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Bewertung von Israels Operation »Schild und Pfeil«

Israels Abwehrsystem Iron Dome in Ashkelon in Aktion, um Raketen aus Gaza abzufangen
Israels Abwehrsystem Iron Dome in Ashkelon in Aktion, um Raketen aus Gaza abzufangen (© Imago Images / Xinhua)

Der israelische Verteidigungsapparat kann mit seiner jüngsten Leistung zufrieden sein: Hamas, Hisbollah und andere vom Iran unterstützte Gruppen werden jedoch weiter Chaos stiften und eher früher als später bekämpft werden müssen.

Joe Truzman

Am 8. Mai startete Israel die Operation »Schild und Pfeil« mit der Ausschaltung von drei hochrangigen Mitgliedern der vom Iran unterstützten Terrorgruppe Palästinensischer Islamischer Dschihad (PIJ) im Gazastreifen. Die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) identifizierten die drei als Khalil Bahtini, Jihad Ghanam und Tareq Izzeldin.

Bahtini war ein hochrangiger PIJ-Kommandeur, der für die jüngsten Raketenangriffe auf Israel verantwortlich war und als Verbindungsmann zum Politbüro der Gruppe diente, so das israelische Militär. Ghanam war unter anderem für den Waffen- und Geldtransfer zwischen dem PIJ und der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Terrorgruppe Hamas zuständig. Izzeldin wiederum koordinierte zwischen PIJ-Kadern im Gazastreifen und im Westjordanland und plante »mehrere Terroranschläge gegen israelische Zivilisten«, so das Militär.

Nach den israelischen Militärschlägen leitete der Gemeinsame Operationsraum (JOR) der palästinensischen Gruppierungen die Operation »Rache der Freien« ein und begann eine Kampagne des Raketen- und Mörserbeschusses auf israelische Gemeinden und Städte, darunter Tel-Aviv und die Außenbezirke von Jerusalem.

Der Gemeinsame Operationsraum 

Die Hamas gründete den JOR im Jahr 2017. Ihm gehören etwa zwölf bewaffnete palästinensische Gruppierungen an, die bei Konflikten militärische Operationen gegen Israel koordinieren. Obwohl die Hamas den JOR anführt, scheint sie sich diesmal nicht am Abschuss von Raketen auf Israel beteiligt zu haben. Die Abwesenheit der Hamas auf dem Schlachtfeld war eine positive Entwicklung für die israelischen Streitkräfte, die sich daher entschieden, während des Konflikts keine Ziele der Hamas anzugreifen. In ihren Erklärungen betonte die JOR die Einheit und Koordination ihrer Mitglieder – trotz der Tatsache, dass die Hamas nicht direkt an den Kämpfen beteiligt war.

Während des Konflikts ließen militante palästinensische Gruppen nach Angaben des israelischen Militärs während der fünftägigen Kämpfe rund 1.500 Raketen auf Israel niedergehen, etwa 298 pro Tag. Während des Gaza-Konflikts im Mai 2021 feuerten Hamas, PIJ und andere bewaffnete palästinensische Gruppen in elf Tagen etwa 4.340 Raketen ab, ca. 434 täglich. Die Diskrepanz zwischen der Zahl der abgefeuerten Raketen im Jahr 2021 und 2023 lässt den Schluss zu, dass die Hamas während der Kampagne in der vergangenen Woche keine aktiven Kämpfe geführt hat. Zehn bewaffnete Terrorgruppen beteiligten sich an dem Konflikt.

Nach Angaben aus offenen Quellen und Beweisen, die das Long War Journal der Foundation for Defense of Democracies zusammengetragen hat, waren zehn palästinensische Terrorgruppen an der Operation »Rache der Freien« beteiligt. Dazu gehören 

Achtzehn Terroristen getötet

Die Zahl von zehn Organisationen ist zwar beachtlich, aber fast alle haben wahrscheinlich bloß eine unterstützende Rolle gespielt, indem sie israelische Gemeinden in der Nähe der Grenze zum Gazastreifen beschossen, während die PIJ die Raketenangriffe auf israelische Großstädte wie Sderot, Ashkelon, Ashdod, Tel Aviv und Jerusalem anführte. Andere bewaffnete palästinensische Gruppen wie zum Beispiel salafistische Dschihadisten legten keine Erklärungen oder Beweise dafür vor, sich dem aktiven Kampf angeschlossen zu haben.

Nach Angaben des PIJ starben während des Konflikts elf Mitglieder, darunter sechs hochrangige Persönlichkeiten, ein Feldkommandeur und vier reguläre Kämpfer. In einem Kommuniqué bestätigte die PFLP, dass fünf Mitglieder »bei der Erfüllung ihrer Dschihad-Pflichten« starben. Die Al-Mudschaheddin-Bewegung erklärte, ein Feldkommandeur und ein Kämpfer seien durch den Beschuss der Besatzung im östlichen Gazastreifen gestorben, als sie ihren Dschihad-Pflichten nachgekommen seien. Einschließlich dieser achtzehn Terroristen wurden 33 Palästinenser bei den Kämpfen getötet. Nach Angaben der IDF starben vier palästinensische Zivilisten durch von den Terroristen abgefeuerte Raketen.

Bewertung des Konflikts

Das israelische Militär verfolgte mit der Operation »Schild und Pfeil« vier wichtige Ziele: 

  1. Eliminierung der PIJ-Führer, 
  2. Verhinderung des Eingreifens der Hamas in den Konflikt, 
  3. Verhinderung eines nennenswerten Angriffs palästinensischer Gruppen,
  4. Wiederherstellung der Abschreckung durch Signalisierung Richtung Hamas, Hisbollah und anderen regionalen Feinden, Israel werde im Falle einer Bedrohung präventiv zuschlagen.

Die IDF erreichten ihr Hauptziel in kürzester Zeit, indem sie drei PIJ-Führer ausschalteten, während die Angriffe auf andere hochrangige Terroristen in den folgenden Tagen ein zusätzlicher Erfolg waren. Die Ausschaltung wichtiger Führungspersönlichkeiten unterbricht die Planung und künftige Angriffe auf israelische Ziele. Es ist leichter, Tunnel und Raketen zu ersetzen als einen Kommandanten mit jahrelanger Kampferfahrung.

Die IDF erreichten zumindest teilweise auch eine Abschreckung, denn es ist unwahrscheinlich, dass der PIJ in naher Zukunft ohne die Unterstützung der Hamas eine weitere Konfliktrunde wagen wird. In den letzten Jahren scheint der Abstand zwischen den Militäroperationen im Gazastreifen jedoch zu schrumpfen. 

Seit der Operation »Breaking Dawn«, bei der Israel einen Präventivschlag gegen die PIJ-Führung führte, um geplante Attentate zu vereiteln, ist weniger als ein Jahr vergangen. Im Jahr 2021 feuerte die Hamas Raketen auf Jerusalem ab, woraufhin die Operation »Wächter der Mauern« eingeleitet wurde, und 2019 tötete Israel den PIJ-Kommandeur Baha Abu al-Ata bei der Operation »Schwarzer Gürtel«, nachdem er monatelang wiederholt Raketen auf Israel abgefeuert hatte.

Bei der jüngsten Operation sprachen die IDF dem PIJ weitgehend jeglichen nennenswerten Erfolg ab. Allerdings wurde durch Raketenbeschuss im Raum Tel Aviv eine Person getötet, und auch ein Arbeiter aus dem Gazastreifen wurde in der Nähe der Siedlung Shokeda von einer Rakete getroffen. Nach Angaben des israelischen Militärs wurde der PIJ mindestens einmal durch einen Luftangriff daran gehindert, ein Team von Panzerabwehrlenkraketen an der Grenze zum Gazastreifen einzusetzen. 

Das Scheitern des PIJ wurde deutlich, als er am 13. Mai die unrichtige Behauptung veröffentlichte, eine israelische Militärstellung mit einer Panzerabwehrlenkwaffe angegriffen zu haben, wobei es Tote gegeben haben soll. In einer Reaktion darauf dementierte eine Sicherheitsquelle gegenüber dem Long War Journal den Vorfall und fügte hinzu, es sei zwar eine Mörsergranate in der Nähe eines Panzers gelandet, die aber keinen Schaden verursacht habe.

Das israelische Militär hat die meisten seiner Ziele erreicht und gleichzeitig dem PIJ und anderen bewaffneten palästinensischen Organisationen einen bedeutenden Erfolg verwehrt. Das israelische Verteidigungsministerium kann mit seiner jüngsten Leistung zufrieden sein, doch stärkere und furchterregendere Gegner wie die Hamas, die Hisbollah und andere vom Iran unterstützte Gruppen stiften Chaos und müssen eher früher als später bekämpft werden.

Joe Truzman ist Mitarbeiter des Long War Journal der Foundation for Defense of Democracies. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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