„Die Telefonleitung war heimlich eingerichtet worden. Präsident Trump wartete am anderen Ende. Alles, was Präsident Hassan Rohani aus dem Iran tun musste, war, aus seiner Hotelsuite zu kommen und in einen sicheren Raum zu gehen, in dem die Stimme von Herrn Trump via Lautsprecher zu hören gewesen wäre.
Herr Rohani und seine Mitarbeiter wurden durch das Angebot, das ihnen der französische Präsident Emmanuel Macron am vergangenen Dienstagabend bei einem unangekündigten Besuch in ihrem Quartier im Millenium Hilton Hotel in der Nähe der Vereinten Nationen, wo sich die Staats- und Regierungschefs der Welt zur jährlichen Generalversammlung versammelt hatten, überrumpelt. (…)
Begleitet von einem kleinen Team von Beratern wartete Herr Macron auf eine Antwort vor der Suite des iranischen Führers, so drei Personen, die Kenntnis von dem diplomatischen Coup haben, von dem der New Yorker am Montag erstmals berichtet hat. Als Übermittler von Nachrichten dienten Mitarbeiter von Herrn Rohani. Am Ende weigerte sich Herr Rohani, auch nur aus seinem Zimmer zu kommen. Herr Macron ging mit leeren Händen nach Hause und Herr Trump wurde hängen gelassen. (…)
Für die Iraner unterstrich der Vorfall jedenfalls das an Verzweiflung grenzende Verlangen Trumps nach einem theatralischen Moment, wie er ihn mit Nordkoreas Führer Kim Jong-un auf ihrem Singapur-Gipfel im Juni 2018 erreicht hat. Für sie war es eine Bestätigung, dass sich ihre Strategie auszahlt, als Reaktion auf die ‚Maximaldruck‘-Kampagne von Herrn Trump die Spannungen zu eskalieren. (…)
‚Trump will wirklich einen außenpolitischen Erfolg und weiß nicht, wie er einen erringen kann‘, sagte Cliff Kupchan, Vorsitzender der Eurasia Group (…). ‚Er hält Gespräche mit dem Iran jetzt für seine beste Chance.‘“ (Farnaz Fassihi und Rick Gladstone in der New York Times: „How Iran’s President Left Trump Hanging, and Macron in the Hall“)