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Wie viele Muslime leben eigentlich in Deutschland?

Wie viele Muslime leben eigentlich in Deutschland?Zur Christin oder zum Christen wird man nicht durch Geburt, sondern durch die Taufe und die Mitgliedschaft in einer Kirche. Entsprechend werden in den Statistiken als ‚Christen‘ meist die Mitglieder in christlichen Religionsgemeinschaften gezählt; also Menschen, die aufgrund elterlichen oder eigenen Entschlusses getauft wurden und weiterhin beitragszahlende Mitglieder ihrer Kirchen sind. Und das bedeutet auch: Jeder religionsmündige Mensch (in Deutschland ab 14 Jahren) kann auch jederzeit aus seiner oder ihrer Kirche austreten und damit aufhören, christlich im Sinne der Statistiken zu sein.

In den meisten anderen Weltreligionen wie eben dem Islam, aber auch zum Beispiel dem Judentum und Hinduismus, wird die Mitgliedschaft aber einfach durch Geburt (oder Übertritt) erworben: Als Muslim, Jüdin oder Hindu wird man geboren – es gibt keine Verpflichtung, irgendeiner Art von religiöser Gemeinschaft ausdrücklich beizutreten. Einige religiöse Traditionen wie das Yezidentum untersagen (bisher) sogar den Übertritt – als Yezidin oder Yezide kann man nur geboren werden. (…)

Und so kommt es, dass in den meisten deutschsprachigen und internationalen Statistiken noch immer Äpfel mit Birnen verglichen werden: Auf der einen Seite stehen diejenigen Christen, die getauft wurden und weiterhin beitragszahlen einer Kirche angehören – und auf der anderen Seite alle diejenigen, deren Eltern einer bestimmte Religion angehören.

Stellen wir uns vor: Würden wir alle diejenigen als ‚Christen‘ zählen, die von christlichen Vorfahren abstammen und wenigstens weiterhin hin und wieder auch etwas praktizieren, so würden auf einen Schlag zum Beispiel über 90 Prozent der Sachsen zu ‚Christen‘ – denn sie stammen aus christlichen Familien und feiern meistens auch noch irgendwie Weihnachten. Tatsächlich werden aber nur rund 20 Prozent der Sachsen als evangelisch und nur rund drei Prozent als katholisch ‚gezählt‘ – weil eben nur noch so wenige von ihnen weiterhin Kirchen angehören.

Würde man beim Islam in Deutschland das gleiche, strenge Kriterium anlegen wie beim Christentum, wären nur noch die etwa 20 Prozent der ‚Muslime‘ zu zählen, die tatsächlich einer Religionsgemeinschaft angehören und dafür Beiträge entrichten. Die Zahl der ‚Muslime‘ würde auf etwa eine Million Menschen und nicht einmal zwei Prozent der deutschen Bevölkerung schrumpfen!

Diese ‚strenge‘ Zählung wäre dem freiheitlichen Staat eigentlich geboten, denn diesen geht es nichts an, ob und woran Menschen und ihre Vorfahren in ihrem Privatleben glauben – seien dies Gottheiten, Engel, UFOs oder Einhörner. Erst wenn sich Menschen freiwillig Verbänden und Religionsgemeinschaften anschließen, um beispielsweise gemeinsam Gebetsstätten zu errichten, Veranstaltungen auszurichten und Religionsunterricht anzubieten, werden ihre Glaubensüberzeugungen für den Staat relevant.

Und umgekehrt: Auch religiöse und weltanschauliche Verbände haben eigentlich kein Recht, für Menschen zu sprechen, die bei ihnen keine Mitglieder sind. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland kann nicht für ‚die Muslime‘ sprechen, sondern nur für die paar Tausend, die sich den bei ihm versammelten Moscheeverbändern angeschlossen haben. Ebenso vertreten die humanistischen Verbände auch nicht ‚die‘ Konfessionslosen in Deutschland, sondern nur das eine Promille, das sich ihnen angeschlossen hat (etwa 30.000 von 30 Millionen).“ (Aus Michael Blume: „Islam in der Krise. Eine Weltreligion zwischen Radikalisierung und stillem Rückzug“)

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