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Wo Geschichtsfälschung zum Kulturgut erklärt wird

Von Florian Markl

al-haram-al-sharif-titelblattDie Vereinten Nationen seien „die größte Verdichtung des Antisemitismus seit den Zeiten von Hitlers Deutschland“, befand der Journalist William F. Buckley, nachdem er 1975 drei Monate lang für die amerikanische Delegation bei der UN-Generalversammlung gearbeitet hatte. Wie um dieses Urteil zu bestätigen, verabschiedete die UNESCO gestern einen Resolutionsentwurf, der nicht anders als antisemitisch zu bezeichnen ist. Ausgerechnet die „Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur“ machte sich erneut die geschichtsfälschende Behauptung zu eigen, dass es keinen Bezug des Judentums zum Tempelberg gebe – der im Resolutionstext denn auch konsequent nur mit seinem arabischen Namen „Haram Al-Sharif“ angesprochen wird.

Bevor die UNESCO-Delegierten dieser antisemitischen Lüge, die mit besonderer Vorliebe von der ‚moderaten‘ palästinensischen Führung unter Mahmud Abbas propagiert wird, ihren Segen erteilten, hätten sie der historischen Wahrheit zuliebe vielleicht einen Blick in das schmale Büchlein „A Brief Guide to al-Haram al-Sharif“ werfen sollen, das 1924 vom Obersten Muslimischen Rat in Jerusalem publiziert wurde. Darin ist im historischen Überblick zu lesen:

„Der Platz ist einer der ältesten der Welt. Seine Heiligkeit stammt aus frühesten, vielleicht prähistorischen Zeiten. Seine Übereinstimmung mit dem Platz des Tempels von Salomon steht außer Zweifel. Das ist auch der Ort, an dem nach dem allgemeinen Glauben, ‚David einen Altar für den Herren baute und ihm Brandopfer und Heilsopfer darbrachte‘.“

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Als diese Zeilen geschrieben wurden, wurde der Oberste Muslimische Rat von niemand Geringerem geleitet als dem berüchtigten Mufti von Jerusalem und späteren Nazi-Kollaborateur Amin el-Husseini. Selbst für diesen eingefleischten Antisemiten stand außer Frage, dass es sich beim Haram al-Sharif um den ehemaligen jüdischen Tempelberg handelte – eine historische Selbstverständlichkeit, die gestern per UNESCO-Beschluss für nichtig erklärt wurde.

Wie skandalös dies sogar nach UN-Maßstäben ist, lässt sich schon daran erahnen, dass selbst UNESCO-Generalsekretärin Irina Bokova sich mittlerweile vom gestrigen Beschluss distanzierte und vor der Schädigung warnte, die der Organisation durch derartig geschichtsfälschende Beschlüsse drohe.

Der israelische Oppositionsführer Isaac Herzog erklärte zur gestrigen UNESCO-Resolution:

„Wer immer die Geschichte umschreiben, die Fakten verfälschen und die völlig erfundene Fantasie verbreiten will, dass die Klagemauer und der Tempelberg keinerlei Verbindungen zum jüdischen Volk hätten, der propagiert eine fürchterliche Lüge, die nur dazu dient, Hass zu schüren.“

Und Israels Premier Netanjahu meinte in einer ersten Reaktion zum Beschluss der UNESCO-Resolution: „Zu sagen, Israel habe keine Verbindung zum Tempelberg, ist, wie wenn man sagen würde, China hat keinen Bezug zur Chinesischen Mauer und Ägypten keine Verbindung zu den Pyramiden.“

Bei der UNESCO, wie bei den Vereinten Nationen im Allgemeinen, würden freilich auch diese Behauptungen Mehrheiten finden, wenn damit Israel an den Pranger gestellt werden könnte.

 

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