Vielen Iranern geht die wirtschaftliche Lage näher als die schrillen Töne ihrer Machthaber und Präsident Trumps. ‚Wir brauchen Brot und Butter‘, so Mostafa Bayat, ein 30jähriger Einwohner Teherans. ‚Vor einem Krieg fürchte ich mich nicht. Ich habe nichts zu verlieren.‘ (…) Rohanis Ablösung von Zentralbankchef Valiollah Seif wenige Wochen vor dem Ende seiner fünfjährigen Amtszeit zeigt, wie ernst die Lage ist. Seif spielte bei dem Versuch der Regierung, nicht lizenzierte finanzielle Institutionen auszuschalten, von denen viele von religiösen und militärischen Körperschaften betrieben werden, eine entscheidende Rolle. Im Gegenzug hatten manche der betroffenen Institutionen den iranischen Devisenmarkt überflutet, um die Regierung zu diskreditieren. Dies habe die Entwertung des Rial beschleunigt, so Bijan Khajehpour, geschäftsführender Gesellschafter bei Atieh International, einer in Wien ansässigen Unternehmensberatung, die auf die Anbahnung von Kooperationen mit dem Iran spezialisiert ist.
Der offizielle Wechselkurs des iranischen Rial hat sich seit Anfang des Jahres in etwa halbiert und liegt jetzt bei 95.000 Rial für einen Dollar. Der Handel zum offiziellen Kurs ist den meisten Iranern nicht zugänglich und bildet daher eine wichtige Quelle der Korruption. Die Regierung hat in der jüngsten Zeit verschiedene Maßnahmen ergriffen, um der Unzufriedenheit Herr zu werden. So wurden fünf Mitarbeiter des Industrieministeriums verhaftet. Beschuldigt werden sie, wie die Medien vor Ort am Mittwoch berichteten, der Korruption und Unterschlagung, um tausende Luxuskarossen zu importieren. (…) Am 6. August treten neue US-Sanktionen in Kraft, die den Iran am Erwerb von Dollardevisen hindern sollen, und am 4. November folgen Sanktionen, die sich gegen iranisches Öl und internationale Finanzinstitutionen richten, die mit der iranischen Zentralbank zusammenarbeiten.“ (Sune Engel Rasmussen / Aresu Eqbali: „‚We Need Bread and Butter‘: Iranians Under Pressure in Flailing Economy“)