Ähnlich wie die Kurden im Irak nach dem Sturz Saddam Husseins müssen nun die Kurden in Syrien eine grundsätzliche Entscheidung treffen.
Eine der zentralen Fragen der Neuordnung Syriens ist die künftige Struktur des syrischen Staates. Das Assad-Regime hat stets die Fiktion eines rein arabischen Staates propagiert, die mit der tatsächlichen Pluralität des Landes nie in Einklang zu bringen war. Wird das neue Syrien an der Vorstellung eines zentralisierten Einheitsstaates festhalten, oder wird es gelingen, eine föderale Struktur bzw. weitgehende Autonomieregelungen umzusetzen, wie es im Irak nach dem Sturz Saddam Husseins geschehen ist?
Im vierten Teil der Gespräche mit Florian Markl erläutert Thomas von der Osten-Sacken die aktuelle Stellung der Kurden in Syrien und streicht die zentrale Frage hervor, vor der sie stehen: Wird sich die syrische PYD von ihrer Mutterpartei PKK lösen und eine rein syrische Partei werden können; eine Transformation ähnlich jener, welche die irakischen Kurdenparteien nach dem Sturz Saddams durchgemacht haben?
Und er hebt einen bedeutsamen Unterschied hervor: Anders als im Irak und auch in der Türkei gibt es in Syrien, nicht zuletzt infolge der forcierten Arabisierungspolitik des Assad-Regimes, keine größeren, zusammenhängenden Kurdengebiete. Viele Kurden leben außerhalb des Territoriums der gegenwärtigen autonomen Regierung im Nordosten des Landes, dafür kontrollieren die kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte aber Gebiete, in denen vor allem Araber leben.