„Was Arte und der Westdeutsche Rundfunk senden und was sie nicht senden, ist schon interessant. Im März lief beim WDR über den niederländischen Politiker Geert Wilders ein Film, dessen antisemitischer Unterton einem nicht entgehen konnte. Die Bildgebung, die Gesprächspartner, die Mosaiksteine, die der Autor Joost van der Valk für sein Porträt des Vorsitzenden der Partij voor de Vrijheid aneinanderfügte, ließen diesen – zwischen den Zeilen – als Kopf einer jüdischen Weltverschwörung erscheinen. Das ging so weit, dass ein Islamist zu Wort kam, der Wilders’ ablehnende Haltung zum Islam mit dem Weltbild der Zionisten gleichsetzte. Obwohl der WDR den Film nach öffentlicher Kritik nachbearbeitete, blieb der Eindruck erhalten, dass mit Wilders’ Verbindungen zum Judentum etwas nicht koscher sei. Dieses Porträt also sendete der WDR.
Den Film ‚Auserwählt und ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa‘, mit dem die Autoren Joachim Schröder und Sophie Hafner von Arte und dem WDR als Kooperationspartner beauftragt worden waren, bekommen wir derweil weder beim deutsch-französischen Sender noch beim Westdeutschen Rundfunk zu sehen. Die Begründung dafür klingt fadenscheinig: Der Programmdirektor von Arte, Alain Le Diberder, verweist auf den fehlenden „Proporz“ der Drehorte und darauf, dass der dritte vorgesehene Autor des Films – der deutsch-palästinensische Publizist und Psychologe Ahmad Mansour – nurmehr als Berater fungiere. Auf diese Mitwirkungsart hatte sich Mansour aus familiären Gründen zurückgezogen. Ohne ihn als Autor aber erschien Arte und dem WDR, der sich mit formalen Argumenten aus der Sache herausredete, das Ganze nicht mehr ‚ausgewogen‘. Diese ‚Ausgewogenheit‘ erscheint uns ausgesprochen verlogen. Wir wollen sie anders nennen: Feigheit. Es ist die Feigheit davor, sich mit dem wachsenden Antisemitismus auseinanderzusetzen, der die Wurzeln der deutschen wie der französischen Gesellschaft berührt.“ (Michael Hanfeld: „Arte und WDR gehen in Deckung“)