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Schon vor dem 7. Oktober: Eine Welle des Antisemitismus schwappt durch Europa

Nach Vergewaltigung eines zwölfjährigen jüdischen Mädchens Demonstration gegen Antisemitismus in Paris
Nach Vergewaltigung eines zwölfjährigen jüdischen Mädchens Demonstration gegen Antisemitismus in Paris (© Imago Images / ABACAPRESS)

Fast alle befragten Juden aus dreizehn EU-Ländern sagen, Antisemitismus erlebt zu haben, während fast zwei Drittel angeben, ständig damit konfrontiert zu sein.

In einer am Donnerstag von der Agentur für Grundrechte der Europäischen Union veröffentlichten Umfrage unter fast achttausend Juden aus dreizehn europäischen Ländern gaben 96 Prozent der Befragten an, in ihrem Alltag Antisemitismus zu begegnen. Europa erlebt eine »Welle des Antisemitismus«, die zum Teil durch den Konflikt im Nahen Osten verursacht wird, ist denn auch der Schluss, den die EU-Agentur aus den Ergebnissen ihrer zwischen Januar und Juni 2023 durchgeführten Studie zieht.

Insgesamt 84 Prozent der Befragten hielten den Antisemitismus für ein »sehr großes« oder »ziemlich großes Problem« in ihrem Land, während nur achtzehn Prozent und damit weniger als jeder Fünfte der Meinung war, dass die Regierungen wirksam dagegen vorgingen.

Vier von fünf Personen oder achtzig Prozent sagten der Agentur, der Antisemitismus in ihrem Land habe in den vergangenen fünf Jahren zugenommen; 64 Prozent fühlen sich »ständig« damit konfrontiert.

Etwa 37 Prozent der Befragten erklärten, im vergangenen Jahr belästigt worden zu sein, während vier Prozent angegriffen wurden, weil sie Juden sind. Mit 53 Prozent gaben mehr als Hälfte an, sich um ihre eigene Sicherheit zu sorgen, während sogar sechzig Prozent um das Wohlergehen ihrer Familie bangen.

Seit Hamas-Überfall explodiert

Drei Viertel haben das Gefühl, für die Handlungen der israelischen Regierung verantwortlich gemacht zu werden, weil sie Juden sind, heißt es in der Umfrage, die noch vor dem Hamas-Massaker durchgeführt wurde; die aber auch Informationen über den Antisemitismus enthält, die von jüdischen Organisationen im laufenden Jahr erhoben wurden. Einige dieser Organisationen meldeten einen Anstieg der antisemitischen Angriffe um 400 Prozent seit Oktober 2023.

Etwas mehr als die Hälfte der Befragten denkt, »Israelkritik« ist »wahrscheinlich antisemitisch«, während 62 Prozent erklärten, der arabisch-israelische Konflikt beeinträchtige ihr Sicherheitsgefühl.

Ein Verhaltensmuster, bei dem Menschen »immer darauf achten, wer im Bekanntenkreis jüdisch ist«, wird von 64 Prozent als antisemitisch eingestuft; jüdische Bürger nicht als Landsleute zu betrachten, bezeichnen 91 Prozent als »definitiv antisemitisch«.

Die Umfrage wurde in Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich, Polen, Rumänien, Schweden, Spanien, Tschechien und Ungarn durchgeführt. Die Studie war die dritte ihrer Art, die von der Agentur seit 2013 durchgeführt wurde, und ergab, dass es in einigen Bereichen nur marginale Anzeichen für Fortschritte gibt.

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