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Warum nähert sich Jordanien der Türkei an?

Jordaniens Außenminister Safadi bei einer Pressekonferenz mit seinem türkischen Amtskollegen Fidan
Jordaniens Außenminister Safadi bei einer Pressekonferenz mit seinem türkischen Amtskollegen Fidan (Imago Images / Xinhua)

Die rasanten Entwicklungen in der Region haben Jordanien dazu veranlasst, sich Ankara, dem engen Verbündeten der neuen syrischen Regierung, anzunähern.

Am 6. Januar traf eine hochrangige jordanische Delegation, welcher der stellvertretende Premierminister, der Außenminister, der Oberbefehlshaber der Armee und der Geheimdienstchef angehörten, mit ihren türkischen Amtskollegen und Präsident Recep Tayyip Erdoğan zusammen. Im Anschluss an die Gespräche hielt der jordanische Außenminister Ayman Safadi eine Pressekonferenz mit seinem türkischen Amtskollegen Hakan Fidan ab, bei der Safadi betonte, dass »die Sicherheit und Stabilität Syriens Teil der Sicherheit und Stabilität Jordaniens und der Türkei ist, da es sich um Nachbarländer handelt«.

Der Außenminister wies darauf hin, das jordanisch-türkische Treffen habe dazu gedient, »die Bemühungen der beiden Länder zum Wohl des syrischen und palästinensischen Volkes zu koordinieren«. Darüber hinaus betonte er, Jordanien lehne eine Rückkehr des Terrorismus nach Syrien dezidiert ab.

Sein türkischer Amtskollege wiederum erklärte, dass sich sein Land seit dem Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad mit Jordanien abstimme. Ankara und Amman wären »sich einig über die Stabilität, den Wiederaufbau, die Einheit und die Unabhängigkeit Syriens«, so Fidan und fügte hinzu, bei dem Treffen seien »der Kampf gegen den Terrorismus sowie die Entwicklungen im Irak und in der Region im Allgemeinen erörtert« worden.

Zu den Ergebnissen des Treffen sagte das Mitglied der türkischen Regierungspartei AKP, Yusuf Katipoglu, die binationalen Unterredungen hätten zu einer Vereinbarung zur Stärkung der gemeinsamen Verteidigung geführt, ohne Einzelheiten über getroffenen Abmachungen zu nennen.

Gemeinsame Sorge

Die Türkei grenzt an die nördlichen Regionen Syriens, während der größte Teil der südlichen Grenze das Land von Jordanien trennt. Diese Linien bereiten sowohl Ankara als auch Amman seit Langem Sorgen, da sie mit den Folgen des Sicherheitschaos, der Ausbreitung bewaffneter Gruppen und der blutigen Konflikte in Syrien zu tun haben, wenn auch auf sehr unterschiedliche Arten: So ist die Türkei ein offensiver Player in Nordsyrien, wo sie vor allem gegen die Kurden vorgeht, während Jordanien unter dem syrischen Drogenschmuggel und den iranischen Destabilisierungsversuchen litt.

Der jordanische Politologe und Analyst Hussein Rawashdeh ist daher der Ansicht, dass die Annäherung zwischen Jordanien und der Türkei insbesondere mit der Syrien-Frage zusammenhängt und bestätigt die strategische Bedeutung Syriens für Jordanien, da es über eine fast vierhundert Kilometer lange Grenze mit dem eigenen Land verbunden ist: »Der Besuch des Außenministers, des Generalstabschefs und des Geheimdienstchefs in der Türkei stand im Zusammenhang mit der Erörterung politischer und sicherheitsbezogener Fragen im Zusammenhang mit den Ereignissen in Syrien, und es gab eine Einigung zwischen den beiden Parteien über die Bekämpfung des Terrorismus, nicht zuletzt angesichts der Befürchtung einer erneuten Wiederbelebung des IS.«

Beobachtern zufolge scheint das gemeinsame Interesse an der Stabilität Syriens die beiden Staaten veranlasst zu haben, frühere Konflikte beiseite zu legen, insbesondere im Zusammenhang mit Ankaras Unterstützung der Muslimbruderschaft, die Jordanien als Bedrohung für das Königreich ansieht.

Darüber hinaus spiegle nach dem jordanischen Politologen Munther Al-Hiwarat die Koordination zwischen der Türkei und Jordanien das wachsende Bewusstsein der jordanischen Regierung für die ernsthaften Risiken wider, welche die Stabilität des Königreichs bedrohen, sollte das Chaos in Syrien anhalten: »Jordanien möchte einen effektiven Beitrag zur Erreichung langfristiger Stabilität in Syrien und der Region leisten. Daher stellen diese Koordinierungsbemühungen mit der Türkei einen aktiven Schritt dar, um die negativen Auswirkungen regionaler Krisen zu vermeiden und das Gleichgewicht und die Stabilität in Syrien wiederherzustellen.«

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