In den ersten Tagen der Kampagne haben die WHO-Ärzte 161.030 Kinder unter zehn Jahren geimpft und damit die Prognose von 156.500 Impfungen übertroffen.
Die Ärzte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Gazastreifen haben in dieser Woche mehr als 160.000 Kinder gegen das Polio-Virus geimpft und damit die prognostizierten Zahlen für die ersten Tage der zehntägigen Kampagne übertroffen, wie der WHO-Vertreter in Jerusalem am Dienstag gegenüber Reportern erklärte. »Bis jetzt läuft es gut«, sagte Rik Peeperkorn. »Die humanitären Pausen haben bis jetzt funktioniert. Wir haben noch zehn Tage vor uns.«
Israel hat vergangene Woche zugestimmt, einige Militäroperationen vorübergehend einzustellen, um die Impfkampagne zu ermöglichen. Die Entscheidung kam Berichten zufolge zustande, nachdem US-Außenminister Antony Blinken den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu bei einem Treffen in Jerusalem auf dieses Thema angesprochen hatte.
Die Kampagne wird von der WHO in Zusammenarbeit mit UNICEF und in Abstimmung mit dem Südkommando der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) und der Einheit des Koordinators für Regierungsaktivitäten in den Gebieten (COGAT) durchgeführt. Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA), das beschuldigt wird, mit den Hamas-Terroristen zu kollaborieren, ist ebenfalls an der Impfkampagne beteiligt, wie israelische Medien diese Woche berichteten.
Am Sonntag und Montag wurden 161.030 Kinder unter zehn Jahren geimpft und damit mehr als die für die beiden Tage erwarteten 156.500, sagte Peeperkorn: »Wir müssen mindestens neunzig Prozent dieser Kinder impfen, um die Übertragung innerhalb des Gazastreifens zu stoppen und eine internationale Ausbreitung der Kinderlähmung in die umliegenden Länder zu verhindern.«
Israelische Bemühungen
Die IDF schrieben am Sonntag in einer Erklärung, ihre Truppen würden »dafür sorgen, dass die Bevölkerung die medizinischen Zentren, in denen die Impfungen verabreicht werden, sicher erreichen kann«. COGAT und die an der Impfkampagne beteiligten Stellen »führten gemeinsame Lagebeurteilungen durch bezüglich der Einfuhr von Impfstoffen, medizinischer und logistischer Ausrüstung, der Kühleinheiten für die Lagerung und den Transport von Impfstoffen, der Einreise von auf Polio spezialisierten medizinischen Teams in den Gazastreifen [und] der Markierung von Impfgebieten in den operativen Systemen«.
Die israelische Regierung hat seit dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober den Transfer von fast 300.000 Dosen Polio-Impfstoff in den Gazastreifen ermöglicht, sagte ein IDF-Sprecher Ende August. In den kommenden Wochen sollen weitere 43.250 Impfstoffdosen in Israel eintreffen und an die Küstenenklave geliefert werden, twitterte der internationale Sprecher des Militärs Nadav Shoshani, der mitteilte, die Dosen würden ausreichen, um über eine Million Kinder zu impfen.
Polio ist eine hochgradig ansteckende Krankheit, die durch fäkal-orale Kontamination verbreitet wird, manchmal auch durch Trinkwasser, das wegen mangelhaften sanitären Einrichtungen und einer schlechten Abwasserinfrastruktur verunreinigt ist. Das Virus dringt in das Nervensystem ein und kann zu einer vollständigen Lähmung führen, die manchmal innerhalb weniger Stunden eintritt.
Vor zwei Monaten kündigten die IDF an, mit Polioimpfungen für ihre im Gazastreifen kämpfenden Soldaten zu beginnen, nachdem das Virus im dortigen Abwasser gefunden worden war. In Israel sind etwa 98 Prozent der Bevölkerung gegen Polio geimpft. Das Virus tauchte 2022 wieder auf, als es bei einem vierjährigen Mädchen aus Jerusalem nach einer Lähmung diagnostiziert wurde, gefolgt von mehreren Ausbrüchen der Krankheit im ganzen Land.