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Was Sudans Präsident Bashir und Syriens Präsident Assad verbindet

Von Thomas von der Osten-Sacken

Was Sudans Präsident Bashir und Syriens Präsident Assad verbindetHoher Besuch war im Präsidentenpalast in Damaskus in den letzten Jahren eher eine Seltenheit, sieht man von Vertretern Russlands und des Iran ab, die aber als Alliierte Assads im Krieg gegen einen Großteil seiner eigenen Bevölkerung, eine besondere Rolle spielten. Ansonsten warete eher die zweite Reihe auf, etwa Delegationen der Alternative für Deutschland (AfD) oder der British National Party (BNP). Nein, mit Assad zeigte man sich ansonsten nicht gerne und wenn, fand diplomatischer Ausstausch auf unterer Ebene statt: der Mann hatte schließlich mehrfach Giftgas gegen seine eigenen Mitbürger zum Einsatz gebracht, hunderttausende in seinen Gefängnissen verschwinden lassen und  sich auch sonst einer Fülle von Kriegsverbrechen schuldig gemacht.

Auch wenn man sich in Europa und den USA längst damit abgefunden hat, dass, dank russischer und iranischer Hilfe, der syrische Diktator im Amt bleiben wird, zeigen mag man sich an seiner Seite nicht. Umso passender wenn nun als erster hochrangiger ausländischer Staatsgast ausgerechnet der sudanesische Präisent Omar al-Bashir in einem von Russen zur Verfügung gestellten Flugzeug nach Damaskus kommt. Bashir wird immerhin seit zehn Jahren vom UN-Kriegsverbrechertribunal mit internationalem Haftbefehl gesucht und muss sich genau überlegen, wen er im Ausland so besucht. Im Nahen Osten war das bislang einzig der türkische Präsident, dessen Land exzellente Beziehungen zum Sudan unterhält.

Aber wohler noch als in Ankara dürfte der sudanesische Präsident sich wohl in Assads Palast fühlen. Beide haben sich unzähliger Verbrechen schuldig gemacht, für den internationalen Terrorismus boten Damaskus und Khratoum jahrzehntelang sicheren Unterschlupf und von Bashir lernen, heißt für jeden Diktator siegen lernen. Der nämlich kam völlig ungeschoren mit seinen Massakern in Dafur durch, die – lange ist es her – einmmal als Inbegriff brutalisierter Gewalt galten. Und heute? Wer redet noch von Darfur? Vielleicht außer ein paar nostalgisch veranlagten Menschenrechtsaktivisten noch die Teilnehmer der sich schleppend hinziehenden Friedensverhandlungen, während vor Ort weiter zehntausende Menschen darben.

Und so wird es wohl Assad, sollte er sich länger an der Macht halten, auch ergehen. Schnell wächst dieser Tage das Gras über den Massengräbern im Nahen Osten. Die beiden Staatsmänner, die sich da lächelnd begrüßten, demonstrierten es dem Rest der Welt: Man ist in ein neues Zeitalter eingetreten, vorbei die Nachkaltekriegsordnung, in der halbherzig von Demokratie und Menschenrechten als Leitlinien der Außenpolitik geredet und noch halbherziger auch danach gehandelt wurde.

Der Westen, der diese Maximen einst ausgegeben hatte, spielt in Syrien ohnehin keine Rolle mehr. Nicht einmal mehr zu den Genfer Friedensverhandlungen der UN sind die USA mehr eingeladen. Sinnbildlicher könnten beide Ereignisse kaum zusammenfallen. Und vielleicht ist Bashir ja auch mit einer Botschaft aus Ankara nach Damaskus gereist, einen besseren Botschafter in diesem Konflikt könnte man sich kaum vorstellen. Bald werden vermutlich ganz andere Gäste nach Damaskus reisen, auch aus westlichen Staaten. Zumindest sollte ihnen bewusst sein, wessen Nachfolge sie da antreten. Kein passender als der sudanesische Präsident konnte den Reigen eröffnen.

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