Niemand weiß, wer im vergangenen Monat rund ein Dutzend Explosionen im Iran verursacht hat, aber wenn Israel beteiligt ist, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die Mossad-Operation im Jahr 2018 – die Entwendung der nuklearen Archivs in Teheran – dazu beigetragen hat, der Aktion die Bühne zu bereiten.
Yonah Jeremy Bob, Jerusalem Post
Wie sind die Ereignisse von 2018 und 2020 miteinander verbunden? Bis zum Diebstahl des iranischen Nukleararchivs im Januar 2018 war es der Islamischen Republik paradoxerweise gelungen, eine Art „moralische Erhabenheit“ im Nuklearbereich zu erlangen. Trotz der Tatsache, dass die Ayatollahs den Terrorismus in der gesamten Region unterstützten und ballistische Raketentests durchführten, hielten sie sich technisch gesehen an die Bestimmungen des Nuklearabkommens von 2015 – sie waren „in compliance“.
Ein Angriff auf das iranische Atomprogramm zu dieser Zeit hätte auf mehreren Ebenen katastrophal sein können. Doch nach der Operation des Mossad änderte sich alles. (…) Erstens drängte die Operation die USA dazu, die endgültige Entscheidung zu treffen, aus dem Deal auszusteigen und eine Kampagne „maximalen Drucks“ gegen den Iran einzuleiten. Genauso wichtig war, dass sie schließlich die Internationale Atomenergiebehörde gegen das Regime aufbrachte. (…)
Tatsächlich erklärten Quellen, die dem Mossad-Direktor Yossi Cohen nahe stehen, der Jerusalem Post im September 2019, dass die größte Errungenschaft der Mossad-Operation darin bestand, eine umfassende Karte sowohl der deklarierten als auch der nicht deklarierten iranischen Nuklearstandorte zu erhalten.
Im bislang jüngsten Schritt verurteilte der IAEO-Gouverneursrat Teheran im vergangenen Monat wegen seiner Kooperationsverweigerung, wobei IAEO-Generaldirektor Rafael Grossi kürzlich sogar andeutete, dass er die Angelegenheit vor den UN-Sicherheitsrat bringen könnte. Dies war eine andere Tonart, als jene, die die die IAEO vor der Mossad-Operation 2018 gepflegt hatte.
Einer der größten Verstöße gegen das Nuklearabkommen von 2015, für den die Nuklearbehörde den Iran zur Rechenschaft gezogen hat, ist die Tatsache, dass Teheran die Vorgaben für den Einsatz fortschrittlicher Zentrifugen missachtet hat. Fortschrittliche Zentrifugen waren das, was die Explosion in Natanz am 2. Juli traf (…)
Die Sprengung eines Dutzends von Anlagen, darunter eines Teils des sensiblen Standorts Natanz, wäre unrechtmäßig gewesen, solange die Islamische Republik als „in compliance“ mit dem Atomdeal galt. Damit hätten die Ayatollahs die Täter legitimerweise isolieren und in „Selbstverteidigung“ mit Gewalt zurückschlagen können. (…) Andere, etwa iranische Dissidenten, die USA und die Saudis, könnten an den jüngsten Explosionen beteiligt gewesen sein. Wer auch immer es aber getan hat, er profitierte maßgeblich von der legendären Mossad-Operation von 2018.
Der Text „Did Mossad’s 2018 Iran operation pave way for 2020 explosions? – analysis“ von Yonah Jeremy Bob ist zuerst in der Jerusalem Post erschienen. Übersetzung von Alexander Gruber.