Was man einen türkischen Minister alles nicht fragen darf

friedman-kilic„Welche Themen hatte Friedman angesprochen? Alle, die man sich in einer Sendung vorstellt, die ‚Conflict Zone‘ heißt. Er habe nach dem Putsch, nach dem Verhältnis zwischen der Türkei und Deutschland gefragt, nach der Bundeswehr in Incirlik, nach der Visafreiheit und nach dem Umgang der türkischen Regierung mit den Kurden, sagte Friedman im Deutschlandfunk. Er habe sich erkundigt nach der Lage der Presse, nach den Massenverhaftungen von Journalisten, Richtern und Lehrern und nach dem Frauenbild der türkischen Regierung. Auch habe er wissen wollen, ob sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan noch als weltlicher Herrscher sehe oder als Imam, der religiöse Vorgaben mache, etwa zu Frauenrechten und dem Thema Verhütung. Da sei es dem Minister endgültig zu viel geworden. Am schwierigsten sei das Gespräch geworden, sagte Friedman im Deutschlandfunk, als der Minister gemerkt habe, dass aus der offenbar bei ihm vorhandenen Vorstellung, ‚dass gefragt werden soll, wie er will‘, nichts wurde.

Gleichwohl habe man sich nach dem Interview in üblicher Gepflogenheiten voneinander verabschiedet. Unüblich wurde es dann, als das Drehteam der Deutschen Welle vom Pressesprecher des Ministers aufgehalten und aufgefordert wurde, das Interview nicht zu senden. Das wiesen Friedman und sein Team selbstverständlich zurück. Doch dann habe der Presseoffizier den türkischen Kameramann des Teams angewiesen, ihm den Chip mit der Aufnahme des Interviews auszuhändigen – er bekam ihn schließlich in die Hände. Dagegen habe die Deutsche Welle postwendend Protest bei der türkischen Regierung eingelegt und ihr bis Dienstagmittag Zeit gegeben, die Aufnahme zurückzugeben. Als dies nicht erfolgte, habe man den Vorgang öffentlich gemacht.“

(Michael Hanfeld: „Beschlagnahmtes Interview. Was hat Michel Friedman den türkischen Minister gefragt?“)

 

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