Sehr geehrte Presse-Redaktion,
in seinem Blick in politische Fachzeitschriften geht Burkhard Bischof auf die Europäische Rundschau ein, die sich in ihrer aktuellen Ausgabe mit dem Antisemitismus in Europa beschäftigt. Bischof zufolge vertrete der Antisemitismusforscher Samuel Salzborn darin „grob vereinfacht interpretiert“ die These, „dass jedweder Kritiker Israels gleichsam automatisch ein Antisemit sei“.
Sieht man sich an, was Salzborn in seinem Beitrag mit dem Titel „Antiisraelischer Antisemitismus“ tatsächlich geschrieben hat, kann man sich über diese Behauptung nur wundern. Denn gestützt auf einen weithin bekannten Definitionsversuch der Europäischen Union beschreibt Salzborn zuerst die zentralen Merkmale, die den gegen den jüdischen Staat gerichteten Antisemitismus von Kritik an Israel unterscheiden, um darauf aufbauend zu erörtern, warum die Israel-Boykottbewegung BDS als antisemitisch zu charakterisieren ist. Die Ausführungen Salzborns einfach als „automatischen“ Antisemitismusvorwurf hinzustellen, ist nicht bloß „grob vereinfacht interpretiert“, sondern schlicht unzutreffend.
Dass Bischof inhaltlich mit Salzborn wenig anfangen kann, ist angesichts der Tatsache wenig überraschend, dass er in seiner Zeit als zuständiger Redakteur für die Presse-Meinungsseiten immer wieder anti-israelischen Propagandisten Raum für deren Rundumschläge gegen den jüdischen Staat gegeben hat. Aber es sollte nicht zu viel von ihm verlangt sein, auch Positionen, die er selbst ablehnt, wenigstens halbwegs adäquat wiederzugeben. Presse-Leser sollten darauf vertrauen können, nicht irreführende Zerrbilder vorgesetzt zu bekommen.
Mit freundlichen Grüßen,
Florian Markl
Mena Watch – der unabhängige Nahost-Thinktank