Wie die Medien im Westen die Palästinenser in Gaza verraten, indem sie deren Unterdrückung durch die Hamas nicht zum Thema machen.
Mohammed Altlooli
Der 7. Oktober 2023 war nicht nur ein tragischer Moment im israelisch-palästinensischen Konflikt, sondern auch ein Wendepunkt, wie dieser Konflikt insbesondere in den westlichen Medien vermittelt wird. Nach dem 7. Oktober 2023 erlebte die Welt eine beispiellose Explosion der Medienberichterstattung, in der versucht wurde, die Ereignisse zu erklären – allerdings durch eine stark voreingenommene und einseitige Brille, welche die volle Wahrheit vor der Öffentlichkeit verschleierte.
Seit Beginn der Eskalation reduzierten die westlichen Medien die Geschichte auf einen militärischen Konflikt zwischen Israel und der Hamas und ignorierten weitgehend das durch die Hamas verursachte Leid der Palästinenser vor dem Krieg sowie die inneren Spaltungen und die Verbrechen wie den Druck, den die in der Küstenenklave regierende Terrorgruppe gegen die eigene Bevölkerung verübt. In vielen Berichten wurden die palästinensischen Bewohner nicht als sozusagen doppelte Opfer – einerseits Krieg, anderseits Hamas-Diktatur – dargestellt, sondern als bloße politische Werkzeuge innerhalb des Konflikts: eine Darstellung, die weit von der Realität entfernt ist.
Sympathie und Ideologie
In Schlagzeilen und Stellungnahmen führender Analysten wurde häufig die Verantwortung der Hamas für die wiederholten Krisen in der Region sowie ihre repressive Kontrolle, die zu einer Verschärfung der Armut, Arbeitslosigkeit und zum Zusammenbruch der grundlegenden Infrastruktur geführt hat, verschwiegen. Die Nachrichtenredaktionen haben oftmals weniger Fakten vermittelt, als dass sie zu Arenen politisch motivierter Berichterstattung wurden, beeinflusst von kulturellen und politischen Interessengruppen innerhalb der westlichen Gesellschaften. Die Diskussionen über den Gazastreifen wurden zu einer Frage ideologischer Voreingenommenheit und nicht zu einer ernsthaften Suche nach Wahrheit.
In diesem Zusammenhang wurde das Thema häufig durch eine eng gefasste, mit der Hamas und den Palästinensern sympathisierende Brille betrachtet, die reale oder nur unterstellte Ungerechtigkeiten Israels hervorhob, ohne diese Darstellung durch Berichte über die interne Unterdrückung durch die Hamas auszugleichen, wodurch ein vereinfachtes und unvollständiges Bild entstand.
Auch darf man nicht übersehen, wie viel Raum Befürwortern von Gewalt und extremistischen Gruppen, darunter auch Anhängern der Hamas, in europäischen Ländern eingeräumt wird. Das relativ offene Umfeld hat es diesen Gruppen und Einzelpersonen ermöglicht, ihre Ideen zu verbreiten, die öffentliche Meinung zu beeinflussen und sogar Veranstaltungen unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit zu organisieren, was Fragen darüber aufwirft, wie die Behörden mit diesem Phänomen umgehen und welche Rolle die Medien dabei spielen, es transparent und fair aufzudecken.
Das geschilderte Zusammenspiel zwischen Meinungsfreiheit und Unterstützung extremistischer Gruppen verkompliziert die Medien- und Politiklandschaft und macht es noch schwieriger, ein klares und wahrheitsgetreues Bild der palästinensischen Realität zu vermitteln, insbesondere angesichts des anhaltenden Leidens der Bevölkerung.
Voreingenommenheit
Diese Voreingenommenheit der Medien führte nicht nur zu einem falschen Verständnis der Realität im Gazastreifen, sondern trug auch dazu bei, die Autorität der Hamas zu stärken und ihr internationale politische Rückendeckung zu verschaffen, während die palästinensischen Opfer einen hohen Preis zahlen mussten. Außerdem schwächte sie die Chancen für einen Dialog und Lösungen, die ein tiefes und ausgewogenes Verständnis der Tragödie in all ihren Dimensionen erfordern.
Darüber hinaus sah sich das westliche Publikum, das sich stark auf die Medien verlässt, um die Geschehnisse zu verstehen, mit einer verzerrten Darstellung konfrontiert, die echtes Mitgefühl für das Leiden der Menschen schmälerte und den für Veränderungen notwendigen Druck auf die Hamas behinderte.
Medien können nicht als Plattform für die Wahrheit dienen, wenn sie die Komplexität und Pluralität der Darstellungen nicht respektieren. Die Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt erfordert ein grundlegendes Umdenken, das die journalistische Ausgewogenheit wiederherstellt, indem es das ganze Bild zeigt und nicht nur die Hälfte davon. Objektivität beginnt damit, dass den Zuschauern ein vollständiges Bild vermittelt wird, das nicht nur die Opfer einer Seite hervorhebt, sondern auch das Leid aller zeigt, insbesondere derjenigen, die keine Stimme haben.
Letztendlich bleibt es die Aufgabe der Medien, die Wahrheit hochzuhalten und alle Parteien zur Rechenschaft zu ziehen – und nicht als Instrument einer Partei des Konflikts zu dienen.
Mohammed Altlooli ist palästinensischer Bürgerrechtler und Gründer der Temporary Palestinian Civil Affairs (TPCA).






