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Wunsch aus Gaza: Region, in der Israelis und Palästinenser friedlich miteinander leben

Mohammed altlooli träumt von einem Gaza, in dem Israelis ganz selbstverständlich den Strand besuchen können
Mohammed Altlooli träumt von einem Gaza, in dem Israelis ganz selbstverständlich den Strand besuchen (© Imago Images / ZUMA Wire)

Stellen Sie sich eine Region vor, in der Palästinenser ebenso selbstverständlich israelische Städte besuchen, wie Israelis in den Gazastreifen und die Westbank reisen.

Mohammed Altlooli

Bislang wurde noch keine Lösung des Konflikts gefunden, der seit siebzig Jahren andauert; keine Lösung, um den Kriegszustand zu beenden, der auf beiden Seiten Tote und Verwundete fordert und die Zerstörung von Häusern mit sich bringt; keine Lösung für den Zustand der Angst, in dem sich beide Seiten befinden, von denen eine ständig unter dem Brummen der Aufklärungsflugzeuge lebt, während die andere von jetzt auf gleich wegen Raketenbeschusses in Schutzräumen schlafen muss.

Stellen wir uns doch stattdessen ein Szenario vor, in dem die palästinensischen und israelischen Bürger nebeneinander in Frieden in ihrer Heimat leben: ein Szenario, in dem unsere Kinder und ihre Kinder sich in den Schulen treffen; in dem unsere Jugend und ihre Jugend sich in Universitäten und Cafés treffen; indem unsere Ärzte und ihre Ärzte sich in Krankenhäusern treffen; in dem unsere Frauen und ihre Frauen sich auf den Märkten und in den Straßen treffen; in dem unsere Familien und ihre Familien sich am Strand von Gaza oder am Strand von Tel Aviv/Jaffa treffen.

In einem solchen Szenario tauschen wir Erfahrungen und Wissen in Handwerk und Industrie aus, um mit ihrer Entwicklung Schritt zu halten und zu ihr beizutragen. Wir gehen jederzeit zum Gebet in die Al-Aqsa-Moschee oder die Grabeskirche in Jerusalem; wir fahren jederzeit zur Geburtskirche in Nazareth; wir besuchen jederzeit israelische Städte, wie wir den Israelis jederzeit die Reise in palästinensische Städte ermöglichen. Wir bekämpfen die Krisen und Gesundheitsprobleme der Region gemeinsam, Schulter an Schulter.

Leider nur Fantasie

Die palästinensische Führung, die ihre Parolen in der Sprache der Gewalt drischt und im Namen Teherans gegen Israel kämpft, trägt die Verantwortung dafür, dass dieses Szenario noch eines der Fantasie und nicht der Realität ist.

Die Führung, die mit dem Leid unseres Volkes handelt, wird es nicht akzeptieren, den Geldstrom, der ihr im Zuge dieses Kampfes zufließt, zu stoppen, sondern stattdessen versuchen, seine Fortexistenz zu sichern. Auf der anderen Seite müssen auch die israelischen Regierungen jeden Versuch, Frieden zu schließen, nach allen Kräften fördern. Versuche, diesen Frieden zu erreichen, werden von Menschen außerhalb der politischen Arena unternommen, die an den Frieden glauben.

Ich habe mit einem israelischen Freund die Erfahrung gemacht, dass wir viel gemeinsam haben und uns in vielen Dingen, die uns verbinden, sehr ähnlich sind. Aber die Sache dauerte nicht lange, denn in dem Moment, als in den Medien über unsere Freundschaft berichtet wurde, zog das den Zorn vieler Menschen auf sich, die an Organisationen glauben, die Gewalt einer friedlichen Zukunft vorziehen.

Ich habe versucht, die Einzelheiten unseres Treffens zu erklären und es als eine Idee der Koexistenz darzustellen, die wir realisieren wollen. Die Versuche, die Mauer zu durchbrechen, durch die wir voneinander getrennt sind, sind allerdings noch begrenzt.

Es ist machbar

Aber wir streben danach, sie auszubauen und zu einer weitverbreiteten Kooperation zwischen denen zu machen, die in Israel den Frieden unterstützen, und denen, die im Gazastreifen und im Westjordanland den Frieden unterstützen. Viele Menschen sind der Meinung, dass eine Zusammenarbeit lohnender ist als ein Alleingang.

Wenn es um die Zukunft unserer beiden Völker geht, dass ist es notwendig, dass wir gemeinsam daran arbeiten, den Frieden zu erreichen, der erreicht werden kann. Ich will, kann und darf den Friedenssuchenden in der israelischen Gesellschaft ebenso wie in der palästinensischen Gesellschaft vertrauen, denn es geht um ihre Zukunft und die Zukunft ihrer Kinder: Wir alle wollen diese Zukunft schützen und aufbauen.

Jetzt, da die arabische Normalisierung mit Israel ihren Höhepunkt erreicht hat: Warum bemühen sich diese Länder nicht um jemanden, der auch den Frieden zwischen uns und Israel erreichen kann?

Ich möchte auch Israels Aufmerksamkeit darauf lenken, dass, wenn es Abkommen mit all seinen arabischen Nachbarn schließen möchte, um völlige Ruhe und Frieden in der Region zu erreichen, dies auch die Verbesserung seiner Beziehungen zu den Palästinensern beinhalten sollte, damit wir beide gemeinsam mit unseren Nachbarn in der Region Ruhe, Frieden und Wohlstand genießen können.

Der Autor engagierte sich im „Gaza Youth Movement“, musste aus dem Gazastreifen fliehen und lebt, nach längerem Aufenthalt in einem Flüchtlingslager in Griechenland, inzwischen als Asylbewerber in Deutschland. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

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