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Yom Kippur – ein Tag wie jeder andere: Israel verstärkt die Lockdown-Maßnahmen

Die Einhaltung der Lockdown-Maßnahmen wird streng kontrolliert
Die Einhaltung der Lockdown-Maßnahmen wird streng kontrolliert (© Imago Images / Xinhua)

An Yom Kippur wird jeder Betrieb eingestellt, Autos dürfen nicht fahren und die Straßen sind nur noch für Fußgänger und Radfahrer geöffnet. Was für in anderen Jahren eine Besonderheit darstellt, ist in Zeiten von Corona ein ganz gewöhnlicher Tag in Israel.

Das Land befindet sich seit etwa einer Woche im erneuten Lockdown. Dieser war bisher um einiges flexibler als vergangenen März und April. Die Zahlen der Corona-Infizierten stiegen jedoch weiter an und erreichen bis zu 7.700 Neuerkrankte in 24 Stunden. Derzeit sind in Israel etwa 60.000 Menschen mit dem Virus infiziert, 1.400 starben bereits an seinen Folgen). Zwei Krankenhäuser nehmen keine neuen Patienten mehr auf, da ihre Kapazitäten längst schon überschritten sind. So versammelte sich das Corona-Kabinett, um weitere Restriktionen zu besprechen.

Heiße Diskussion

Von Mittwoch bis Freitagfrüh wurde im Spannungsfeld von Religion, Politik, Wirtschaft und Gesundheit diskutiert. Erst kurz vor Beginn des Lockdowns, am Freitag um 14Uhr, konnte ein erster Entschluss getroffen werden. Dieser ist allerdings noch nicht endgültig, und nach Yom Kippur werden weitere Diskussionen stattfinden.

Vor Allem wurde über die Schließung in Synagogen und das Verbot von Demonstrationen gesprochen. Letztere sowie Gottesdienste sind die einzigen Großveranstaltungen, die in Israel noch stattfinden. Gesundheitsminister Yuli Edelstein wollte erreichen, dass ein Demonstrationsverbot bereits vor der geplanten Großdemonstration am vergangenen Samstag, eingeführt wird, wogegen sich aber die Minister der Blau und Weiß Partei wandten. Sie argumentierten, dass der Lockdown nur als Ausrede verwendet werde, um die Proteste gegen Benjamin Netanyahu zu unterbinden.

Benny Gantz, Parteichef von Blau und Weiß, argumentierte zwar wie viele andere für die Einschränkung der Demonstrationen und versuchte seinen Parteimitgliedern zu erklären, dass es um die Gesundheit der Bevölkerung gehe und nicht um das Verbot der Meinungsfreiheit. Dem Komitee gelang es jedoch dennoch nicht, eine endgültige Entscheidung vor Beginn des Lockdowns zu treffen. „Wir werden Tausende in Balfour versammelt sehen und an Yom Kippur werden Massengebete stattfinden. Es wird zur größte Verbreitung des Virus seit dem Corona-Ausbruch kommen. Der zweite Yom Kippur Krieg erwartet uns“, so Miki Zohar von der Likud-Partei.

Vertreter der ultra-orthodoxen Haredi-Partei fragten, wieso sich wöchentlich tausende Menschen zum Demonstrieren treffen dürfen, Feiertage aber alleine gefeiert werden müssen. Innenminister Arye Deri verließ sogar den Raum als vorgeschlagen wurde, Synagogen zu schließen, Demonstrationen jedoch weiterhin zu genehmigen: „Wenn die Regierung ‚nein‘ zu Gebeten an Yom Kippur, aber ‚ja‘ zu Demonstrationen sagt, dann weiß ich nicht ob ich in einer derart un-jüdischen Regierung bleiben kann.“

Die Organisatoren der stattfindenden Anti-Regierungsproteste versprachen, keine gewöhnlichen Demonstrationen abzuhalten, sondern in Kleingruppen von 20 Personen an verschiedenen Orten der Stadt zu protestieren. Am vergangenen Donnerstag, fand bereits eine derartige Demonstration statt, um zu zeigen, dass dies möglich sei.

Strenge Kontrollen

Die Bevölkerung ist dazu aufgerufen, das Haus nur dann zu verlassen, wenn ein unmittelbarer Grund dafür besteht. Generell dürfen sich Israelis nun lediglich einen Kilometer von zu Hause fortbewegen – mit Ausnahme von Sport, der alleine praktiziert wird, Einkäufen oder Arztbesuchen. Außerdem herrscht seit März strikte Maskenpflicht auf den Straßen und in Geschäften. Es ist auch nicht erlaubt, Besuche zu machen, Restaurants sind nur für Lieferungen geöffnet, und alle Geschäfte außer Supermärkten sowie alle Sportzentren haben geschlossen. Der Strand ist nur für diejenigen zugänglich, die einen Kilometer entfernt wohnen und auch nur, um Sport zu betreiben.

Die öffentlichen Verkehrsmittel sind nur begrenzt für diejenigen verfügbar, für die es unerlässlich ist zu ihren Arbeitsplätzen zu gelangen. Außerdem wird der Flugverkehr eingestellt. Nur diejenigen, die bereits vor dem Lockdown ein Flugticket gebucht hatten, dürfen dieses noch benutzen.

Polizisten werden stärker als zuvor kontrollieren, ob die Maßnahmen auch eingehalten werden. Zusätzlich werden Grenzpolizisten an den Städtegrenzen positioniert und Helikopter losgeschickt, um das Land noch besser zu überwachen. Bislang wurden bereits Strafen gegen knapp 4.500 Personen verhängt.

Die Bevölkerung Israels ist durch die ständig wechselnden Entscheidungen und Regelungen der Regierung verwirrt und in permanente Ungewissheit versetzt. Aussichten auf einen möglichen Exit-Plan stehen noch nicht zur Diskussion. Stattdessen trifft sich das Kabinett nach Yom Kippur, um weitere Einschränkungsmaßnahmen zu besprechen.

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