Die Vorfälle zeigen, dass Russland und der Iran im Syrienkonflikt zwar auf der gleichen Seite stehen, sich aber nicht immer so verhalten. Während beide Mächte sich dem allgemeinen Ziel verpflichtet fühlen, das Regime des syrischen Präsidenten Bashar Assad an der Macht zu halten, wollen sie mit dem Ende des Krieges aber zugleich auch ihren eigenen Einfluss und Reichtum ausbauen. Weitere Faktoren dürften zu der jüngsten Wendung beigetragen haben, darunter der Wechsel der vom Iran unterstützten Milizen zur Guerillataktik als direkte Folge der rückläufigen iranischen Finanzhilfe. (…)
Teheran gewinnt auch wirtschaftlich an Einfluss. Ein Bericht von Chatham House aus dem Jahr 2018 ergab, dass Teheran versucht, seine Präsenz vor Ort durch Landnahme auszubauen, einschließlich eines großen Gebiets, das bis in die Innenstadt von Damaskus hineinreicht. Der Report berichtet über den Export von Waren aus dem Iran nach Syrien sowie über die Unterzeichnung von mindestens fünf Kooperationsabkommen, die es Teheran ermöglichen würden, ‚in einen Hafen in der Küstenstadt Tartus zu investieren, 5.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzflächen zu nutzen, Phosphatminen südlich von Palmyra zu erschließen und Lizenzen für Mobilfunkbetreiber zu vergeben.‘ Russland hat jedoch mit einem der leistungsfähigsten Nachrichtendienste der Welt versucht, die iranischen Aktivitäten in Schach zu halten.
Die Quellen in Damaskus deuten darauf hin, dass Moskau einige der wirtschaftlichen Expansionspläne des Iran blockiert hat. Aber wie lange wird Russland den Iran in Schach halten können und wie lange kann Moskau darauf zählen, dass andere Akteure in der Region seinen Tanz mit den Wölfen tolerieren? (…) Die Uhr tickt und es wird nicht mehr lange dauern, bis Teheran auch in Syrien eine Miliz geschaffen hat, die wie die Hisbollah im Libanon und die Volksmobilmachungseinheiten im Irak fungieren.“ (Imam Zayat: „Is Russia-Iran marriage of convenience unravelling in Syria?“)