„Es waren die USA, der NATO-Partner der Türkei, die sich über die zunehmenden Aktivitäten von al-Qaeda in Idlib beschwerten. Es ist der gleiche Partner, der zurzeit im Kampf gegen den Islamischen Staat mit den YPG – dem syrischen Arm des Erzfeinds der Türkei, der PKK – zusammenarbeitet. Die PKK wird auch von den USA als Terrororganisation eingestuft. Es war die Türkei, die (mit Hilfe der USA) die FSA gegen das Assad-Regime in Syrien unterstützte. Es waren die USA, die sich aus dem Kampf gegen Assad zurückzogen, um mit dessen wichtigstem Verbündeten Russland im Interesse eines gemeinsamen Kampfes gegen den Islamischen Staat und al-Qaeda zusammen zu arbeiten. Die Kooperation [des türkischen Geheimdienstes] MİT mit der CIA scheiterte, weil die USA beschlossen, den Kampf gegen Assad aufzugeben und sich stattdessen auf den Islamischen Staat zu konzentrieren. Viele Kämpfer der FSA, ebenso wie viele dschihadistische Aufständische weigerten sich jedoch, auf Angriffe gegen das Assad-Regime zugunsten des Kampfs gegen al-Qaeda und den Islamischen Staat zu verzichten. Die Türkei tut nun, was die USA vor einigen Monaten gerne selbst getan hätten: Die FSA ist überredet worden, mit der Rückendeckung der Türkei ausschließlich al-Qaeda und den Islamischen Staat zu bekämpfen und den Kampf gegen Assad von ihrer Prioritätenliste zu streichen.
Der Unterschied besteht darin, dass die Türkei diese Operation nun nicht gemeinsam mit den USA, sondern zusammen mit Russland ausführt. Beim Waffenstillstand in Idlib handelt es sich um einen Waffenstillstand zwischen der FSA und den regimetreuen Streitkräften. Die Türkei soll die FSA kontrollieren, während die Russen die Truppen des Regimes im Zaum halten und der Iran die regimetreuen schiitischen und alawitischen Milizen. Die Operation in Iblidb hat die Aufmerksamkeit der türkischen Öffentlichkeit wieder einmal auf Syrien gerichtet, diesmal auf eine Weise, die weder die Russen oder die USA stört, obwohl der Gegensatz mit den USA wegen der PKK bestehen bleibt. (…) Auch in Syrien deutet sich an, dass der Abstand und Antagonismus zwischen Erdoğan und Assad sich trotz der harschen Rhetorik, mit der die beiden einander in der Vergangenheit bedacht haben, verringern. Diese Entwicklung ist vorwiegend der Präsenz nicht der USA, sondern der Russen zu verdanken.“ (Murat Yetkin: „Getting Turkey’s new Syria operation straight“)