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Invasion im Norden und Raketen auf Tel Aviv: Wie ein Krieg mit der Hisbollah aussehen würde

Im Falle eines Angriffs werden Hunderte Hisbollah-Kämpfer versuchen, in Nordisrael einzufallen
Im Falle eines Angriffs werden Hunderte Hisbollah-Kämpfer versuchen, in Nordisrael einzufallen (© Imago Images / Sipa USA)

Israelischer Politikexperte analysiert, wie ein Krieg zwischen Israel und der libanesischen Terrororganisation Hisbollah aussehen könnte.

Der Leiter der Forschungsabteilung des Alma-Instituts Tal Beeri erläuterte kürzlich, wie ein von der Hisbollah provozierter Waffengang an Israels Nordgrenze aussehen würde. »Sollte es zu einem umfassenden Krieg kommen, würde die israelische Front so viel Feuer absorbieren wie nie zuvor, auch nicht im Jahr 2006«, prophezeit Beeri.

»Die Hauptfeuerkraft der Hisbollah sind Raketen und Flugkörper. Tatsächlich kann die Feuerkraft der Hisbollah das gesamte Gebiet des Staates Israel mit präzisen Schüssen treffen. Das Gebiet, das hauptsächlich unter großem Beschuss stehen wird, ist der gesamte Norden bis Haifa.« Das sei das Gebiet, das die Hisbollah mit ihren Kurzstreckenraketen bedecken kann und in dem es deswegen »in den ersten ein bis zwei Wochen des Kriegs fast unmöglich sein wird, ein normales Leben zu führen«, prognostizierte er.

Nach Schätzungen von Beeris Forschungsinstituts verfügt die Hisbollah über 150.000 Mörser, 65.000 Raketen mit einer Reichweite von bis zu achtzig Kilometern, fünftausend Raketen und Flugkörper mit einer Reichweite von achtzig bis zweihundert Kilometern, fünftausend Raketen mit einer Reichweite von zweihundert Kilometern oder mehr, 2.500 unbemannte Luftfahrzeuge und Hunderte von fortschrittlichen Raketen wie Flugabwehrraketen oder Marschflugkörper.

Schätzungen gehen davon aus, dass die Hisbollah im Falle eines Kriegs täglich mehrere tausend Drohnen und Raketen nach Israel schicken wird. »Zusätzlich dazu gibt es auch die Bedrohung durch Selbstmorddrohnen, die von der Terrororganisation schon jetzt eingesetzt werden, aber in einem totalen Krieg wird ihr Umfang und ihre Intensität noch größer sein.«

Außerdem werde die Hisbollah das israelische Kernland mit ballistischen Raketen angreifen, die bis zu 200 Kilometer weit reichen und damit Ladungen von fünfhundert Kilo Sprengstoff bis in den Großraum Tel Aviv tragen können. Beeri schätzt, dass diese raketen hauptsächlich aus der weiter im Norden des Libanon gelegenen Bekaa-Ebene aus abgeschossen werden, wo sich die Außenposten und strategischen Formationen der Hisbollah, die Abschussrampen und die Infrastruktur befinden.

»Darüber hinaus sage ich voraus, dass die Hisbollah im Rahmen des allgemeinen Kriegsszenarios versuchen wird, eine Invasion in Galiläa durchzuführen, wenn auch nicht in der Größenordnung von mehreren Tausend Terroristen, wie sie es vor dem 7. Oktober geplant hatte. Aber sie wird auf jeden Fall versuchen, mit Dutzenden, wenn nicht Hunderten von Agenten einzudringen. Die [Hisbollah-Eliteeinheit] Radwan ist dazu in der Lage, man muss ihr nur Anweisungen und Befehle geben«, sagt er.

Hamas kam zuvor

In der Vergangenheit gab es bereits einen Plan der Hisbollah, nach dem sie ähnlich wie die Hamas bei ihrem Massaker vom 7. Oktober 2023 in Israel einfallen wollte. » Es ist bekannt, dass die Hisbollah vor dem 7. Oktober einen Krieg mit Israel wollte und die Absicht hatte, in Galiläa einzumarschieren, aber die Hamas hat ihre Karten zuerst ausgespielt«, sagte Beeri. »Wir haben die Zeit vor dem Gaza-Krieg analysiert und festgestellt, dass die Hisbollah massive Vorbereitung durchgeführt hat. Seit dem Sommer 2022 versuchte die Terrororganisation, Israel in einen Konflikt hineinzuziehen, was sich in verschiedenen Stationen widerspiegelte: der Aufmarsch von Terroraktivisten am Grenzzaun, der Raketenbeschuss während des Pessachfestes 2023, der Angriff in Megiddo.

»Hisbollah-Aktivisten im Grenzgebiet hielten Kommandopatrouillen ab, beobachteten und bereiteten sich auf etwas vor«, erzählte Beeri, der auch verriet, dass ein Institut eine vor dem 7. Oktober 2023 verfasste »interne Proklamation der Hisbollah erhalten hat, die an ihre Mitglieder geschickt wurde und in der sie aufgefordert wurden, sich auf den Krieg vorzubereiten«.

Zur aktuellen Sicherheitslage gibt Beeri zu bedenken, dass man sich an einem Punkt befinde, »an dem es schwierig ist zu wissen, wie es weitergeht. Die Hisbollah erhöht das Tempo und könnte so die IDF dazu, eine Operation zu starten. Die Situation ist also sehr unbeständig.«

Die Hisbollah werde versuchen, Bilder eines Sieges über Israel zu erzeugen, bis es zu einem möglichen Waffenstillstand Israels mit der Hamas in Gaza kommt. Sobald es Nachrichten über ein bevorstehendes Abkommen gibt, schätzt Beeri die Lage ein, »wird sie ihre Feuerrate erhöhen, um den Eindruck eines Sieges zu vergrößern. Selbst wenn es einen Waffenstillstand mit der Hamas geben sollte und auch die Hisbollah ihren Beschuss einstellt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es zu erneuten Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Terrororganisation kommt, da sie die Entscheidung getroffen hat, uns anzugreifen. Der 7. Oktober 2023 hat die Pläne der Hisbollah nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben.«

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