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Was hinter dem iranischen Raketenangriff auf das US-Konsulat in Erbil steckt

Von iranischer Rakete zerstörtes Haus nahe des US-Konsulats in Erbil
Von iranischer Rakete zerstörtes Haus nahe des US-Konsulats in Erbil (© Imago Images / Xinhua)

Mit seinem Angriff auf Erbil lotet der Iran seine militärischen Möglichkeiten aus, weitere Anschläge auszuüben, ohne Sanktionen seitens den USA befürchten zu müssen.

Der iranische Raketenangriff auf Erbil in Irakisch-Kurdistan vom vergangenen Wochenende stellt eine massive Eskalation dar. Die aus etwa einem Dutzend ballistischer Raketen bestehende Salve traf zentrale Teile der Hauptstadt der autonomen Region Kurdistan und vermittelte seitens des Iran auch die Drohung, in der Lage zu sein, noch größeren Schaden anzurichten – unter anderem an die USA, deren Konsulat ins Visier genommen wurde.

Der iranische Angriff dürfte zwar auch eine Reaktion auf das Stocken der Atomverhandlungen in Wien gewesen sein, wo Russland versucht hatte, die USA zu weiteren Zugeständnissen zu bewegen und verlangt hatte, dass die internationalen Sanktionen den russischen Handel mit dem Iran nicht betreffen dürfen.

Daneben ist der Raketenangriff jedoch auch in einem größeren Zusammenhang mit Russlands Krieg in der Ukraine zu sehen, wie Seth J. Frantzman in der Jerusalem Post analysiert. Der Iran beobachte die westlichen Reaktionen auf den russischen Angriff ganz genau und habe daraus den Schluss gezogen, dass solche Kriegstreiberei keine Gegenschläge durch die internationale Gemeinschaft nach sich ziehe.

Nachdem der Iran nicht zum ersten Mal US-Ziele in Irakisch-Kurdistan mit Raketen angegriffen hat, stelle sich laut Frantzman die Frage, was das Neue an der Attacke vom 13. März gewesen sei. Er verweist auf die Menge und die Sprengkraft der verwendeten Raketen und darauf, dass der Angriff von iranischem Territorium aus erfolgt ist. All dies weise darauf hin, dass Teheran austesten wollte, in welcher Art die USA auf den Angriff reagieren.

Angesichts der amerikanischen Position, nicht in den ukrainischen Krieg hineingezogen werden zu wollen, die in der Weigerung resultiert, militärisch gegen Russland vorzugehen, wolle der Iran prüfen, ob Ähnliches in Bezug auf die Atomverhandlungen gelte.

Ist Washington ein Abkommen so wichtig, dass es eine Eskalation der Spannungen mit dem Iran verhindern möchte und deswegen auf einen Gegenschlag verzichtet? Riskieren die USA Gegenschläge auf iranisches Territorium, von wo die Raketen abgeschossen wurden?

Dies seien laut Frantzman die zentralen Gesichtspunkte, unter denen die Angriffe aus iranischer Sicht verstanden werden müssten. Teheran wolle prüfen, ob die USA in dieser Situation von einer Reaktion absehen, was die Islamische Republik in weiterer Folge als eine Art Blankoscheck ansehe, weitere Angriffe direkt vom Iran aus starten zu können: auf US-Ziele, Saudi-Arabien, den Golf und Israel.

Bislang nutzt der Iran hauptsächlich Stellvertretermilizen wie die Huthis, um Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, schiitische Milizen im Irak, um US-Ziele, oder die Hisbollah im Libanon, um Israel anzugreifen.

Nun setze Teheran laut Frantzman den nächsten Schritt, indem es Raketen und Drohnen direkt aus dem Iran auf andere Länder in der Region abfeuere. Dabei beobachte der Iran sehr genau, was diesbezüglich in Russland und der Ukraine geschehe: Während die USA Russland gegenüber zwar harsche Reaktionen angekündigt hatten, haben sie jedoch zugleich immer klar gemacht, ein militärisches Eingreifen werde nicht infrage kommen.

Der Iran ziehe aus der US-Reaktion auf Russlands Ukraine-Krieg also den Schluss, dass die USA kriegsmüde seien beziehungsweise Angst vor einem Krieg hätten, und wolle dieses Momentum für sich nutzen.

Wie Moskau auf die Untätigkeit der USA und der NATO setzt, um sich die Ukraine einzuverleiben, so tue es auch Teheran bei seinem Versuch, sich den Irak, Syrien, den Libanon und den Jemen einzuverleiben. »Der Iran ist ein Trittbrettfahrer« von Russlands Ukraine-Krieg, so Frantzmans Conclusio, der auf den Zug aufspringe, »um so weit wie möglich mitzufahren«.

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