Warum Trumps Golanentscheidung kaum arabische Kritik hervorruft

Von Thomas von der Osten-Sacken

Gut erinnere ich mich noch an einen Auszug aus der Wettervorhersage der israelischen Zeitung Haaretz aus dem Dezember 1999. Das Wochenende im Norden des Landes werde schön, hieß es da, Zeit noch einmal den Golan zu besuchen, ohne seinen Pass mitnehmen zu müssen. Damals nämlich verhandelten Syrien und Israel über die Rückgabe des Bergzuges und über ein mögliches Friedensabkommen.

Noch war die zweite Intifada nicht ausgebrochen, der Oslo-Prozess stockte zwar, schien aber unaufhaltsam. Und in dieser allgemeinen Stimmung herrschte der Eindruck vor, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis der Golan an Syrien zurückgegeben werden würde. Einzig einen kleinen Uferstreifen am östlichen Ufer des Sees Genezareth wollte Israel behalten und bot dafür sogar einen Landtausch an.

Bekanntlich ist ein Friedensabkommen nie zu Stande gekommen: Der Vater des heutigen syrischen Präsidenten, Hafiz al-Assad zog es vor, Teil der Achse des Widerstandes und damit im iranischen Orbit zu bleiben. Wenige Monate später brachen Yassir Arafat und die palästinensischen Parteien die Al-Aqsa-Intifada los und jene Zeit, in der Frieden nicht nur mit den Palästinensern, sondern auch mit allen Nachbarländern Israels als reale Option erschien, endete.

Wenn nun Donald Trump die Annexion des Golan anerkennt und damit nicht nur Fakten schafft sondern weit eher Fakten einfach anerkennt, sollte man sich also kurz in Erinnerung rufen, wie es vor zwanzig Jahren aussah. Hätte Syrien damals einem Friedensabkommen zugestimmt, wäre der ganze  Golan heute wohl wieder unter syrischer Kontrolle.

Umso lächerlicher also ist es, wenn jetzt in Damaskus das Geschrei losgeht, es handele sich um eine ganz furchtbare Verletzung syrischer Souveränität und überhaupt ein zio-imperialistisches Verbrechen. Dies scheint man denn anderswo in der Region auch nur zu gut zu wissen: Bis auf ein paar von Assad kontrollierte Drusen ging bislang niemand wegen der Entscheidung in der Region auf die Straße. Im Gegenteil wundert sich etwa die New York Times, wie wenig Kritik bislang aus den Hauptstädten der arabischen Welt zu hören war.

Dass nun die Annexion dieses einst für den arabischen Kampf gegen Israel so hochsymbolischen Gebiets mehr oder weniger sang- und klanglos von den USA anerkannt wird, ist nämlich vor allem dem Diktator in Syrien zu verdanken. Hätte sein Vater sich damals anders verhalten, der Golan wäre wohl so zurückgegeben worden, wie 1980 der Sinai an Ägypten.

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