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WHO: 10.000 »nicht identifizierte« Gaza-Opfer noch nicht gefunden

Auch die WHO kann keine Klarheit in die von der UNO verwendeten Opferzahlen für Gaza bringen
Auch die WHO kann keine Klarheit in die von der UNO verwendeten Opferzahlen für Gaza bringen (© Imago Images / SOPA Images)

Je mehr die Vereinten Nationen versuchen, ihre von der Hamas übernommenen Opferzahlen für Gaza zu erklären, desto stärker verwickeln sie sich in Widersprüche.

Mike Wagenheim

Als Teil ihrer Erklärung, warum die von den Hamas-Behörden veröffentlichten Daten von Frauen und Kindern unter den Todesopfern im Gazastreifen fast hundert Prozent zu hoch lagen, führten die Vereinten Nationen aus, der „Nebel des Krieges« sei dafür verantwortlich sei. In einer späteren Erklärung ihrer Position hieß es dann, dass etwa 10.000 neu klassifizierte »nicht identifizierte« Opfer für die Diskrepanzen in den Zählungen verantwortlich seien.

Der Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Christian Lindmeier, sagte nun während einer Pressekonferenz am Dienstag, dass viele der 10.158 als »nicht identifiziert« geführten Leichen aus dem Gazastreifen sich gar nicht im Besitz der Hamas und ihrer Gesundheitsbehörden befänden und dementsprechend wahrscheinlich auch gar nicht reell und physisch gezählt worden seien.

Die Zahlen seien enorm, sagte Lindmeier. »Die Menschen liegen unter den Trümmern, tot in Massengräbern, irgendwo da draußen am Straßenrand und konnten nicht eingesammelt werden in einem Konfliktgebiet, in einer so genannten sicheren Zone, aber trotzdem nicht erreichbar, weil immer noch geschossen wird. … Solange das alles passiert, gibt es immer noch Menschen da draußen, die nicht identifiziert werden können. Das macht die 10.000 aus, von denen das Gesundheitsministerium spricht, die noch nicht identifiziert sind.«

Immer neue Widersprüche

Lindmeiers Aussage wirft erneut ragen über die Methode der Hamas auf, die Todesopfer im Gazastreifen zu erfassen. Die Vereinten Nationen, die sich auf das Gesundheitsministerium der Hamas berufen, hatten in ihren Berichten über die Opfer im Gazastreifen regelmäßig eine separate Kategorie »unter den Trümmern oder vermisst« angegeben und wiesen ausdrücklich darauf hin, dass diese Kategorie nicht in der Zahl der Todesopfer enthalten sei. Nun sagte Lindmeier am Dienstag allerdings anfänglich, dass die Menschen »unter den Trümmern« bereits zu den etwa 10.000 »nicht identifizierten« Todesopfern gehörten.

Gemäß auf dieser Aussage scheint die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen die Menschen »unter den Trümmern« also in ihre Liste der »nicht identifizierten« Todesopfer zu inkludieren. Wenn die Organisation die Toten tatsächlich auf diese Weise zählt, dann dürften die Vereinten Nationen Tausende angeblicher Todesopfer doppelt anführen: sowohl als »nicht identifiziert« als auch als »vermisst oder unter den Trümmern«.

Doch nur wenige Augenblicke nach seiner ersten Aussage, schien Lindmeier sich selbst zu widersprechen. Denn plötzlich erklärte der WHO-Sprecher, dass die etwa 8.000 Menschen, die das Hamas-Gesundheitsministerium als »irgendwo unter den Trümmern oder vermisst« bezeichnete, in der Tat einer anderen Kategorie angehören als die »nicht Identifizierten«.

Der Sprecher des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA), Jens Laerke, sprach auf der Pressekonferenz ebenfalls von 10.000 »nicht identifizierten« Todesopfern. Laerke wiederum sagte den Journalisten, die 10.000 »sind tot. Darüber hinaus gibt es weitere Tausende von Menschen. Sie werden weiterhin unter den Trümmern vermisst.«

Statistiken geändert

Die Hamas hat vor kurzem ihre Statistiken über die Opfer im Gazastreifen geändert und unterscheidet nun zwischen »identifizierten« und »nicht identifizierten« Toten, wobei die erste Kategorie nun in Frauen, Kinder, Männer und ältere Menschen unterteilt wird. Allerdings übersteigt die Zahl der »nicht identifizierten« toten Frauen und Kinder die Gesamtzahl der »nicht identifizierten« Todesopfer, was darauf hinweist, dass die Hamas-Zahlen nicht stimmen können.

Der stellvertretende Sprecher von UN-Generalsekretär Antonio Guterres rechtfertigte sich unlängst bei einer Pressekonferenz, der »Nebel des Krieges« sei für die ungenauen Zahlenangaben der Hamas und die anschließende Neueinteilung verantwortlich. Am folgenden Tag erklärte Frahn Haq dann gegenüber Reportern, die Zahlen seien aber trotzdem korrekt, was wie ausgeführt jedoch nicht stimmen kann.

Die von den Vereinigten Staaten seit mehr als 25 Jahren als Terrororganisation eingestufte Hamas steht seit langem in der Kritik, ihre Daten zu fälschen, die dennoch von Regierungen, internationalen Gerichten, gemeinnützigen Organisationen und anderen wiederholt angeführt wurden.

Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

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