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Wie gut sind Israels neue Beziehungen mit der arabischen Welt wirklich?

„Heute, da seine Einschätzung der vom Iran ausgehenden Bedrohung sich mit der am Golf deckt, ist Israel [in der Region] einerseits stärker integriert als je zuvor. Andererseits wird es auch weiterhin von Treffen mit regionalen Machthabern ausgeschlossen. (…) Viele Kommentatoren gehen von einer neuen Runde sich intensivierender Beziehungen Israels zur arabischen Welt aus. (…) Ein Bericht auf Al Jazeera vom November bezeichnete den Einschluss Israels als ‚potenziellen Partner’ der Saudis als Zeichen einer neuen Phase in Nahen Osten. In dem Bericht wurde Khalil Shaheen, ein Experte aus Ramallah, zitiert, der behauptete, der Machtverlust der USA im Nahen Osten habe ‚dazu geführt, dass Israel die Lücken schließt, die die Außenpolitik der USA in der Vergangenheit ausgefüllt hätte’. Dies gilt insbesondere mit Blick auf die Gefahr, die vom Iran ausgeht. Riad und Abu Dhabi fühlten sich von den USA bei der Aushandlung des Atomabkommens von 2015  im Stich gelassen. Israel ist zu einem potenziellen Partner geworden. (…)

So hat Israel Freunde und Einfluss am Golf und in Saudi-Arabien gewonnen, zugleich hat es aber große Schwierigkeiten mit Jordanien und der Türkei. (…) Das Problem, mit dem Israel in der Region konfrontiert ist, geht an Komplexität über die Tatsache hinaus, dass es mit der Türkei, Jordanien und Ägypten zwar nominell Beziehungen unterhält, diese aber in Wirklichkeit auf tönernen Füßen stehen. Der Iran hat seine Verbündeten erfolgreich bei der Stange gehalten und seine Stellvertreter im Jemen, im Irak, in Syrien und im Libanon an die Macht gebracht. Dass der schiitische Milizenführer Qais Khazali sich Anfang Dezember an der libanesischen Grenze mit Israel sehen ließ, zeigt an, wie stark die Verbündeten des Iran sich fühlen. Dem Iran wurde auch in Istanbul eine warme Begrüßung zuteil und Präsident Hassan Rohani traf sich nach dem Gipfeltreffen der Organisation für Islamische Zusammenarbeit mit Erdogan. Zudem ist Rohani mehrmals mit dem russischen Präsidenten Vladimir Putin zusammengekommen. Im November diskutierten Putin, Erdogan und Assad in Sotschi die Zukunft Syriens und der Region. Erdogan hat sich 2017 mindestens sieben Mal mit dem russischen Machthaber getroffen. Israel wird an derartigen Treffen nicht beteiligt. (…)

Wie tief gehen die Beziehungen Israels zu Riad und Abu Dhabi wirklich? Hängen sie womöglich nur an einigen wenigen hochrangigen Regierungsvertretern? Wenn Israels Beziehungen in der Region in erster Linie auf der Bedrohung, die vom Iran ausgeht, und dem durch den Rückzug der USA entstandenen Machtvakuum beruhen, dann könnte einer Veränderung der Position des Iran auch diese Beziehungen verändern. Im vergangenen Jahr ist es dem Iran gelungen, engere Beziehungen zu Katar und der Türkei zu knüpfen. Dies hat Riad dazu ermutigt, seinen Standpunkt Israel gegenüber zu überdenken. Riad hat sich um eine Rolle in dem Friedensprozess der neuen US-Administration bemüht. Sollte dieses Bestreben erfolglos sein oder es zu einer Beilegung der Katarkrise kommen, könnte damit eine Vereinbarung einhergehen, die Beziehungen zu Israel wieder auf Eis zu legen. Die Beziehungen, die Israel in der Region geknüpft hat, sind echt, aber jeder der gebundenen Knoten könnten sich auch wieder lösen.“ (Seth J. Frantzman: „How significant are Israel’s relations with the Arab world?“)

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