Erst als nach dem ‚arabischen Frühling‘ 2011 breit über sexuelle Gewalt auf Demonstrationen in Ägypten diskutiert wurde, sahen auch arabische Feministinnen die politische Dimension. Der Zusammenhang war nun offensichtlich: In den Moscheen predigten Islamisten, Frauen gingen nur auf Demos, um vergewaltigt zu werden. Viele Demonstrantinnen erkannten in dem Mob, aus dem heraus sie gezielt begrabscht wurden, Anhänger der Muslimbrüder. Darüber hatte ich schon oft geschrieben und nun schrieb ich es also auch für die ‚Bundeszentrale für politische Bildung‘ – mit Zitaten, Namen und Ortsangaben. Lange erhielt ich keine Antwort. Zwei Monate später kam die Absage: Qualitätskriterien nicht erfüllt. Nachbesserung zwecklos. Wieder und wieder las ich die E-Mail, dann den ursprünglichen Auftrag und meinen Artikel. Ich hatte den Auftrag exakt abgearbeitet. Ich hatte mich mit rassistischen Orientbildern auseinandergesetzt und die Kulturthese abgelehnt. ‚Habe ich dir doch gesagt‘, sagte mein Freund. ‚Das wollen sie nicht hören.‘“
(Hannah Wettig: „Über den Mythos vom fremden Vergewaltiger“)