Die Auswirkungen des Wassermangels auf die irakische Landwirtschaft sind schon heute spürbar. Innerhalb der nächsten zehn Jahre soll es noch schlimmer werden.
Der Irak steuert auf eine Wasserkrise historischen Ausmaßes zu. Laut einem neuen Bericht des Rudaw Research Center wird die verfügbare Wassermenge pro Kopf innerhalb des nächsten Jahrzehnts voraussichtlich um die Hälfte sinken. Die Studie, verfasst von Khalil Karim Mohammed, Dozent für Geografie an der Sulaimani-Universität, und Mahmoud Baban vom Rudaw Research Center, warnt davor, dass die Region »mit einer beispiellosen Dürrebedrohung konfrontiert ist«, die langfristige Folgen für die öffentliche Gesundheit, die Landwirtschaft und die regionale Stabilität haben könnte.
Die Ergebnisse zeigen, dass die derzeitige jährliche Verfügbarkeit erneuerbarer Wasserressourcen pro Person mit rund sechshundert Kubikmetern nicht nur weit unter dem internationalen Standard von tausend Kubikmetern liegt, sondern »in den nächsten zehn Jahren um die Hälfte oder mehr zurückgehen« wird. Erschwerend kommt hinzu, dass der Irak weltweit zu den Ländern mit dem höchsten Wasserverbrauch zählt, wobei allein 73 Prozent des Wasserverbrauchs auf den Agrarsektor entfallen. Die Dramatik der Krise wird vom World Resources Institute unterstrichen, das den Irak »unter den fünfundzwanzig Ländern mit dem höchsten Grundwasserstress« einstuft.
Diese Situation führt in immer größerem Ausmaß zur Abwanderung und Binnenflucht von Menschen aus den besonders betroffenen Gebieten.
Mehrere Faktoren
Laut den Studienautoren ist ein erheblicher Teil der Krise auf die Maßnahmen der Nachbarländer zurückzuführen, die grenzüberschreitende Flüsse kontrollieren, darunter die umfangreichen Staudammprojekte der Türkei, die »zu einem Rückgang des Wasserzuflusses in den Irak und die Region Kurdistan um vierzig Prozent geführt haben«. Zwar hat die Türkei Anfang Juli zugestimmt, die Wasserabgabe in den Tigris und den Euphrat um 420 Kubikmeter pro Sekunde täglich zu erhöhen, doch der Bericht kommt zu dem Schluss, dass weitreichendere und besser koordinierte Lösungen erforderlich sind, um eine langfristige Katastrophe zu verhindern.
Auch der Iran hat »über zwanzig Dämme und Projekte an den gemeinsamen Flüssen gebaut« und dadurch »einige vollständig ausgetrocknet«. Teheran erklärt seit dem Jahr 2011 seine Absicht, »alle Flüsse, die vom Iran in den Irak fließen, aufgrund seiner eigenen Wasserknappheit für sich abzuschneiden«.
Neben den externen Faktoren führt der Bericht die sich verschärfende Wasserknappheit im Irak auf den steigenden täglichen Wasserverbrauch und anhaltende Ineffizienzen zurück, darunter veraltete Bewässerungspraktiken und unzureichende Abwasserbehandlung. Demografische Trends dürften die Situation weiter verschärfen, so die Studie. »Derzeit leben 46,1 Millionen Menschen im Irak«, wobei Prognosen davon ausgehen, dass »bis 2035 bei einer dann geschätzten Bevölkerung von 57 Millionen« die Verfügbarkeit erneuerbarer Wasserressourcen auf »die Hälfte des derzeitigen Niveaus« sinken wird.
Um die dramatische Situation zu bewältigen, schlagen die Autoren einen dreigliedrigen Ansatz auf internationaler, nationaler und individueller Ebene vor.






