Der Iran verbreitet weiter Lügen über den Abschuss von Flug PS-752

Beim Abschuss des ukrainischen Flugzeugs kam das russische Tor-System zum Einsatz (Vitaly V. Kuzmin/CC BY-SA 4.0)
Beim Abschuss des ukrainischen Flugzeugs kam das russische Tor-System zum Einsatz (Vitaly V. Kuzmin/CC BY-SA 4.0)

Auch die neuen Behauptungen des iranischen Regimes über den Abschuss eines ukrainischen Flugzeugs halten einer Überprüfung nicht stand.

Stephen Bryen, Asia Times

Der Iran verbreitet weiterhin falsche und absichtlich irreführende Geschichten über den Abschuss des Ukraine Airlines-Fluges PS-752. Dazu gehört auch die Behauptung, dass ein nervöser Bediener des Raketensystems ‚mit nur sechs Sekunden‘ Zeit für eine Entscheidung den Jet fälschlicherweise abgeschossen hat. Teheran sagt, dass der Mann dachte, er würde auf einen Marschflugkörper schießen.

Jedes moderne Luftverteidigungssystem besteht aus mindestens drei Teilen: der Raketenabschusseinheit, die die Flugabwehrraketen enthält, einem Erfassungsradar, das ein breites Gebiet absucht, um frühzeitig vor Bedrohungen zu warnen, und einem Gefechtsfeldradar, das das Ziel erfasst und den Flugkörper lenkt. Das russische Tor-System, das laut US-Geheimdiensten zum Abschuss von PS-752 benutzt wurde, verwendet beide Radartypen. Das System verfügt über ein modernes digitales Kommando- und Kontrollsystem und ein IFF-System (Freund-Feind-Identifikationssystem). Alles zusammen ist auf einem Kettenfahrzeug installiert. (…)

Ein Bediener des Radars kann nicht einfach einen Knopf drücken und eine Rakete starten. Es dauert mindestens eine volle Minute, manchmal sogar anderthalb Minuten oder mehr, bis die Rakete zum Abschuss bereit ist. Zumindest müssen die Zielinformationen mit einer oder mehreren Flugabwehrraketen verbunden und die Raketengyroskope [Kreiselinstrumente, die der Navigation und Lageregelung dienen], hochgefahren werden. Die Behauptung, dass der Bediener nur sechs Sekunden Zeit gehabt habe, ist nicht glaubwürdig. (…)

Außerdem ist ein Raketenoperator nicht berechtigt, eine Rakete abzufeuern, wenn er nicht die Erlaubnis seines Kommandanten erhält, der sich normalerweise nicht physisch im Fahrzeug befindet. Der Iran behauptet, dass es keine Kommunikation mit dem Hauptquartier gegeben habe und der Abschuss ohne Genehmigung durchgeführt worden sei. Kein Soldat der Welt, egal wie dumm er ist, würde riskieren, vor ein Erschießungskommando gestellt zu werden, weil er auf eigene Faust einen Raketenabschuss unternimmt.

PS-752 startete um 6:11.54 Uhr vom internationalen Flughafen in Teheran. Drei Minuten später, am letzten Kontaktpunkt, befand sich die Boeing 737 in einer Höhe von 8.000 Fuß – nicht annähernd die normale Flughöhe eines Marschflugkörpers. Jedes vernünftige Radar hätte sie von kurz nach dem Start bis zu ihrer Zerstörung verfolgt. Eine auf das Flugzeug abgefeuerte Rakete würde etwa 10 Sekunden brauchen, um es zu treffen, so dass wir sagen können, dass das Radarbild des Flugzeuges dem Tor-Raketenabwehrsystem fast die gesamten drei Minuten zur Verfügung gestanden hätte. (…)

Die Radarreflexion eines Marschflugkörpers wie der Tomahawk, dem einzigen Marschflugkörper im US-Arsenal, der Teheran treffen kann, ist im Vergleich zu einem Verkehrsflugzeug gering. Das Radarecho eines Jets wäre fünfmal größer als das einer Tomahawk, die keine Tarnkappentechnologie verwendet ist. Sie hat eine Flügelspannweite von weniger als neun Fuß, verglichen mit 112 Fuß bei einer 737-800.

PS-752 befand sich nach dem Start im Steigflug. Moderne Radargeräte können die Höhe bestimmen, und die Tatsache, dass PS-752 im Steigflug war, war der augenfällige Beweis dafür, dass es sich nicht um einen Tomahawk-Marschflugkörper handelte, der in einer Höhe von rund 50 Fuß über dem Boden fliegt. (…) Der Betreiber des Luftabwehrsystems müsste unglaublich dumm sein, um die Steigflugbahn eines Verkehrsflugzeugs mit der ebenen Flugbahn eines Marschflugkörpers zu verwechseln. Der Betreiber hatte Minuten lang Zeit, um den Unterschied zu erkennen.

Der Flug der Ukrainian Airlines war mit einem Radartransponder ausgestattet, der ein verstärktes Radarecho ausstrahlt, das das Flugzeug identifiziert und weitere Informationen für die Fluglotsen liefert. Warum sollte ein in Russland gebautes Luftverteidigungssystem mit IFF nicht automatisch zwischen kommerziellen und militärischen Jets unterscheiden, insbesondere wenn das System in der Nähe eines großen Verkehrsflughafens installiert wurde? (…)

Die iranischen Behauptungen halten einer Überprüfung nicht stand und sind absichtlich irreführend. Indem sie die Schuld auf einen niederen Bediener des Raketenabwehrsystems schieben, entziehen sich die Befehlshaber ihrer Verantwortung. (…) Indem sie weiter Geschichten erfinden, die auf absichtlich irreführenden und falschen Informationen basieren, beweisen sie, dass sie nicht einmal clever genug sind, um sich etwas halbwegs Überzeugendes einfallen zu lassen.“

Iran keeps concocting fake news on downed jet

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