Fußballvereins Beitar Jerusalem. Omer Bar Lev, Minister für öffentliche Sicherheit, kommentierte gegenüber der Jerusalem Post das Verhalten der Fußballfans mit folgenden Worten:

»Leider kamen mehrere Dutzend Randalierer von La Familia und der Lehavah-Organisation zu der Parade mit der klaren Absicht, sie zu stören, aufzuhetzen und zu versuchen, arabischen Bürgern Schaden zuzufügen. Dies ist ein hässliches rassistisches Verhalten, das nicht toleriert werden kann, und wir werden weiterhin gegen diese Gruppen kämpfen, deren Anwesenheit die israelische Gesellschaft gefährdet.«

Bei den Krawallen wurde auch ein Journalist des arabischsprachigen TV-Nachrichtensenders KAN von zwei jungen Israelis mit Schlägen, Stöcken und Pfefferspray attackiert, die jedoch schon am Montag von Polizeikräften festgenommen werden konnten.

Wie die Jerusalem Post berichtete, fing die Polizei eine Drohne ab, die, bestückt mit einer palästinensischen Flagge, über den Köpfen der Marschierenden kreiste.

Tempelberg

Das Gelände um den Tempelberg wurde von der Polizei besonders bewacht. Hier versammelten sich ca. 2.600 jüdische Feiernde, darunter der extrem rechtsgerichtete Knesset-Abgeordnete Itamar Ben Gvir, die sich, entgegen den Vereinbarungen, zum Gebet niederließen.

Während die Polizei die Tore der Moschee schloss, wurde sie von zahlreichen Palästinensern, die sich in der Moschee befanden, mit Feuerwerkskörpern und verschiedenen Wurfgeschossen angegriffen. Nach Angaben der Polizei wurden achtzehn palästinensische Verdächtige sowie zahlreiche jüdische Besucher, die gegen die Besuchsregeln verstießen, festgenommen. Insgesamt kam es laut Polizeiangaben zu über sechzig Festnahmen.

Währenddessen hielten im Libanon Palästinenser ihren eigenen Flaggenmarsch ab, bei dem israelische und amerikanische Flaggen verbrannt und Parolen zur Unterstützung des Jerusalems und der Al-Aqsa-Moschee gerufen wurden, wie der Blog Elder of Ziyon berichtete. Die Demonstration wurde von der palästinensischen Demokratischen Volkspartei unter dem Motto »Nehmt eure Fahne und kommt, alle Liebhaber Palästinas« in Sidon abgehalten.

Jerusalem-Tag: Befürchtete Eskalation bleibt aus
Palästinenischer »Flaggenmarsch« im Libanon (Quelle: Elder of Ziyon)
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In Gaza wurde gleich vor einem Raketendenkmal demonstriert (© Imago Images / ZUMA Wire)
Jerusalem-Tag: Befürchtete Eskalation bleibt aus
Demonstranten in Chan Yunis verbrennen israelische Flaggen (© Imago Images / ZUMA Wire)

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