Der innen- und regionalpolitische Niedergang der libanesischen Hisbollah hat ein Führungsvakuum für die iranische Achse in der Region geschaffen, das die jemenitischen Huthi-Milizen zu füllen versuchen.
Die Stellvertreter des Irans haben in den letzten Monaten schwere Schläge erlitten, insbesondere durch die Tötung des Hisbollah-Führers Hassan Nasrallah und weiterer hochrangiger Anführer der libanesischen Miliz sowie durch den Sturz des Regimes von Baschar al-Assad in Syrien. Diese Situation hat ein Führungsvakuum für die iranische Achse geschaffen und die Huthi samt ihrem Anführer Abdul-Malik al-Huthi in den Mittelpunkt gerückt, die nun die Führungsrolle innerhalb dieser Achse übernehmen.
Am 7. März drohte Abdul-Malik al-Huthi mit der Wiederaufnahme von Angriffen auf die Schifffahrt im Roten Meer, falls keine humanitäre Hilfe in den Gazastreifen gelange. Zwei Tage später mischte sich der Huthi-Führer explizit in die inneren Angelegenheiten Syriens ein. In einer Fernsehansprache kritisierte er die syrischen Regierungstruppen scharf und bezeichnete sie angesichts der Militäroperationen, die sie einige Tage zuvor an der syrischen Küste gegen Anhänger des Assad-Regimes durchgeführt hatten und der in diesem Zusammenhang begangenen Massaker an Alawiten, die ebenso wie die Huthi dem schiitischen Islam zugerechnet werden, als »Takfiri-Gruppen«, sprich: als sunnitisch-islamistische Extremistengruppen.
In seiner Rede sagte al-Houthi: »Die von den Takfiri-Gruppen in Syrien begangenen Verbrechen müssen verurteilt werden und jeder muss daran arbeiten, diese Verbrechen zu stoppen. … Die Geschehnisse in Syrien zeigen, dass diese Gruppen darauf bestehen, ihr brutales kriminelles Verhalten durch die Tötung unschuldiger Menschen fortzusetzen.«
Rollenverschiebung
Das dominante Auftreten des Huthi-Führers und seine Einmischung in die Angelegenheiten Syriens erinnerten daran, wie sich Hassan Nasrallah seit einem ganzen Jahrzehnt, insbesondere seit 2011, inszeniert hatte, und warfen Fragen auf, inwiefern die Huthi als neue Führer der iranischen »Achse des Widerstands« im Nahen Osten zu betrachten sind.
Der geschäftsführende Direktor des Red Sea Center for Political and Security Studies in Yemen Dhiyab al-Dabaa betrachtete die Äußerungen der Huthi zu Syrien als eine Verschiebung der Rollen unter den regionalen Stellvertretern des Irans. Er fügte hinzu, dass »die Kommentare der Huthi-Führer zu den Ereignissen in Syrien auf iranischen Anweisungen basieren und den Interessen Teherans dienen, da der Iran versucht, seinen Einfluss in Syrien und im Libanon wiederherzustellen«.
Al-Dabaa wies darauf hin, dass diese Entwicklung auch im Rahmen einer Rollenverschiebung unter den iranischen Stellvertretern zu sehen sei, nachdem die Hisbollah Niederlagen erlitten hatte, die Teheran dazu zwangen, die Huthi als Alternative zur libanesischen Miliz einzuführen. Die jüngsten Entwicklungen in Syrien und im Libanon »haben die Optionen des Irans in der Region eingeschränkt und er war gezwungen, das Führungsvakuum nach der Tötung von Hisbollah-Führern zu füllen und Abdul-Malik al-Huthi mehr Raum zu geben, um die Führung zu übernehmen«.
Zukünftige Bedrohung
Der jemenitische Militäranalyst Adnan al-Jabrini erklärte gegenüber der emiratischen Website Erem News, die Rückkehr der Huthi-Bedrohung im Roten Meer und die Einmischung des Milizenführers in syrische Angelegenheiten bestätigten die neue Rolle der jemenitischen Milizen an der vordersten Front der iranischen Achse in der Region. Wegen der Entwicklungen der letzten Monate würden die Huthi »noch längere Zeit eine Führungsrolle spielen, insbesondere, wenn zukünftige (westliche) Militäroperationen nicht auf ihre militärischen Fähigkeiten und Ressourcen abzielen«.
Al-Jabarini wies darauf hin, dass die neue Rolle der Huthi nicht nur auf Fragen im Zusammenhang mit dem Krieg im Gazastreifen beschränkt sei, »sondern sich auch auf andere zukünftige Fragen in der gesamten Region erstrecken wird«.
In diesem Zusammenhang vermutet die Forscherin beim Atlantic Council Emily Milliken, der Iran werde »wahrscheinlich Anstrengungen unternehmen, die Huthi mit Technologien auszustatten, welche die Wirkung ihrer Operationen verstärken könnten, darunter fortschrittliche Waffen wie Raketen, die aus anderen Ländern wie Russland beschafft wurden«.
Die Huthi sind eine schiitische Miliz, die dem Iran treu ergeben ist und 2004 ihre militärischen Aktivitäten aufnahm. Nach mehreren Kriegen mit dem jemenitischen Regime gelang es ihr, die Kontrolle über viele Gouvernements einschließlich der Hauptstadt Sanaa zu übernehmen und eine de-facto-Regierung einzusetzen, die international nicht anerkannt wurde. Seit Beginn des Gazakriegs legt sie mit Angriffen die Schifffahrt im Roten Meer lahm, was zu US-geführten Militäreinsätzen gegen die Miliz führte, die am Wochenende wieder aufgenommen wurden.
CENTCOM Forces Launch Large Scale Operation Against Iran-Backed Houthis in Yemen
On March 15, U.S. Central Command initiated a series of operations consisting of precision strikes against Iran-backed Houthi targets across Yemen to defend American interests, deter enemies, and… pic.twitter.com/u5yx8WneoG
— U.S. Central Command (@CENTCOM) March 15, 2025
CENTCOM operations against Iran-backed Houthis continue… pic.twitter.com/DYvc3gREN8
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CENTCOM forces continue operations against Iran-backed Houthi terrorists… pic.twitter.com/zEWykoDKQR
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