Frieden mit dem Land, in dem einst die berüchtigten „drei Neins“ der Arabischen Liga an Israel beschlossen wurden, hätte große symbolische Bedeutung.
Raphael Ahren, The Times of Israel
Die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain Länder sind Länder, die Israels Sorge über die iranische Kriegslust teilen und daher seit langem mit der Normalisierung geliebäugelt haben. Und sie waren nie im Krieg mit Israel.
Der Sudan hingegen ist seit seiner Gründung ein erbitterter Feind des jüdischen Staates. Während des Unabhängigkeitskrieges 1948 schlossen sich sechs sudanesische Armeekompanien den Ägyptern im Kampf gegen den entstehenden jüdischen Staat an. Die Feindseligkeit dauerte sieben Jahrzehnte lang an. Bis 2016 war der Sudan ein treuer Verbündeter des Iran und half der Islamischen Republik, Raketen und andere Waffen an palästinensische Terrorgruppen in Gaza zu schmuggeln. Dies veranlasste Israel laut ausländischen Berichten dazu, wiederholt militärische Einrichtungen im Land zu bombardieren.
Das sudanesische Regime unterscheidet sich stark von dem der VAE und Bahrains. Es ist auf dem Weg zu einer Demokratie, während die beiden Golfstaaten auf absehbare Zeit weiterhin von Autokraten regiert werden. Und die geopolitische Lage Khartums macht das Land für Israel sehr interessant, sagt Irit Bak, Leiterin der Afrikastudien an der Universität Tel Aviv.
„Wir haben jetzt diplomatische Beziehungen mit den meisten afrikanischen Ländern, und ein wichtiges Land wie der Sudan, der eines der größten Länder Afrikas ist und auch eine Art Brücke zwischen Afrika südlich und nördlich der Sahara, zwischen Arabern und Afrikanern in Afrika darstellt, könnte ein großer Vorteil bei Israels Bemühen darum, in internationalen Foren mehr diplomatische Unterstützung zu bekommen“, so Bak am Donnerstag vor dem Jerusalemer Presseclub.
Mit einem Territorium von 1.861.484 Quadratkilometern (718.722 Quadratmeilen) ist der Sudan 22 Mal größer als die VAE und Bahrain zusammen. Er hat eine Bevölkerung von 45 Millionen Menschen, von denen die meisten ethnisch gesehen sudanesische Araber sind. Die Vereinigten Arabischen Emirate hingegen haben nur 10 Millionen Einwohner, von denen nur 12 Prozent Emiratis sind. (Bahrain hat eine Bevölkerung von 1,5 Millionen, weniger als die Hälfte davon Bahrainis.) (…)
Und wie sieht es mit den Beziehungen zwischen den Menschen aus? Die Emiratis scheinen von den neuen Verbindungen zu Israel aufrichtig begeistert zu sein, und auch die Bahrainis haben das Abkommen ihrer Regierung mit Jerusalem trotz einiger Proteste der schiitischen Bevölkerung weitgehend begrüßt. Beide Länder haben kleine, aber gut integrierte jüdische Gemeinden, die von der Regierung unterstützt werden.
Im Sudan ist die Situation komplizierter. Trotz der kürzlich erfolgten Gründung einer Handvoll pro-israelischer Gruppen, die für eine Normalisierung eintreten, ist der Hass gegen den Staat Israel immer noch weit verbreitet. Laut der Afrika-Expertin Bak wäre ein Friedensabkommen mit Israel „bei vielen Strömungen in der sudanesischen Politik und Gesellschaft recht umstritten“ und könnte „unter vielen Bevölkerungsgruppen und in der Zivilgesellschaft im Sudan Antagonismus hervorrufen“.
Im ganzen Sudan gibt es keine funktionierende Synagoge; tatsächlich ist von der einst blühenden jüdischen Gemeinde nur noch eine einzige jüdische Familie übrig geblieben.
Der Normalisierungsprozess mit dem Sudan wird wahrscheinlich kompliziert, unruhig und viel langsamer verlaufen als der mit den VAE und Bahrain. Aber wenn er erfolgreich abgeschlossen wird, würde Jerusalem endlich Frieden mit einem großen und wichtigen Land haben, das jahrzehntelang ein Paradebeispiel für den Krieg der arabischen Welt gegen den jüdischen Staat war.
(Aus dem Artikel „‘Yes, yes, yes’: Why peace with Khartoum would be true paradigm shift for Israel“, der von der Times of Israel veröffentlicht wurde. Übersetzung von Florian Markl.)