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Warum sich Abbas’ Autonomiebehörde vor hebräischen Werbetafeln fürchtet

Das arabische Dorf Husan in der Westbank
Das arabische Dorf Husan in der Westbank (© Imago Images / ZUMA Wire)

Zwischen dem arabischen Dorf Husan und der jüdischen Gemeinde Beitar Illit im Westjordanland kann man beobachten, was passiert, wenn die Nachbarn als Nachbarn miteinander in Kontakt kommen.

Abraham Cooper, The Hill

Am 9. Juli berichtete die Jerusalem Post, dass Abdullah Kmeil, der Gouverneur der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) des Salfit-Distrikts im Westjordanland, eine „strikte Order“ erlassen habe, die alle kommerziellen Einrichtungen und Geschäfte in dem Gebiet dazu verpflichtet, Schilder und Werbetafeln in hebräischer Sprache zu entfernen. (…)

Angesichts der Tatsache, dass COVID-19 immer noch ein Problem unter ungeimpften Palästinensern ist; dass die palästinensischen Wahlen erneut verschoben wurden; und dass der jüngste Krieg der Hamas mit Israel immer noch Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung des Gazastreifens hat, stellt sich die Frage: Verdienen hebräische Schilder in palästinensischen Städten da wirklich die ernsthafte Aufmerksamkeit seitens der PA?

Um die Ängste der Palästinensischen Autonomiebehörde zu verstehen, hilft es, sich die Geschichte von Ziad Sabateen anzusehen. Sabateen ist Einwohner des arabischen Dorfes Husan, das buchstäblich nur einen Steinwurf vom Jerusalemer Vorort Tzur Hadassah und der orthodoxen jüdischen Gemeinde Beitar Illit im Westjordanland entfernt liegt.

Noch vor nicht allzu langer Zeit war Husan ein Brennpunkt für Steinwürfe und Terroranschläge gegen die jüdischen Nachbarn. Aber das hat sich geändert, vor allem wegen der Bemühungen von Sabateen, einem ungewöhnlichen palästinensischen Friedensaktivisten.

Als Teenager war Sabateen wegen seiner Beteiligung an der ersten Intifada in den späten 1980er Jahren fünf Jahre lang in Israel inhaftiert. Danach wurde er Gründungsmitglied der Graswurzelbewegung „Friends of Roots“, die gegenseitiges Verständnis und Gewaltlosigkeit zwischen Palästinensern und Israelis fördern soll, und Mitbegründer von „The Path of Hope and Peace“.

Wie Sabateen mir letzte Woche in seinem Haus erklärte, sind verschiedene palästinensische Bewegungen in israelischen Gefängnissen vertreten und sehr gut organisiert. Als er mit ihnen in Kontakt kam, war Sabateen unzufrieden, sobald er das Thema eines Friedensschlusses mit Juden ansprach, was ihn schließlich dazu brachte, einen anderen Weg einzuschlagen.

Wie anders dieser Weg ist, wurde mir schnell klar, als er mich, zusammen mit dem israelischen Knessetmitglied Amichai Chikli und dem Gemeindeaktivisten Eran Tibol, an einer belebten Tankstelle und einem Mini-Einkaufszentrum abholte, das von Arabern und Juden gleichermaßen besucht wird.

In einwandfreiem Hebräisch erzählte Sabateen von seinem persönlichen Weg und seiner Wandlung. Als wir die Autobahn in Richtung seines Dorfes verließen, wies er auf das Offensichtliche hin: dort trafen Haredim (orthodoxe Juden) aus Beitar Illit mit arabischen Händlern zum Einkaufen zusammen. Über jedem Laden hing ein Schild in Hebräisch, Englisch und Arabisch. Palästinenser und Juden aus dem Westjordanland kamen miteinander ins Gespräch, ohne Rücksicht auf Politik und Grenzen.

Solche alltäglichen Interaktionen haben in Husan – zumindest für den Moment – die tödlichen Stereotypen und Dämonisierungen des Anderen ersetzt. Kein Wunder, dass sich die Palästinensische Autonomiebehörde davon bedroht fühlen muss.

Wir saßen über eine Stunde lang in Sabateens Wohnzimmer – drei Palästinenser, drei Israelis und ein Amerikaner – und diskutierten verschiedene Pläne, um unsere Völker aus dem Sumpf des Konflikts zu ziehen. Im Wohnzimmer lagen Karten, Bücher, Aufsätze herum. Ich bin mir nicht sicher, ob irgendeiner von ihnen den Schlüssel für den endgültigen Frieden enthält. Aber eine Sache war klar: Sabateen ist ein Friedensstifter.

Als es bereits an der Zeit war zu gehen, kam das Thema Abrahams-Friedensabkommen auf. „Wer weiß“, sagte Sabateen, „vielleicht können die Könige von Bahrain und Marokko und der Herrscher in den Vereinigten Arabischen Emiraten uns hier in diesem Land helfen, so einem Abkommen auch näherzukommen.“

(Aus dem Artikel Is Washington missing the real sign of the times with Israelis and Palestinians?“, der bei the Hill erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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