„Ohne iranische Unterstützung wären wir nicht in der Lage, Raketen auf Tel Aviv zu schießen.“ Das sagte Ramez Al-Halabi, ein hochrangiger Funktionär der Terrororganisation Palästinensischer Islamischer Dschihad (PIJ), am 7. Mai in einem Interview mit dem irakischen Fernsehsender Alahad TV.
Dieser arabischsprachige Sender wird vom Iran finanziert und sendet sowohl terrestrisch als auch über Satellit. Das Middle East Research Institute (MEMRI) mit Sitz in Washington D.C. hat das Interview aufgezeichnet und mit englischen Untertiteln versehen auf seine Website gestellt. Ramez Al-Halabi fuhr fort:
„Die Mudschaheddin in Gaza und im Libanon verwenden iranische Waffen, um die Zionisten anzugreifen. Wir kaufen unsere Waffen mit iranischem Geld. Ein wichtiger Teil unserer Aktivität geschieht unter der Aufsicht iranischer Experten. Die Konturen der Siege, die es in Palästina in jüngster Zeit gab, wurden mit Blut von Qassem Soleimani gezeichnet, mit iranischem Blut.“
„Unterschrift von Qassem Soleimani“
Generalmajor Qassem Soleimani war der Chef der iranischen Quds-Brigaden des islamischen Revolutionsgardencorps (IRGC) und hauptverantwortlich für die Terroraktivitäten des Iran im Ausland. Ende 2019 hatte Soleimani die US-Luftwaffenbasis im irakischen Kirkuk mit Raketen angreifen lassen, wobei ein Amerikaner getötet und vier verletzt wurden. Zudem hatten proiranische Milizen zur gleichen Zeit die US-Botschaft in Bagdad gestürmt.
Daraufhin gab US-Präsident Donald Trump den Befehl, Soleimani mit einer von einer Kampfdrohne abgeschossenen Rakete zu töten, was von vielen Politikern und Journalisten in Europa scharf kritisiert wurde, die das iranische Regime so sehr verehren, dass sie glaubten, der Tod Soleimanis werde den Weltuntergang nach sich ziehen.
Der ehemalige deutsche Außenminister Sigmar Gabriel (SPD), ein bekannter Freund des iranischen Regimes, verlangte gar, die Europäische Zentralbank (EZB) solle dem Iran als Schmerzensgeld mindestens „einen zweistelligen Milliardenkredit“ gewähren. Der Österreichische Rundfunk (ORF) kürte in seinem Jahresrückblick 2020 Soleimani zu einem der in jenem Jahr verstorbenen „Prominenten und Stars“.
Die libanesische Terrororganisation Hisbollah errichtete Soleimani im südlibanesischen Dorf Maroun Al-Ras ein kilometerweit sichtbares Denkmal. Aus gutem Grund, wie Ramez Al-Halabi weiter berichtet:
„Heutzutage haben die Getreuen der Achse des Widerstands begonnen, in der Region die Oberhand zu haben, dank Allah und dem Blut der Märtyrer. Und sie [die Achse; S.F.] hat angefangen, Wirkung zu haben, und was für eine Wirkung.
Die Achse zwischen Al-Quds (Jerusalem) und Beirut, die Achse zwischen Al-Quds und Bagdad, die Achse zwischen Al-Quds und Damaskus, die Achse zwischen Al-Quds und Sanaa, und zuerst und vor allem die Achse zwischen Al-Quds und Teheran – das ist eine siegreiche Achse. Ich bin nicht verlegen, ich bin stolz zu sagen, dass die Raketen, die benutzt wurden, um Tel Aviv unter Beschuss zu nehmen, die Unterschrift des Iran tragen, die Unterschrift von Qassem Soleimani.
Die Kornet-Raketen, die wir benutzen, um die israelischen Panzer in die Luft zu jagen […] sind die Kornet-Raketen von Qassem Soleimani und dem Iran. Die Gewehre, die wir nutzen, um den israelischen Feind zu erschießen – die, die diese Gewehre nutzen, wurden von unseren Brüdern in der IRGC ausgebildet. Wir sagen das laut und deutlich, meine lieben Brüder: […]
In fast jeder Wohnung in Gaza hängt heute ein Bild von Qassem Soleimani, ein Bild der Islamischen Republik wie auch ein Bild der Khomeini-Stiftung für Islamische Hilfe, die dafür sorgt, dass die, die im Ramadan fasten, ein Iftar-Mahl haben. […] Ich bitte Allah, den Iran zu belohnen, in meinem Namen, im Namen des palästinensischen Volkes. Sie sind diejenigen, die uns mit Waffen, Geld und Essen versorgen.“
Iran bewaffnet Hamas
Es ist nicht das erste Mal, dass ein hochrangiger Terroristenführer im Fernsehen darüber spricht, dass die Hamas vom Iran bewaffnet wird und er dabei ausdrücklich Qassem Soleimani rühmt. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah erklärte in einer Fernsehansprache im Dezember 2020, Soleimani habe Verbindungen zu „allen palästinensischen Widerstandsgruppen“ gehabt.
„Es gab für Märtyrer Soleimani keine roten Linien, was die Unterstützung der palästinensischen Widerstandsgruppen betraf.“
Auch Nasrallah sagte, die Hamas im Gazastreifen habe ihre russischen „Kornet“-Panzerabwehrwaffen Soleimani zu verdanken.
Für die israelischen Merkava-Panzer sollten die Panzerabwehrraketen eigentlich keine Gefahr mehr darstellen, da sie inzwischen mit dem „Trophy“-System über ein aktives Abwehrsystem gegen herannahende Projektile verfügen, eine Art Iron Dome für Panzer. Für Menschen auf freiem Feld oder die Insassen ungeschützter Fahrzeuge sind die Raketen hingegen eine tödliche Bedrohung. Der israelische Soldat Omer Tabib wurde am Mittwoch (12. Mai) getötet, als eine „Kornet“-Rakete seinen in der Nähe des Gazastreifens geparkten Jeep traf. Auch auf Zivilisten schießt die Hamas mit solchen lasergesteuerten Raketen:
Am 7. April 2011 griff sie sogar einen israelischen Schulbus an, dabei wurde der 16-jährige Daniel Viflic getötet. Die anderen Schüler waren glücklicherweise kurz zuvor aus dem Bus ausgestiegen, der durch seine knallgelbe Farbe von weitem als Schulbus zu erkennen gewesen war, sonst hätte es ein Massaker an Kindern gegeben.
Warum die Gaza-Blockade besteht
Israel kontrolliert zwar, welche Güter den LKW-Grenzübergang Kerem Shalom passieren, doch das reicht offenbar nicht aus, um das Schmuggeln von Waffen zu verhindern, zumal es wahrscheinlich immer noch Schmuggeltunnel nach Ägypten gibt und vielleicht auch Wege des Schmuggels, von denen die Öffentlichkeit überhaupt nichts weiß.
Zum Teil versucht die Hamas sogar, Militärgüter an den Augen der israelischen Grenzbeamten vorbei aus Israel über Kerem Shalom zu schmuggeln.
Unbeeindruckt davon fordern westliche Politiker und Politaktivisten immer wieder eine Aufhebung der Blockade des Gazastreifens, womit sie offenbar meinen, dass der Hamas auch die Spedition per Flugzeug oder Schiff gestattet werden sollte. Das würde es den Terroristen ermöglichen, noch größere Militärgüter aus dem Iran in den Gazastreifen zu bringen – solche, die nicht in kleinen Einzelteilen geschmuggelt werden können, wie etwa schwere Artillerie, Hubschrauber, Panzer, Tunnelbohrmaschinen, bewaffnete Rennboote, Mini-U-Boote oder noch größere Raketen.