Wenn sich Demonstranten in Toronto über Raketenbeschuss auf Israel freuen

Antisemtische Demonstration in Toronto
Antisemitische Demonstration in Toronto (Quelle: Twitter Brian Lilley)

Neben Berlin und New York gingen auch in Toronto Anhänger der antisemitischen BDS-Kampagne auf die Straße, um dazu aufzurufen, Israel von der Landkarte zu tilgen.

Die kanadische Metropole Toronto beheimatet die größte und auch eine der ältesten jüdischen Gemeinden Kanadas. Sie ist aber auch eine Hochburg der antisemitischen BDS-Kampagne (Boycott, Divestment, Sanctions), die Israel durch einen Boykott von Menschen und Waren zerstören will.

Das zeigte sich einmal mehr am 24. April bei einer Demonstration in der Innenstadt Torontos. Die Tageszeitung Toronto Sun berichtet:

»Am Sonntag wurde in Toronto offen Antisemitismus zur Schau gestellt, als Demonstranten dazu aufriefen, Israel von der Landkarte zu tilgen und über Raketen jubelten, die auf Zivilisten abgefeuert wurden.«

Die Veranstaltung, die aus Anlass des 1979 von Ajatollah Khomeini ausgerufenen »Al-Quds-Tags« stattfand, wurde von verschiedenen BDS-Gruppen organisiert, darunter die Organisation Canadian Defenders 4 Human Rights (CD4HR), deren Ko-Direktorin Aliya Hasan sie in einem Livestream übertrug.

Das Video kann im Internet weiterhin aufgerufen werden. Zu sehen und zu hören sind u. a. folgende Parolen: »Intifada, Intifada!«, »Israel, fahr zur Hölle!«, »Israel, Terroristenstaat!«, »Israel raus aus Palästina!« und »Wir wollen keine zwei Staaten, wir wollen 1948!«

Auf dem Twitter-Account von Canadian Defenders 4 Human Rights ist ein Ausschnitt aus dem Video zu sehen, der einen Demonstranten zeigt, der auf einem Plakat Ajatollah Khomeini und seinen Nachfolger Ajatollah Khamenei feiert. In dem Text des Tweets wird ebenfalls positiv auf Khomeini Bezug genommen, der den Al-Quds-Tag als »diesen großen Tag der Gerechtigkeit« eingerichtet habe.

Während die Teilnehmer zum Ziel des Umzugs, dem israelischen Konsulat, zogen, machte der Organisator der Demonstration über das Megafon eine Durchsage:

»Hört mal alle zu: Während wir hier gerade marschieren, haben die Leute im Libanon Raketen auf Israel geschossen!«

Die Menge quittierte diese Botschaft mit Jubel und »Allahu Akbar«-Rufen. Brian Lilley, Kolumnist der Toronto Sun, schreibt:

»Ich wünschte, dies wäre ein Einzelfall, das ist er nicht; es passiert viel zu oft. Sie liefen die Yonge Street [eine Geschäfts- und Hauptverkehrsstraße in Toronto] hinunter – Hunderte von Menschen trugen an einem sonnigen Sonntagnachmittag palästinensische Flaggen, Black Lives Matter-Flaggen, das Every Child Matters-Banner, das von indigenen Gemeinschaften gehisst wurde, und ein riesiges Transparent, das zum Boykott Israels durch die Welt aufrief. (…)

›Vom [Jordan-]Fluss bis zum [Mittel-]Meer wird Palästina frei sein‹, rief die Frau auf der Ladefläche eines Pickups, die half, den Marsch anzuführen. Als Antwort wiederholte die Menge ihren Gesang zusammen mit vielen anderen.«

Die Parole »Vom Fluss bis zum Meer …« ist ein Aufruf zur Zerstörung des Staates Israel, dem jedes Recht zur Existenz, in welchen Grenzen auch immer, abgesprochen wird, wie auch Michael Mostyn, der Vorsitzende der jüdischen Organisation B’nai Brith Canada, gegenüber der Toronto Sun wiederholte:

»Juden bleiben zahlenmäßig die am stärksten betroffene Gruppe für Hassverbrechen in Kanada, und diese Art von Rhetorik und Hass auf unseren Straßen macht es nur noch schlimmer.«

Zunahme von Antisemitismus

Der Marsch fand statt, als B’nai Brith gerade die Veröffentlichung seines Berichts über antisemitische Vorfälle in Kanada vorbereitete, den die Organisation seit 1982 jährlich erstellt.

Zu den verzeichneten Fällen gehören u. a. ein Brandanschlag auf eine koschere Bäckerei, Vandalismus und Hakenkreuzschmierereien gegen von Juden geführte Einzelhandelsgeschäfte, Hakenkreuzschmierereien auf Wahlplakaten jüdischer Parlamentsabgeordneter und Parolen und Plakate, in denen Juden unterstellt wird, Kinder zu töten oder für Corona verantwortlich zu sein.

Ein Fall, der Schlagzeilen machte, betraf Torontos Schulbehörde, das Toronto District School Board (TDSB). Javier Davila, einer von acht »Fairnessberatern«, die das TDSB beschäftigt, hatte über eine Mailingliste nicht zugelassenes und geprüftes »Material für Pädagogen« verbreitet, in dem Selbstmordanschläge auf Juden verherrlicht wurden. Darin hieß es, die Palästinenser leisteten

»seit 1920 bis zum heutigen Tag legitimen Widerstand gegen Rassismus, Kolonisierung und Genozid mit allen erforderlichen Mitteln: Generalstreiks, Demonstrationen, bewaffneter Kampf und Märtyreroperationen (von den Zionisten ›Selbstmordanschläge‹ genannt)«.

Der 100-seitige Text enthielt auch einen Link zur Website der in Kanada verbotenen Terrororganisation PFLP. Eine jüdische Mitarbeiterin der Schulbehörde, Alexandra Lulka, schrieb auf Twitter:

»Ich war empört, als ich entdeckte, dass ein Teil dieses Materials Selbstmordanschläge und andere Formen des Terrorismus rechtfertigt. Das ist verwerflich. Diese Materialien wurden von einem Mitarbeiter der Gerechtigkeitsabteilung des TDSB zur Verfügung gestellt, genau die Abteilung, die Antisemitismus und Gewalt bekämpfen sollte und nicht die Flammen anfachen.«

Damit handelte sich Lulka einen Rüffel von Suzanne Craig, der »Integritätskommissarin« des TDSB, ein. Zwar akzeptiere sie, so Craig, dass die Materialien bei Lulka »als einer jüdischen Frau« ein »tiefes Trauma getriggert« hätten, doch sei Lulka verpflichtet gewesen, nicht nur auf den »potenziell schädlichen« Teil des Textes hinzuweisen, sondern »die anderen Materialien angemessen als wichtigen propalästinensischen Diskurs zu charakterisieren«. Da sie das nicht getan habe, habe sie sich schuldig gemacht, »antimuslimische Klischees« zu verbreiten.

Es ist in diesem Zusammenhang wichtig zu wissen, dass Torontos Schulbehörde TDSB derselbe Verband ist, der im Dezember 2021 untersagte, dass Schüler eine Lesung der jesidischen Genozid-Überlebenden und Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad besuchen. Zu hören, wie Nadia Murad vom IS verschleppt und vergewaltigt wurde, sei »für muslimische Schüler beleidigend« und könne »Islamophobie nähren«, sorgte sich die Behörde.

Der Antisemitismusbericht von B’nai Brith verzeichnet nicht nur eine Zunahme antisemitischer Vorfälle, sondern insbesondere eine Zunahme von antisemitisch motivierten Körperverletzungen gegenüber dem Vorjahr: von neun auf 75. Viele dieser Körperverletzungen standen in Verbindung mit Anti-Israel-Demonstrationen im Mai 2021. Der B’nai-Brith-Vorsitzende Michael Mostyn erklärt:

»Keines dieser Dinge passiert von alleine. Auf dem Universitätscampus in Kanada gibt es seit Jahren Hetze.«

Unverhohlene Mordaufrufe gab es auch auf der Anti-Israel-Demonstration in Toronto. In einem der Beiträge brüllte eine Rednerin:

»Israel erlebt die tödlichsten Angriffe seit fünfzehn Jahren, alles dank palästinensischer Freiheitskämpfer, die ihr Leben riskieren.«

Auch das wurde von der Menge mit Gejohle und »Allahu Akbar«-Rufen begrüßt.

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