„Die Washington Post wurde am Wochenende kritisiert, weil sie einen Gastkommentar von Mohammed Ali al-Houthi, dem Anführer des Aufstands der Houthi im Jemen, veröffentlicht hat. Der Kampfruf der Houthi lautet ‚Tod für Amerika, Tod für Israel, Verdammt seien die Juden, Sieg dem Islam‘.
Summer Nasser, eine in New York ansässige jemenitische Aktivistin zeigte sich in mehreren Tweets schockiert. ‚Wie kann die Washington Post es einem Houthi, der Tausende Jemeniten getötet hat und Journalisten mundtot macht, indem er sie umbringt, gestatten, einen Gastkommentar zu schreiben?‘ fragte sie. Der am Londoner Chatham House tätige Peter Salisbury schrieb, er hätte nie geglaubt, dass Houthi eines Tages einen Gastkommentar in einer wichtigen amerikanischen Zeitung würde veröffentlichen können. (…)
Etliche Kommentatoren, insbesondere jene, die Saudi-Arabien unterstützen bzw. die Einmischung des Iran im Jemen kritisieren, haben sich kritisch zu dem Gastkommentar geäußert. ‚Die Redefreiheit ist das eine, dass die Washington Post den Houthi, einer vom Iran unterstützten, zutiefst antiwestlichen und antisemitischen Terrorgruppe, ein Forum bietet, stellt dagegen eine Form der Verhetzung dar‘, schrieb der Gründer von Cornerstone Global Associates Ghanem Nuseibeh.
Der in den Vereinigten Arabischen Emiraten erscheinende National kritisierte den Gastkommentar ebenfalls. Auch regierungstreue Jemeniten zeigten sich überrascht, dass ein Text des Rebellenanführers in den USA, einem Land, dem die Houthi den Tod wünschen, abgedruckt wurde. Da regierungstreue Standpunkte aus dem Jemen in den USA selten zu hören seien, verwundere es umso mehr, dass nun den Houthi, die Dissidenten in den von ihnen kontrollierten Gebieten mundtot machten, in den USA ein Forum geboten werde. (…)
Der offensichtlich antisemitische Kampfruf der Houthi ist besorgniserregend. Die Parole, ‚Tod für Israel, Verdammt seien die Juden‘ wird bei Kundgebungen der Houthi skandiert und findet sich unter anderem auf ihren offiziellen Fahnen und selbst auf Studierendenausweisen. Damit tragen die Houthi ihren Antisemitismus noch offener zur Schau als die Hisbollah oder das iranische Regime. (…)
Der Gastkommentar erschien zu einem Zeitpunkt, da manche in den USA eher dazu neigen, in dem Konflikt Partei zu ergreifen, und der Trump-Administration vorwerfen, sie übe unzureichenden Druck auf die Saudis aus, um ein Ende des Konflikts herbeizuführen. So gesehen stellt die Veröffentlichung des Gastkommentars al-Houthis vor dem Hintergrund der vor Kurzem erfolgten Tötung Khashoggis eine Herausforderung der Saudis und der Trump-Administration dar.
Ob US-Zeitungen antisemitischen Gruppen nach dem Massaker in Pittsburgh und angesichts des zunehmenden Antisemitismus in Europa ein Forum bieten sollten, ist allerdings umstritten. Zudem wurde der Gastkommentar ausgerechnet am 80. Jahrestag des nationalsozialistischen Novemberpogroms von 1938 veröffentlicht. Offenbar war dies nur wenigen, und nicht einmal den Houthi bewusst.“
(Seth J. Frantzman: „‚Washington Post‘ slammed for op-ed by antisemitic Houthi leader“)