Israel muss in die Offensive gehen und der Welt die Bilder der Zerstörung des Gazastreifens eigen, um zu erklären, dass die Hamas die Schuld am Ausmaß der Gewalt trägt.
Ein großer Teil der Landschaft des Gazastreifens wurde durch das letzte Kriegsjahr in Mitleidenschaft gezogen. Viele Stadtviertel, Städte und Gemeinden wurden zerstört. Die Herausforderung für Israel wird darin bestehen, zu zeigen, dass die Hamas dieses Ergebnis unvermeidlich gemacht hat, schreibt Seth J. Frantzman in einer Analyse für die Jerusalem Post.
So hat die israelische Armee beispielsweise im vergangenen Monat im besiedelten Stadtgebiet von Dschabalija gekämpft und dabei rund 2.000 Terroristen aufgespürt, die sich unter 70.000 Zivilisten versteckt hielten. Der gerade selbst aus Dschabalija, wo er einen Bericht über die dortigen IDF-Kämpfe gegen die Hamas gemacht hatte, zurückgekehrte Frantzman schildert, dass er vom Ausmaß der Zerstörung in den städtischen Gebieten in der Umgebung der Stadt getroffen war.
Große Gebiete sind infolge des nun schon mehr als ein Jahr andauernden urbanen Antiterror-Kriegs verwüstet, wobei ein Großteil der Schäden darauf zurückzuführen ist, dass die Hamas zivile Gebiete wie Dschabalija dazu nutzt(e), um ihre Tunnel darin zu verstecken und ihre Raketen von hier aus abzufeuern. So nutzt die Hamas zivile Gebäude, um improvisierte Sprengkörper herzustellen. Außerdem präpariert sie Gebäude und Straßen mit Sprengfallen, feuert von dort aus Panzerfäuste auf die israelischen Truppen ab und flieht anschließend, wobei sie oft ihre Waffen zurücklässt, um sich unauffällig unter die Zivilisten zu mischen
Schuld der Hamas
Die Hamas aus dieser Einbettung in zivile Gebiete zu entwurzeln war ein schwieriges Unterfangen, das notwendigerweise mit Zerstörung einherging. Viele Mitglieder der internationalen Gemeinschaft, die den Gazastreifen besuchen werden, wenn der Krieg sich weiter beruhigt, werden jedoch die Zerstörung miterleben und aller Wahrscheinlichkeit nach Israel die Schuld geben. Die UNO und hier tätige NGOs sind jetzt schon dafür bekannt, so gut wie nie die Hamas zu beschuldigen oder sie auch nur zu erwähnen. Tun sie es doch, bezeichnen sie diese oft als »bewaffnete Gruppe«. Selbst, wenn Beweise für Tunnel unter den Einrichtungen der UNRWA oder für Hamas-Verstecke in Krankenhäusern und Schulen vorgelegt werden, erwähnen oder verurteilen sie die Hamas nicht.
Wie kann, fragt Frantzman in seinem Text, Israel dem Narrativ entgegentreten, das sich über das Ausmaß der Zerstörung im Gazastreifen und den darauffolgenden Wiederaufbau bildet und zitiert in diesem Zusammenhang den ehemaligen britischen Armeeoffizier und wissenschaftlichen Mitarbeiter bei der Henry Jackson Society, Andrew Fox:. »Wie immer in diesem Konflikt werden die Auswirkungen mit der Absicht verwechselt. Die Zielerfassungsprozesse der IDF entsprechen denen westlicher Armeen. Die IDF haben beispiellose Maßnahmen ergriffen, um das Leben der Zivilbevölkerung zu schützen; das zeigt sich daran, dass bei der enormen Menge an abgeworfenen Kampfmitteln so wenige Zivilisten ums Leben gekommen sind.«
Israel habe »einen gerechten Krieg auf gerechte Weise geführt, aber für viele wird dies irrelevant sein. Gaza liegt in Trümmern, und es ist ein schrecklicher Anblick. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die IDF die Berichterstattung darüber vorantreiben. Zeigen Sie der Welt ihre Vorgehensweise: Zeigen Sie die Zieleinheiten, zeigen Sie das Tunnelnetzwerk, zeigen Sie das Ausmaß, in dem die Infrastruktur der Hamas diese Zerstörung erforderte«, sagte Fox in einem Gespräch mit Frantzman.
Wenn der Schaden im Gazastreifen der Welt vollständig bekannt werde, wird Israel dafür verurteilt werden, ist Fox überzeugt. Deswegen müsse Israel in die Offensive gehen »und der Welt als erster die Bilder davon zeigen und ihr erklären, warum das passiert ist. Wäre ich ein hochrangiger israelischer Beamter, würde ich der Welt auch erklären, wie Gaza wieder aufgebaut werden soll. Die Unschuldigen sind zweifellos durch die Hölle gegangen, und sie verdienen diese Antwort.«
Für diejenigen, die eine verwurzelte antiisraelische Einstellung haben, werden die Informationen keine Rolle spielen, da sie Israel ohnehin – egal, was es tut – immer verurteilen werden, so Frantzman. Die Menschen jedoch, die mit Israel sympathisieren oder keine feste Meinung haben, werden Bilder der zerstörten Städte ebenfalls sehen und wissen wollen, warum das passiert ist.
Weiterer bevorstehender Kampf
»Werden sie erfahren, wie die Hamas diese Gebiete mit Waffen und Tunneln übersät hat?«, fragt Frantzman und erinnert an die Schlacht von Mossul im Irak gegen den Islamischen Staat. Die Schlacht um den Osten der Stadt führte dabei nicht zu so großer Zerstörung von Wohnhäusern, da sie nur zwei Monate dauerte und das Gebiet relativ vorstädtisch war. Die Schlacht um die Altstadt auf der westlichen Seite des Tigris aber verlief anders. Dort musste sich das irakische Militär – ähnlich wie jetzt die IDF im Gazastreifen – Straße für Straße vorkämpfen. Gebäude wurden zerstört, und der IS sprengte sogar die historische Große Moschee von al-Nuri in die Luft.
Als die Schlacht vorbei war, kritisierten einige Kommentatoren die von den USA geführte Anti-IS-Koalition für die Zerstörung von Mossul. Diejenigen, die sich über diesen »Sieg« mokierten, lagen jedoch falsch, analysiert Frantzman: »Der IS wurde besiegt und heute ist ein Großteil von Mossul wieder aufgebaut, einschließlich alter Moscheen und Kirchen. Krieg ist die Hölle und der Sieg über böse Feinde führt zu Zerstörung. Er kann aber auch zu einer Wiedergeburt führen. In Gaza ist die Zerstörung noch größer als in Mossul. Ich habe beide Städte auf dem Höhepunkt des Kriegs gesehen und das ist die Realität.«
Der Generalsekretär des Norwegischen Flüchtlingsrats Jan Egeland postete kürzlich Fotos aus Gaza: »Wenn ich jetzt in den Gazastreifen zurückkehre, sehe ich eine unvorstellbare Zerstörung, von Rafah über Khan Yunis bis nach Gaza-Stadt. Dies ist die Zerstörung einer ganzen Gesellschaft von mehr als zwei Millionen Menschen auf einem dicht besiedelten, kleinen und begrenzten Gebiet.«
»Niemand ist an die apokalyptischen Szenen gewöhnt, wie schwierig es ist, einfach nur zu überleben«, schrieb Arwa Damon kürzlich in den sozialen Medien, wo sie ebenfalls ein Video veröffentlichte, das die Zerstörung in Teilen von Gaza zeigt. Damon ist eine ehemalige leitende CNN-Korrespondentin, die über die Schlacht um Mossul berichtete und nun mit ihrer Wohltätigkeitsorganisation INARA, die kriegsverletzten Kindern hilft, im Gazastreifen tätig ist.
Die allgemeine Zerstörung ist offensichtlich und die Frage, die gestellt werden muss, ist, wie die Hamas und ihre Politik zu dieser Katastrophe geführt haben, indem sie jedes zivile Gebiet übernommen und diese Gebiete ausgenutzt hat, um Waffen zu verstecken. Israel, schließt Frantzman seine Analyse, »wird in den kommenden Monaten damit zu kämpfen haben, wie es diese Geschichte erzählen soll«.