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Wieso Ägyptens Präsident beunruhigt ist über die Proteste im Sudan

Wieso Ägyptens Präsident beunruhigt ist über die Proteste im Sudan
Omar al-Bashir und Abdel Fattah al-Sisi

„Kairo befürwortete, abseits seiner üblichen Realpolitik, die Absetzung des langjährigen sudanesischen Präsidenten Omar al-Bashir am 11. April. Kurz nachdem Bashirs Entmachtung durch das Militär stattgefunden hatte, veröffentlichte das ägyptische Außenministerium eine Erklärung, in der es seine Unterstützung des ‚Willens des sudanesischen Volkes‘ ausdrückte. und die internationale Gemeinschaft aufforderte, ‚dem Sudan zu einem friedlichen Übergang zu verhelfen‘. Die Aussage überraschte einige Analysten, da Ägypten den umstrittenen sudanesischen Präsidenten in den Monaten vor seinem Sturz zu unterstützen schien.

Fast vier Monate lang hatte Kairo die politischen Unruhen im benachbarten Sudan genau beobachtet. Die Protestaktionen auf der Straße, die Bashirs Rücktritt forderten, verunsicherten die Regierung von Präsident Abdel Fattah al-Sisi. Aber das Unbehagen, das durch den Aufstand an der Südgrenze Ägyptens verursacht wurde, kam nicht deswegen auf, weil Bashir etwa ein enger Freund und Verbündeter war – es handelt sich nicht um das Ende einer Liebesgeschichte zwischen Sisi und dem gestürzten islamistischen Präsidenten. (…)

Die Unterstützung durch Sisi ist weitgehend auf die Notwendigkeit zurückzuführen, seine eigenen wichtigen Sicherheitsinteressen zu schützen. So wurde befürchtet, dass die Instabilität im Sudan über die Grenze nach Ägypten schwappen könnte. Ägypten steht bereits an seiner Westgrenze zu Libyen vor einer großen Sicherheitsherausforderung und musste seine Truppen verstärken, um den Infiltrationsversuchen von Dschihadisten und dem Waffenschmuggel entgegenzuwirken. Wenn die ägyptische Armee auf der Sinai-Halbinsel zur Bekämpfung des Terrorismus eingesetzt wird und gleichzeitig die Sicherheit an der Südgrenze zum Sudan erhöht werden müsste, würde dies die Truppenstärke zu stark ausdünnen.

Die ähnliche Situation der Wirtschaft in Ägypten und im Sudan sind ein weiterer Grund für die Sorge der Sisi-Regierung um die Unruhen südlich der Grenze. Die Proteste im Sudan wurden durch einen Anstieg der Nahrungsmittelpreise und durch Gasknappheit ausgelöst, nachdem die sudanesische Währung im Oktober abgewertet und die Subventionen für Weizen und Treibstoffe aufgehoben worden waren, was zu einem Inflationsschub führte. Was am 19. Dezember mit einzelnen Protesten begann, die sich gegen die schmerzhaften Sparmaßnahmen richteten, wurde schnell zu einer ausgewachsenen Revolte, in der nicht weniger als Bashirs Rücktritt gefordert wurde. Die Ägypter kämpfen ebenfalls mit einer hohen Inflation. Darüber hinaus wächst die Unzufriedenheit im Land über die gestiegenen Preise für Grundstoffe und Dienstleistungen, nachdem die Regierung das ägyptische Pfund Ende 2016 um 48% abgewertet hatte und seitdem die Subventionen für Brennstoffe und Strom sukzessive senkte. (…)

Darüber hinaus steigt auch in Ägypten die Wut wegen der ‚beispiellosen Menschenrechtsverletzungen‘ und der politischen Unterdrückung durch den Staat.“ (Shahira Amin: „How Egypt views turmoil in neighboring Sudan“)

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