Nicht nur, dass IS-Militante in den Reihen der türkischen Milizen kämpfen, könnten viele gefangen genommene Extremisten aus den im türkischen Einflussbereich liegenden Gefängnissen entkommen.

„Einige dieser [zu provisorischen Gefängnissen] umfunktionierten Gebäude liegen in dem von der Türkei beanspruchten dreißig Kilometer breiten Sicherheitsstreifen. Lediglich eine Handvoll der brutalsten IS-Schlächter wurde in den letzten Tagen von Syrien in den Irak überführt. Sie befinden sich nun im Gewahrsam der dortigen amerikanischen Streitkräfte, wie US-Präsident Donald Trump bekannt gab.
Ob sich die Türkei jedoch für die gefangenen IS-Extremisten genauso verantwortlich fühlt wie die Kurden, daran gibt es erhebliche Zweifel. Zu Zeiten des sogenannten ‚Islamischen Staates‘ gelangten ausländischen Gotteskrieger in der Regel völlig unbehelligt über türkisches Territorium in das Machtgebiet der Terrormiliz. Sollten kurdische IS-Haftanstalten in nächster Zeit unter die Kontrolle Ankaras fallen, könnte der türkische Geheimdienst MIT viele dieser Dschihadisten, mit denen er jahrelang ein stillschweigendes Einvernehmen pflegte, freilassen und stattdessen für den Krieg gegen die syrischen Kurden rekrutieren.
Wie aus einer Dokumentation des Rojava Information Center hervorgeht, einer NGO der nordsyrischen Minderheit, kämpfen schon jetzt mindestens 40 IS-Krieger an der Seite der türkischen Armee, darunter mehrere Ex-Kommandeure. Auch meldet die Führung der syrischen Kurden, durch einen Bombenangriff auf die Hauptstadt Kamishli sei das Jerkin-Gefängnis beschädigt worden, in dem ausländische Terroristen aus 60 Nationen einsitzen. Das Pentagon schätzt, dass immer noch 18.000 IS-Fanatiker in Syrien und Irak operieren, unter ihnen 3.000 Ausländer. Im Irak gingen allein im September über hundert Attentate auf ihr Konto, das sind mehr als während der Schlussphase des ‚Islamischen Kalifats‘ im Jahr 2016.“ (Martin Gehlen, Die Zeit: „Angst vor den Dschihadisten“)