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Wie das ZDF deutschen Kindern den Nahostkonflikt erklärt

ZDF logo: Die Kindernachrichtensendung des Zweiten Deutschen Fenrsehens
„ZDF logo“: Die Kindernachrichtensendung des Zweiten Deutschen Fenrsehens (© Imago Images / Metodi Popow)

Das ZDF erklärt in seiner Kinder-Sendung „Logo“ mit der Abbildung von Landkarten und einigen Bildern den Nahostkonflikt. Das grundsätzlich lobenswerte Vorhaben ist jedoch gespickt mit Fehlern und belastet durch eine gewagte Verwendung der Begriffe.

In der ersten Szene heißt es dort: „Das ist das Land Israel.“ Dabei wird das Territorium des Staates Israel, der umstrittenen Gebiete (Westjordanland) und des 2005 von Israel vollständig geräumten Gazastreifens gezeigt. Der Begriff „Land Israel“ war aber nie die Bezeichnung für den Staat, sondern ist der seit biblischer Zeit gebräuchliche Name für den gesamten Landstrich ohne genaue Grenzen.

Und das Westjordanland liegt nicht im Nordosten, wie „Logo“ behauptet, sondern eher im Osten.

Was ist mit den arabischen Juden?

Weiter geht es mit der Unterstellung, die jüdische Einwanderung sei vor allem ein Produkt des Antisemitismus der Nazis gewesen war. Das ist auf jeden Fall falsch, wenn man bedenkt, dass die jüdische Einwanderung in diese Region schon um 1850 begann und durch Pogrome im russischen Reich ausgelöst worden war.

Ebenso ist die Behauptung falsch, dass die Juden vor allem in Europa lebten. In der gesamten arabisch-muslimischen Welt von Marokko bis Afghanistan gab es große jüdische Gemeinden, die nach 1948 fast vollständig ausgelöscht und ihre Mitglieder enteignet, ermordet und vertrieben worden sind.

Weiter geht es mit dem Spruch: „Nach der Hitlerzeit, nach 1945, wollten die meisten Juden einen eigenen Staat, in dem sie sich sicher fühlen konnten. Immer mehr versuchten damals in das Gebiet zu ziehen“, was wiederum den Anschein hinterlässt, als wäre allein Deutschland für die Entstehung des Konflikts verantwortlich. Die Masseneinwanderung in das britische Mandatsgebiet Palästina hat aber schon lange vorher eingesetzt.

Der nächste Satz enthält schlicht falsche Informationen: „1947 entschieden viele Politiker auf der ganzen Welt, dass es dort einen israelischen und einen palästinensischen Staat geben sollte.“ Gemeint ist der sogenannte Teilungsbeschluss der Generalversammlung der UNO. Die Balfour-Deklaration von 1917, mit dem britischen Versprechen, in Palästina eine jüdische Heimstätte zu errichten, wird hier vollständig unterschlagen.

Im genannten UN-Teilungsbeschluss ist die Rede von einer Dreiteilung des Gebietes in einen „arabischen“ und einen „jüdischen“ Staat, sowie das Gebiet von Jerusalem und Bethlehem als corpus separatum unter UNO-Verwaltung. Von einem „palästinensischen Staat“ ist in der Resolution jedenfalls keine Rede. „Und so entstand im Mai 1948 das Land Israel.“ Das ist deshalb falsch, weil es das „Land Israel“ als geographische Bezeichnung schon seit Jahrtausenden gibt.

Keine Araber in Israel?

Weiter heißt es bei „Logo“: „Die Palästinenser waren gegen den Plan. Sie wollten stattdessen in dem ganzen Gebiet leben.“ Den Begriff „Palästinenser“ wie er heute verwendet wird und wie er von „Logo“ genannt wird, gab es damals noch nicht, denn alle Bewohner des damaligen britischen Mandatsgebiets, Juden wie Araber, wurden „Palästinenser“ genannt. Den heutigen Begriff hatte Jassir Arafat erst 1964 in der Charta der PLO geprägt.

Etwas verwirrend ist hier auch die Behauptung: „Sie wollten stattdessen in dem ganzen Gebiet leben.“  Denn bei genauem Hinschauen verblieben überall im Land Araber, darunter in den Städten Lod, Ramle, Haifa, Akko, Nazareth und Be’er Sheva, also auch in Gebieten die laut UNO eigentlich dem jüdischen Staat zugeschlagen werden sollten.

Ob Israel im (Unabhängikeits-)Krieg ab 1948 tatsächlich „siegte“, nachdem „mehrere“ arabische Staaten es angegriffen hatten, mag diskutiert werden. Tatsache ist, dass Ägypten den Gazastreifen besetzte und Jordanien das Westjordanland und die Altstadt von Jerusalem. Dieser Punkt wird in der ZDF Kindersendung vollständig unterschlagen.

Zum Abschluss heißt es dann noch: „Seitdem gibt es immer wieder Streit, Kämpfe und Krieg zwischen Israelis und Palästinensern.“ Tatsache ist jedoch, dass es schon vor der Gründung Israel Pogrome gegen Juden in den arabischen Ländern gab.

Am bekanntesten sind die Vertreibung der Juden aus Hebron 1929 und der „Farhud“ in Bagdad 1941. Gemäß der heutigen palästinensischen und der damals verbreiteten arabischen Ideologie vor allem ging es vor alle darum, alle Juden von dort zu vertreiben und die Gründung des Staates Israel zu verhindern bzw. danach den jüdischen Staat wieder zu vernichten und ihn vollständig auszulöschen

Die ewiggleichen Allgemeinplätze

Zusammenfassend muss man feststellen, dass das ZDF mit gewagter Geschichtsklitterung und schlimmen Auslassungen, den Kindern in Deutschland den Nahostkonflikt in einer unverantwortlich verkürzten Form erklärt.

Völlig ausgespart werden dabei die Rolle des Zionismus ab 1880, die Vertreibung der Juden aus der gesamten arabischen Welt und der palästinensische Terror. Unerwähnt bleibt auch, dass Jordanien das Westjordanland und Ostjerusalem nicht nur 1948 erobert, sondern später auch annektiert hat.

Jordanien hat damals alle Juden aus Ostjerusalem vertrieben, sämtliche Synagogen zerstört und den Juden den Zugang zu ihrem wichtigsten Heiligtum, der Westmauer des ehemaligen Tempels, verweigert.

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